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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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vor sie hinlegte. Damit befolgte er seit langem bestehende Regeln der Brautwerbung. Die Biberin bekundete eifrig ihr Interesse, dann aber bemerkte sie, daß sein Blick abschweifte.
    Er blickte stromaufwärts, wo eine der schönsten jungen Biberinnen in sein Territorium eindrang, die er jemals gesehen hatte. Dieses Weibchen hatte einen samten schimmernden Pelz, glänzende Augen und schwamm mit unvorstellbarer Grazie. Ein einziger Schwimmstoß genügte ihr, um die Eckpunkte seines Reiches anzusteuern, wo sie die von ihm placierten Markierungen prüfte.
    Das junge Männchen ließ seine erste Besucherin stehen und jagte mit blitzschnellen Stößen auf die neu Erschienene zu, die ihm sofort zu erkennen gab, wie interessiert sie an seinem Machtbereich war und wie bereit, hier Einzug bei ihm zu halten. In diesen wenigen Sekunden entschied sich das Schicksal der beiden Biber.
    Wohin aber nun mit der ersten Besucherin? Als die zuletzt Gekommene sie sah, ahnte sie sofort, was geschehen war, darum kam sie mit dem Männchen auf die wartende Biberin zu und begann, sie mit seiner Hilfe aus dem markierten Bereich hinauszudrängen. Die Biberin aber war zuerst gekommen und beabsichtigte zu bleiben, also tauchte sie unter ihre Konkurrentin und versuchte, sie von unten anzugreifen. Doch das Männchen wußte bereits, was es wollte. Es hatte keine Lust, sich mit dem Zweitbesten zufriedenzugeben, also machte es mit seiner Auserwählten gemeinsam Front gegen sie und zwang die Unerwünschte den Bach hinab. Während sie unter wütendem Geschnatter verschwand, klatschten die beiden ihre Schwänze ins Wasser, stießen freudevolle Laute aus und begannen ihren Damm zu bauen.
    Die Ausgestoßene trieb ziellos dahin und fragte sich, ob sie wohl jemals einen Gefährten finden würde. Als sie das Ufer absuchte, um einen Unterschlupf für die Nacht zu finden, hörte sie hinter sich ein leises Geräusch und wußte sofort, das mußte ein Otter sein, der fürchterlichste Feind der Biber. Sie tauchte tief hinab und schoß auf einen Spalt in der Uferwand zu, wo sie vielleicht Schutz finden konnte. Als sie sich flach in den Bachsand preßte, sah sie ganz nah die schlanke Silhouette eines auf Raubzug befindlichen Otters vorübergleiten.
    Inbrünstig hoffte sie, daß ihn sein erster Schwung weiter bachabwärts tragen würde, sein scharfes Auge hatte jedoch etwas entdeckt. Er machte in graziösem Bogen kehrt und schwamm wieder ein Stück zurück. Die Biberin saß in der Falle und suchte in panischer Angst nach irgendeiner Fluchtmöglichkeit. Am Fuß der Uferwand fand sie auch tatsächlich eine Öffnung, die in ihrem Verlauf nach oben führte. Falls dies eine Sackgasse war, gab es kein Entkommen. Was immer es jedoch sein würde, nichts war so schlimm wie das, was ihr hier draußen bevorstand, denn der Otter kam zurück, und sie konnte nicht schnell genug schwimmen, um ihm zu entwischen.
    Also tauchte sie in den Tunnel und stieß sich kräftig nach oben ab. Der Stoß war so stark, daß sie über den Wasserspiegel hinausschoß und einen ersten Blick in die verborgene Höhle warf, die sich mit einem Schlot, der Luft hereinließ, im weichen Kalkgestein gebildet hatte - ein Schutz, wie er nur wenigen Tieren beschieden war. Bald hatten sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt, das von oben hereinfilterte, und nun erst erkannte sie so recht, was für ein wunderbarer Platz dies war; hier war sie in Sicherheit vor Ottern, Bären und gierigen Wölfen. Wenn sie ihren Damm ein wenig unterhalb der Höhle anlegte und ihre Burg mitten im Creek baute, wenn sie die Burg durch einen Tunnel mit dieser Höhle verband, den Luftschacht ein wenig erweiterte und sein oberes Ende so tarnte, daß kein Fremder es je entdecken konnte -dann hatte sie wahrhaft ein ideales Heim.
    Noch vor der Abenddämmerung war sie bei der Arbeit. Von den Vorsprüngen am Ufer und im Bach holte sie sich jeweils eine Handvoll Schlamm. Mit der anderen Hand griff sie dann in jene Körperöffnung, in der zwei große Säcke hingen, und holte eine seltsame, gelbe Flüssigkeit heraus, die im gesamten Westen als Castoreum, einer der angenehmsten Gerüche in der Welt der Natur, berühmt werden sollte.
    Sie verknetete das Castoreum mit dem Schlamm, fügte ein paar Grashalme hinzu, damit der Kuchen zusammenhielt, placierte ihn sorgfältig so, daß sein Geruch in alle Richtungen strömte, und als sie neun dieser Kuchen ausgelegt hatte - denn dies war ein Platz, den zu bewahren und zu verteidigen es sich lohnte -,

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