Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
Vom Netzwerk:
uns keinen Penny eingebracht«, wurde Charlotte nicht müde zu wiederholen. »Mit jedem neuen Blauen Band steigt sein Preis für das Decken.« Aber Jim bemerkte etwas, was den anderen entging. Emperor IX. war wohl ein herrliches Tier, brachte jedoch Bullen von etwas geringerer Körpergröße hervor, und es wollte Jim scheinen, als produzierten auch diese Jungstiere eine    zwar    prachtvoll
    anzusehende, jedoch um einige Zentimeter kürzere Nachkommenschaft.
    Er suchte Unterstützung bei Beeley Garrett, der jedoch mit dem finanziellen Problem belastet war, die Zahlungsfähigkeit der großen Ranch sicherzustellen; was die Tiere betraf, überließ er alle Entscheidungen Charlotte. Henry Garrett, Beeleys Sohn, würde den Betrieb eines Tages übernehmen, denn Jim hatte nur ein einziges Kind, eine Tochter, die sich recht wenig für die Ranch interessierte.    Henry    war ein
    Geschäftsmann, dem die Tiere wenig bedeuteten, und so blieb der Schutz dessen, was eine Viehwirtschaft lebensfähig machte, nämlich der Tiere, einzig und allein Jim überlassen.
    Er entschloß sich zu einer entscheidenden Kraftprobe mit Charlotte und ihren englischen Ratgebern, denn er betrachtete es als Verbrechen, ganz bewußt gerade ein so charakteristisches Merkmal wie die Körpergröße abzuschwächen - und all das nur, um ein paar voreingenommene Richter zufriedenzustellen. »Siehst du denn nicht, daß wir die Zucht verderben?« fragte er sie, als sie vor dem Corral standen.
    »Emperor IX. ist der beste Hereford in der Geschichte«, entgegnete Charlotte.
    »Emperor IX. ist ein Zwerg. Es wird der Tag kommen, wo gewissenhafte Viehzüchter jedes Rassenmerkmal dieses Tieres aus ihren Herden hinauszüchten werden.«
    »Was redest du da für Unsinn?« fragte Charlotte und suchte bei ihren Züchtern Unterstützung. »Es herrscht übereinstimmend die Meinung vor, daß Emperor IX. die Zucht rettet... sie den heutigen Anforderungen anpaßt.«
    Jim holte tief Atem, nicht, weil es ihm an Mut fehlte, sondern weil er plötzlich kaum Luft bekam. »Ich lehne es ab, zuzusehen, wie in die natürliche Entwicklung eingegriffen wird, nur um eine Modetorheit mitzumachen. Eine Zucht, die ich geliebt habe...« Das Wort mochte in diesem Zusammenhang lächerlich klingen, dachte er, kam aber dann zu der Überzeugung, daß es genau das ausdrückte, was er meinte. »Ich kann nicht zusehen, wie an einer Rasse, die ich geliebt habe, herumgepfuscht wird. Nach meinem Dafürhalten sollten wir die Finger davon lassen... von den Tieren und auch vom Land... «
    Er unterbrach sich, um noch einmal tief Atem zu holen, denn er war nahe daran, die Geduld zu verlieren. »Es ist meine tiefste Überzeugung, liebe Charlotte, daß es dieser Ranch übel anstünde, eine Generation von Zwergen... « Er streckte die Hand aus, um sich am Gatter festzuhalten, erreichte es nicht und brach, wie vom Blitz gefällt, zusammen. Auf dem
    Boden liegend, versuchte er, ein letztes Mal Protest anzumelden, doch seine Worte blieben ungehört, und bevor sie ihn noch ins Schloß zurücktragen konnten, war er tot.
    Nach Jims Beerdigung errang Emperor IX. Auszeichnungen in Denver, in Kansas City und in Houston und bestätigte auf diese Weise seine beherrschende Stellung. Er wurde zum Vertreter jenes glatthaarigen, kompakten Körperbaues, den zu fördern sich die Preisrichter entschlossen hatten und den die Viehzüchter in ihren Herden haben wollten. Es wurde allgemein anerkannt, daß er der Stier der Zukunft war.
    Mit dem Tod Jim Lloyds, der seine Hand schützend über das Land gehalten hatte, schien das Glück die Gegend verlassen zu haben. Das Jahr zuvor, 1923, war eine Katastrophe für die Trockenlandfarmer gewesen. Nur fünfzehn Zentimeter Regen waren gefallen, und das bedeutete, daß auch die besten Felder nur knapp zwei Scheffel Weizen je Morgen hervorbrachten, was nicht einmal ausreichte, um das Pflügen zu bezahlen. Leute wie Earl Grebe, die über unrentablen Grundbesitz verfügten, mußten feststellen, daß sie kaum Geld hatten, um ihre Rechnungen zu begleichen.
    Auch 1924 war nicht besser. Zwar fielen zwanzig Zentimeter, doch die Dürre des Vorjahres zeigte ihre Wirkung, und die guten Felder produzierten etwas weniger als vier Scheffel je Morgen.
    Mutlosigkeit griff um sich. Wenn diese Umstände anhielten, würden viele Farmer ihre Existenz verlieren. Sie würden nicht genug produzieren, um die Zinsen auf ihre Hypotheken zu bezahlen, und die Bank würde diese für verfallen erklären.

Weitere Kostenlose Bücher