Colorado Saga
es September geworden, also machten sie sich mit Feuereifer an die Arbeit. Sie schufteten die ganze Nacht, schleppten junge Bäume und Äste in den Bach, beschwerten sie mit Schlamm und Steinen, so daß das ganze Bauwerk mit der Zeit so weit in die Höhe reichte, daß es den Fluß des Wassers hemmte. Immer wieder bekundete er während der Arbeit seine Zweifel daran, daß dieser Damm halten würde, sie aber überging seine Warnungen schweigend.
Als die beiden Biber sich vergewissert hatten, daß der Damm das für ihre Burg notwendige Wasser halten würde, begann die Biberin Äste und junge Bäume am Bachboden zu befestigen, sie mit Schlamm, Steinen und Stämmen zu beschweren, und mußte dabei feststellen, daß sie auch schon beim Bau des Damms den größeren Teil der Arbeit geleistet hatte. Der männliche Biber war zwar großartig bei der Organisation von Dingen und bewies auch während der ersten Tage einen beträchtlichen Enthusiasmus, wenn es aber um wirklich schwere, knochenbrechende Plackerei ging, glänzte er meist durch Abwesenheit. Also erledigte sie sowohl die Planung als auch die
Ausführung und war, als sie das Fundament für ihre Burg beinahe fertig hatte, um elf Pfund leichter als zuvor. Ein letztes Mal noch prophezeite er, daß die erste Flutwelle alles zerstören würde, sie aber antwortete ihm gar nicht, denn sie wußte ganz genau, daß sie, die diesmal die Arbeit allein getan hatte, das auch wieder tun mußte, falls es einmal Hochwasser gab.
Als die Burg in der Mitte des kleinen Stausees hinter dem Damm vollendet war, tauchten sie auf den Bachboden und begannen mit der schönen Aufgabe, Eingänge hineinzugraben und über dem Wasserspiegel einen Wohnkessel mit ausreichend Platz für eventuellen Nachwuchs zu bauen. Außerdem legten sie Verbindungsgänge zu der Geheimhöhle an, und in der Planung all dieser Dinge war er tatsächlich ein wahrer Meister, denn schließlich war es nicht das erstemal, daß er eine Wohnburg konstruierte.
Wenige Tage nur waren es noch bis zum ersten Frost, darum arbeiteten sie während dieser Zeit fieberhaft, rissen Borke von den Bäumen und lagerten sie für den Winter ein. Sobald es ums Fressen ging, war er durchaus bereit, fleißig zu arbeiten, so daß sie zuletzt die schönste Wohnstatt am ganzen Creek und außerdem den größten Wintervorrat besaßen.
In den ersten Wintertagen, als sie ringsum eingefroren waren, paarten sie sich, und als die Biberfrau im Frühjahr vier wunderhübsche Babys zur Welt gebracht hatte, führte der Fluß plötzlich Hochwasser, das den Damm und den größten Teil ihrer Burg fortriß. Er knurrte böse, als das geschah, sie aber brachte ihre Babys in Sicherheit und schaffte sie auf höheren Grund, wo eines sofort von einem Fuchs gefressen wurde.
Sobald das Hochwasser zurückging, begann sie mit dem Wiederaufbau des Damms, und als dieser fertig war, lehrte sie ihre Kinder, beim Wiederaufbau der Burg, was die weitaus weniger anstrengende Arbeit war, zu helfen.
Anschließend genossen sie vier gute Jahre in ihrem kleinen Königreich, im fünften, sechsten und siebenten jedoch gab es Überflutungen, die letzte von einer solchen Gewalt, daß das gesamte Bauwerk zerstört wurde. Jetzt hatte der Bibervater aber genug und suchte geraume Zeit stromaufwärts nach einem besseren Platz. Als er dann endlich einen gefunden hatte, weigerte sich seine Gefährtin, ihm dorthin zu folgen. Er überraschte sie dabei, wie sie die Ecken ihres Territoriums wieder mit Castoreum markierte und ihren Kindern beibrachte, wie man einen noch höheren, noch festeren Damm errichtete.
An der Grenze ihres Territoriums machte er halt und beobachtete, wie dieses eigensinnige kleine Wesen unverdrossen mit seiner Arbeit fortfuhr und immer wieder denselben Fehler beging, der den Damm von vornherein zum Untergang verurteilte.
Er war inzwischen fünfzehn geworden, ein recht fortgeschrittenes Alter für einen Biber. Deswegen behandelte sie ihn mit Respekt und verlangte niemals von ihm, daß er Bäume herbeischleppte oder bei den Bauarbeiten an der Burg mit Hand anlegte. Ärgerlich schnappte er nach den Jungen, wenn sie die Zweige nachlässig placierten, und deutete an, wenn er den Oberbefehl hätte, würde er derartige Schlampereien nicht dulden. Je älter er wurde, desto häßlicher wurde sein Gesicht, desto auffallender wurde die Narbe, er bewegte sich unsicher und hinkend, und als er eines Tages dabei half, einige Pappeln zu fällen, merkte er nicht, daß sich ein Wolf
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