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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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das Männchen zu, hatte aber kaum ein paar Schwimmstöße getan, als von einer Seite, die sie nicht beachtet hatte, ein junges Biberweibchen ins Wasser schoß, zweimal kräftig mit dem Schwanz schlug und kampfbereit auf den Eindringling zukam. Das Weibchen hatte so lange gebraucht, bis es ein Männchen gefunden hatte, und duldete keinerlei Störung seines zukünftigen, glücklichen Familienlebens.
    Unbeteiligt beobachtete das Männchen am Ufer, wie sein Weibchen auf die Fremde zuschwamm, die mächtigen Vorderzähne bleckte und sich zum Angriff anschickte. Augenblicklich zog sich die Fremde in die Bachmitte zurück. Das siegreiche Weibchen schlug triumphierend zweimal mit dem Schwanz ins Wasser und schwamm zufrieden zu ihrem gleichgültigen Gefährten zurück, der seinerseits fortfuhr, sich zu putzen und Öl über seinen seidigen Pelz zu verteilen. Die Biberin sah noch ein Männchen an diesem Tag, einen uralten Burschen, der überhaupt kein Interesse an ihr zeigte. Sie ignorierte ihn im vorbeischwimmen und strebte weiter einem unbekannten Ziele zu.
    Als es Spätnachmittag wurde und ihr die erste Nacht fern von zu Hause bevorstand, wurde sie nervös und hungrig. Planlos kletterte sie an Land und begann achtlos an einer Pappel zu nagen. Doch es war gut, daß sie ihre Aufmerksamkeit nicht ausschließlich auf die Nahrung richtete, denn als sie da hockte, den schuppigen Schwanz lang ausgestreckt, hörte sie, daß sich hinter einem größeren Baum etwas rührte, blickte auf und entdeckte einen Bären, der mit eiligen Schritten auf sie zukam.
    Im Zickzacklauf, wie sie es gelernt hatte, entkam sie dem ersten Schlag der mächtigen Pranke, wußte aber, wenn sie weiter auf den Creek zulief, würde der Bär sie mit Sicherheit einholen. Deswegen überraschte sie ihn dadurch, daß sie ein kurzes Stück am Bachufer entlanglief, und war, bevor er seinen Schwung bremsen und die neue Richtung einschlagen konnte, bereits im Wasser in Sicherheit.
    Sie tauchte tief, und da sie acht bis neun Minuten unter Wasser bleiben konnte, hatte sie Zeit genug, sich weit von der Stelle, an der der Bär wartete, zu entfernen, denn selbst vom Ufer aus konnte der Bär einen Biber mit einem Prankenschlag aus dem Wasser holen. Als sie auftauchte, hatte sie ihn weit hinter sich gelassen.
    Die Nacht brach herein. Wo sollte sie schlafen? Sie begutachtete beide Ufer und wählte eine Stelle, die ein wenig Schutz bot. Dort rollte sie sich dicht am Wasser zusammen. Es war natürlich ein elender Ersatz für eine richtige, feste Burg, das war ihr klar.
    Drei Nächte noch mußte sie unter diesen erbärmlichen Umständen verbringen. Die Zeit verging, und noch immer hatte sie nicht mit dem Bau eines Dammes begonnen. Am folgenden Tag passierten dann jedoch gleich zwei Wunder auf einmal, wobei das zweite weiter reichende Folgen haben sollte als das erste. Am frühen Morgen kam sie in einen Abschnitt des Creek, den sie noch nie gesehen hatte, und nahm sofort einen starken, beruhigenden Geruch wahr. Wenn dieser Geruch hielt, was er versprach, und nicht nur auf Zufall beruhte, mußte er sich in angemessenen Abständen wiederholen, deswegen verlangsamte sie ihr Tempo und begann aufgeregt in allen vier Himmelsrichtungen zu suchen. Es war, wie sie erwartet hatte: Der kräftige Geruch wiederholte sich. Ein männlicher Biber, und zwar ein junger, hatte sein Territorium markiert, und sie war offensichtlich das erste Weibchen, das dort eindrang.
    Eilig schwamm sie in die Bachmitte zurück, schlug mit dem Schwanz, und zu ihrer Freude erschien ein schöner, junger Biber am Ufer, der neugierig ins Wasser blickte. Das Klatschen hätte ebensogut bedeuten können, daß ihn ein anderes Männchen zum Kampf um sein Territorium herausforderte; deswegen war er auf Feindseligkeiten vorbereitet. Als er jedoch sah, daß sein Besuch zu dem Geschlecht gehörte, das anzulocken er beabsichtigt hatte, stieß er ein erfreutes Bellen aus und stürzte sich in den Bach, um sie zu begrüßen.
    Mit kräftigen Stößen seiner Schwimmhautfüße schoß er durchs Wasser, erreichte sie und stieß seine Nase an die ihre. Anscheinend war er zufrieden mit dem, was er sah. Trotzdem schwamm er noch zweimal abschätzend um sie herum, dann forderte er sie auf, ihm zu folgen; sie tauchten tief auf den Boden des Bachlaufs. Er zeigte ihr, wo er seine Burg bauen wollte, sobald er ein Weibchen hatte, das ihm half.
    Gemeinsam kehrten sie nach oben zurück, und er ging an Land, um eßbare Rinde zu holen, die er höflich

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