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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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einen schönen Besitz, Earl, und der Dreißigscheffel-Weizen wird wiederkommen. Das verspreche ich Ihnen hiermit feierlich.«
    Und zwei Tage nach seiner Abreise kam etwas Schnee, und dann mehr Schnee, und dann noch mehr, bis es keinen Zweifel mehr gab, daß die Dürreperiode zu Ende war. Vesta Volkema, die mit den Jahren in ihrer Ausdrucksweise immer derber wurde, sagte zu den Grebes, während sie zusammen beim Essen saßen: »Unser Creevey, dieser kleine Bastard, hat dem lieben Gott Feuer unter dem Hintern gemacht, daß er endlich Schnee fallen läßt«, doch bevor die zwei Familien noch zu essen anfingen, fragte Alice Grebe, ob sie das Tischgebet sprechen könnte. Die anderen fünf senkten die Köpfe, und sie begann: »Lieber Gott, aus der Tiefe unseres Herzens danken wir... « Sie konnte nicht weiter, denn sie brach in Tränen aus, und Vesta mußte mit ihr eine Weile ins Nebenzimmer gehen.
    Die Feuchtigkeit kam, und die Ernte war gerettet, doch im Spätfrühling des Jahres 1925 geschah etwas, was in der ganzen Stadt niemandem auffiel - außer Walter Bellamy, der jetzt Postmeister war. Es war ein kalter, böiger Maitag, wie sie im Frühjahr in Colorado nicht selten sind. Walter Bellamy ließ seine Blicke über die Berge schweifen, als ihm ein ungewöhnlich starker Windstoß auffiel, der in östlicher Richtung über die Prärie fegte. Der Sturm brauste, ohne daß Windbrecher oder Streifen ungepflügten Landes seine Kraft gebrochen hätten, die Ackerfurchen entlang und wirbelte dabei kleine Erdkrumen und Büschel von Steppenläufern und Salzkraut auf, die mit dem Turkey Red gekommen waren, und während er noch durch die Stadt pfiff, mußte Bellamy daran denken, daß solche Winde, wenn sie häufiger auftreten sollten, echte Schäden anrichten konnten - insbesondere in Jahren mit wenig Schneefall.
    In zunehmender Besorgnis berief Bellamy eine Versammlung der im Bezirk ansässigen Farmer ein und ersuchte einen Experten von der Landwirtschaftsschule in Fort Collins, ihnen zu erläutern, wie sie ihre Felder vor Wind oder stürmischem Sommerregen schützen könnten, indem sie nach einem anderen Muster pflügten. Doch da in diesem Jahr bereits achtunddreißig Zentimeter Regen gefallen waren und noch mehr zu erwarten stand, fielen die Worte des Professors auf taube Ohren. Nichtsdestoweniger drängte Bellamy den neuen Siedler, der das von ihm östlich von Line Camp erworbene Land bewirtschaftete, nach der neuen Methode zu pflügen. Zwar murrte der Mann über »die neumodischen Faxen von Leuten, die in ihrem ganzen Leben kein Feld bestellt haben«, erklärte sich dann aber doch bereit, längs der Höhenlinien zu pflügen. Da sich weder Stürme noch strömende Wassermassen einstellten, erreichte der Siedler nichts, und im Herbst 1925 mußte Bellamy verärgert feststellen, daß er auf die langen, geraden Furchen zurückgekommen war. Und als der Farmer im Oktober mit den geradesten und gleichförmigsten Furchen, die man je gesehen hatte, den ersten Preis im Pflügerwettbewerb errang, verloren Bellamys Argumente vollends an Glaubwürdigkeit.
    Am 31. Dezember hatte Earl Grebe die Genugtuung, siebenhundert Dollar in bar in Philip Wendells Büro bringen zu können. »Jetzt bleiben nur noch dreihundert Dollar von der Hypothek«, sagte er ein wenig verbittert.
    »Ich habe Ihnen ja voriges Jahr gesagt, daß es regnen wird«, erwiderte Wendell gleichmütig. »Im nächsten Jahr sieht es genauso gut aus.«
    »Wenn das so ist, werden wir die Hypothek ablösen.« »Das werden Sie sicher«, sagte Philip. »Mein Vater hatte immer Hochachtung vor Ihnen und Alice.«
    Es war ein Rätsel, warum die Grebes und andere Familien, die in der gleichen Lage waren wie sie, so darum kämpften, auf ihrem Land bleiben zu können. Sie mußten doch sehen, daß Line Camp seine beste Zeit hinter sich hatte und nun zu sterben begann. Das
    Lokalblatt hatte 1924 sein Erscheinen eingestellt, und selbst im guten Jahr 1925 sperrten zwei größere Läden zu. Der große weiße Getreidesilo stand halb leer, und die Eisenbahngesellschaft, die eine Verbindung mit Centennial hätte herstellen sollen, ging in Konkurs, ohne auch nur einen Meter Geleise verlegt zu haben.
    Alice Grebe, die so viel getan hatte, die Stadt bewohnbar zu machen, gehörte zu den ersten, die sich darüber klar wurden, daß ihr Schicksal besiegelt war. Zweimal bat sie ihren Mann, den Hof zu verkaufen und nach Kalifornien zu ziehen, doch Männer wie Grebe konnten sich nicht dazu überwinden, ihre

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