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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Reiten in winterlicher Kälte, die Obsorge für trächtige
    Kühe, die anstrengenden Roundups - keinen Gewinn erzielt hatten, erfaßte düstere Schwermut die Gemeinde. Die Männer schworen einem System Rache, das sie so schmählich übervorteilt hatte.
    Dann kam jener Wintertag im November 1935, als die Grebes sich eingestehen mußten, daß sie an ihrem Hof nicht langer festhalten konnten. Wohl wahr, daß sie ihre Hypothek abgelöst hatten, doch nun schuldeten sie eine Menge rückständiger Steuern, die Bank drängte auf Rückzahlung eines kleinen Darlehens, das sie hatten aufnehmen müssen, um Nahrungsmittel zu kaufen, und die Tankstelle verkaufte ihnen kein Benzin mehr auf Kredit. Es waren lächerliche Schulden -weniger als tausend Dollar - aber es war völlig unmöglich, sie zurückzuzahlen. Earl Grebe besaß nicht einen einzigen Dollar, und ohne Benzin für seinen Traktor konnte er nicht ernten, selbst wenn die Staubstürme nachlassen sollten.
    An manchen Tagen aß die Familie so wenig, daß es ein Rätsel war, wie sie überlebten, und hätte Vesta Volkema nicht mit Nahrungsmitteln ausgeholfen, die Grebes würden es nicht geschafft haben. Doch auch diese Großzügigkeit blieb nicht problemlos, und als Alice eines Abends ihre Nachbarin über die Prärie kommen sah, brach sie in Tränen aus. »Oh, Earl«, machte sie ihrem Herzen Luft. »Es ist so unfair. Vesta kann uns nur helfen, weil sie ihr Land gestohlen und ihr Geld gespart hat. Wir haben das unsere ehrlich erworben und alle unsere Mittel aufgebraucht.«
    Ihr Mann wollte von solchen Anschuldigungen gegen die gutherzige Vesta nichts hören. »Sie ist der einzige Mensch auf dieser Welt, dem wir vertrauen können«, erwiderte er. »Wenn wir so schrecklich heimgesucht werden, muß das Gottes Wille sein.« Und als Vesta die Küche betrat, fand sie die Grebes und ihre Kinder auf den Knien und im Gebet.
    Die Familie war also vorbereitet, als Sheriff Bogardus angeritten kam, um die Auktionsankündigung an die Haustür zu nageln. »Zwangsversteigerung wegen rückständiger Steuern.«
    »Was werden wir erzielen?« wollte Grebe wissen. »Wenn der Auktionator einen guten Tag hat... wenn genügend Leute kommen... Höfe wie dieser haben... Na, vielleicht fünfzehnhundert Dollar.«
    »Mein Gott!« rief Grebe. »Wenn ich meine Schulden bezahlt habe, bleibt mir fast nichts übrig.«
    »Ja, so ist das jetzt«, erwiderte Bogardus. Überraschenderweise war es Alice Grebe, die in dieser Krise die Nerven behielt. Sie war im Haus geblieben, als der Sheriff die Auktionsankündigung zugestellt hatte, aber sie wußte Bescheid. Das Land, das ihr Mann mit so viel Mühe bestellt hatte, war verloren. Das Grashaus, das ihnen so viel Geborgenheit geschenkt hatte, war verloren. Und verloren auch war das neue Haus mit seinen schönen hellen Vorhängen. Die Tiere würden verkauft werden müssen und auch das Arbeitsgerät, auf das sie so lange gespart hatten. Und das Schlimmste, die Kinder würden das einzige Heim, das sie je gekannt hatten, verlassen müssen. Sie würden alle ihre Sachen packen und von hier fortgehen müssen...
    »O Gott!« flüsterte sie vor sich hin, noch bevor Earl in die Küche kam. »Was soll aus diesem braven, anständigen Mann werden?« Sie hatte das Gefühl, sich auf diese unheilvolle Entwicklung einstellen zu können, wie aber würde er mit einer solchen Katastrophe fertig werden?
    Sie ging zum Küchenausguß, wie um Teller zu spülen. Sie wollte gefaßt erscheinen, wenn er ins Zimmer trat, denn sie war entschlossen, ihm jede moralische Unterstützung zu geben, doch als er in die Küche kam, ließ er seine Füße über das Linoleum schleifen, es war der mühsam stapfende Schritt eines geschlagenen Mannes. Sie warf sich in seine Arme und brach in Tränen aus:    »Wir    haben    so    hart    gearbeitet«, schluchzte sie. »Wir haben nie Geld verschwendet.« Sie küßte ihn zärtlich, führte ihn zu einem Stuhl und schenkte ihm eine Tasse Kaffee ein. »Glaubst du, könnte ich diesen Bescheid von der Tür nehmen, bevor die Kinder ihn sehen?«
    »Nein«, entgegnete er mit fester Stimme. »Das wäre gegen das Gesetz. Wir sind das Geld schuldig, und es gibt keinen Ausweg.«
    »Wie kann eine Regierung ein Gesetz beschließen, das einem Menschen seinen Hof nimmt? Wenn es doch die Regierung ist, die etwas falsch gemacht hat, und nicht wir?«
    »Die Bank will ihr Geld haben.«
    »Aber es sind doch gerade die Banken, die sich weigern, das Geld zirkulieren zu

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