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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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hat.« Der Schweiß stand ihm auf der Stirn. »Victoria«, sagte Alice, »mach uns einen Krug Limonade.«
    »Bleib sitzen! Mit der Limonade ist jetzt Schluß. Wenn es sein muß, werden wir von nun an Gras fressen, aber wir müssen die tausend Dollar zusammenbringen, um die Hypothek abzulösen. Unser Leben hängt davon ab. Fang gleich an, Alice. Sag uns jetzt, wie du Geld sparen kannst.«
    »Ach Gott!« sagte sie mit stockender Stimme. Sie führte den Haushalt schon seit einiger Zeit so sparsam wie möglich. Sie wollte schon erwidern, daß keine weiteren Sparmaßnahmen mehr möglich waren, doch dann sah sie sein ernstes Gesicht, hinter dem die Güte seines Wesens hervorleuchtete, und begriff, daß sie doch noch mehr tun mußte.
    Sie fing an, all die kleinen Dinge aufzuzählen, die getan werden konnten: »Wir kaufen keine Kleider mehr. Keine Spielsachen zu Weihnachten. Kein Zuckerzeug. Wir werden viel Maismehlbrei essen, so wie wir das auch im Grashaus getan haben. Und wir brauchen keine Vorhänge oder Besen oder solches
    Zeug. Mir wäre es lieber, du würdest mir überhaupt kein Geld mehr geben, Earl. Ich handle einfach zu unbedacht. Kauf du alles ein und zahle du die Rechnungen.«
    Die beiden älteren Kinder gaben an, welche Entbehrungen sie bereit waren auf sich zu nehmen, und als die Reihe an Earl kam, sagte er mit rauher Stimme: »Ich werde die zwei Braunen verkaufen.«
    »O nein!«protestierte seine Frau. »Sie sind doch unser aller Lieblinge.«
    »Ich muß sie verkaufen.«
    Daß Earl die zwei Braunen verkaufen wollte, war mehr, als Alice ertragen konnte. Sie brach in Tränen aus, ließ den Kopf auf den Tisch fallen, und ihre Schultern zuckten.
    »Tröste sie«, wies Earl seine Tochter an und begann aufzuzählen, welche Ausgaben er in Zukunft vermeiden würde. »Earl, um Himmels willen«, sagte seine Frau mit schwacher Stimme, als er damit fertig war, »verkauf die Pferde nicht. Wir werden in der Kirche nichts in den Klingelbeutel tun, und Victoria kann... «
    »Wir werden darüber hinwegkommen, Alice. Wir werden diese Schuld bezahlen. Es war mein Fehler, aber wir müssen alle dazu beitragen, ihn wieder gutzumachen.«
    Die Grebes befleißigten sich also einer so spartanischen Lebensweise, daß nur ihre Nachbarn, die sich in ähnlichen Schwierigkeiten befanden, dafür Verständnis aufbringen konnten. Zwei unerwartete Geschehnisse bestärkten sie in ihrer Haltung. Vesta und Magnes Volkema, die nie irgendwelche Hypotheken aufgenommen hatten, kamen aus eigenem Antrieb, und Vesta sagte: »Wir haben einige Ersparnisse. Wenn dieser elende Kerl versuchen sollte, aus der Hypothek die Zwangsvollstreckung zu betreiben, werden wir eure Zinsen zahlen.«
    »Es freut mich, zu sehen, daß ihr eure Ausgaben einschränkt, Earl«, sagte Magnes. »Wenn wir nur ein bißchen Regen bekommen, seid ihr aus dem Ärgsten heraus.«
    Der andere geschätzte Besucher war Dr. Thomas Dole Creevey. Auf eigene Kosten besuchte er das Trockenbodengebiet, das am ärgsten unter der vorjährigen Dürre gelitten hatte. Er dachte nicht im entferntesten daran zu kapitulieren und berief eine Versammlung in den Festsaal der Schule ein. »Verliert nicht den Mut!« forderte er die Farmer mit seiner tiefen, kräftigen Stimme auf. »Hört nicht auf die Viehzüchter, wenn sie euch hämisch zurufen: >Wir haben es euch ja gesagt! < In der ganzen Geschichte dieses Staates hat es nie drei schlechte Jahre hintereinander gegeben. Männer! Seht euch die Statistiken an! Es war bisher immer so, und das trifft auf ganz Amerika zu, daß nach zwei schlechten Jahren fünf gute gekommen sind. Das sind Tatsachen!«
    Als er die Ziffern an die Tafel kritzelte, die seine Behauptungen untermauern sollten, war er wieder der alte Eiferer. Montana: sechs gute Jahre nach zwei schlechten. North Dakota: fünf ausgezeichnete Jahre nach zwei sehr schlechten. Utah: das gleiche. »In fünf Jahren«, versprach er ihnen, »werde ich irgendwo in Kansas an einer Tafel stehen und darauf schreiben: >Colorado, fünf ausgezeichnete Jahre nach zwei schlechten -    1923    und    1924.<    Das ist ein
    Naturgesetz.«
    Er kam auch zu Earl Grebe auf den Hof, machte zahlreiche Proben mit dem Erdbohrer und stellte fest, daß in einiger Tiefe ein Rückstand an Feuchtigkeit war. »Dieser Boden wartet auf Schnee, Earl. Sie haben ihn sehr gut vorbereitet. Aber tun Sie mir einen Gefallen: wenn er kommt, fahren Sie sofort mit der Scheibenegge drüber und fangen Sie die Feuchtigkeit ein. Sie haben

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