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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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lassen.« Sie wollte nicht mit ihm streiten, sie stand dieser brutalen Entwicklung nur ratlos gegenüber.
    Als die Kinder heimkamen und die Auktionsankündigung an der Tür sahen, fingen sie an zu weinen. Sie hielt es für ihre Pflicht, ihren Schmerz, so gut es    eben    ging, zu    lindern. »Wir werden
    woanders leben«, sagte sie munter und setzte ihnen Toast und    Kakao    vor. Sie    holte das letzte    Glas
    Marmelade    vom    kahlen    Regal herunter,    und
    zusammen nahmen    sie ein kärgliches Mahl ein.    Dann
    schlug sie vor, zu den Volkemas hinüberzugehen, um mit ihnen zu beraten, was sie tun sollten.
    »Wickelt euch eure Schals um den Hals«, sagte sie. »Wir wollen nicht erfrieren.« Bei diesem Wort mußte Victoria an Ethan denken und fing an zu weinen, doch ihre Mutter nahm sie bei der Hand und ermahnte sie: »Vicky, paß auf, wenn wir über die Felder gehen.« Doch als sie am Schuppen vorbeikamen, riß Timmy sich los und lief zu Rodeo hinüber, schlang seine Arme um das schöne Kalb und ließ sich nur widerstrebend von seiner Mutter fortziehen.
    »Rodeo gebe ich nicht her«, murmelte er.
    »Das brauchst du auch nicht«, beruhigte sie ihn. »Wir werden schon einen Ausweg finden.«
    Es war eine traurige Prozession, die über die sanften niederen Hügel zog, die zwischen ihrem und Volkemas Hof lagen. Mit langsamem Schritt ging Earl voran, hinter ihm kam Alice und dann Victoria und die zwei kleinen Mädchen, schließlich Larry und als letzter Timmy, der hin und wieder einen Blick zurückwarf. Gerfalken kreisten am blauen Himmel, und im Norden sahen sie eine kleine Herde Gabelböcke.
    Als sie zu den Volkemas kamen, hielten sie mit der schlechten Nachricht nicht lange zurück. »Wir werden zwangsversteigert«, teilte Alice ihnen prosaisch mit, und Vesta brach in Tränen aus.
    Nicht so Magnes. Er wollte kämpfen, sich wehren. Er fing an zu fluchen, und als seine Frau ihn stillsein hieß, achtete er nicht auf sie und rief: »Ich weiß, wen wir brauchen, Jake Calendar.«
    »Laß die Finger von Jake«, warnte seine Frau.
    »Wenn einer den Mut hat, diesen Kerlen die Stirn zu bieten, dann ist es Jake.«
    »Ich will nicht auch noch ins Gefängnis kommen«, protestierte Grebe. »Daß wir den Hof verlieren, ist schlimm genug.«
    »Damit muß endlich Schluß sein!« schrie Magnes. Grebe versuchte, ihn zu beruhigen, aber Magnes war so empört, daß vernünftiges Zureden nichts nutzte. »Ich gehe zu Jake Calendar, und ich gehe jetzt gleich«, erklärte der wütende Mann und verließ das Haus.
    Vesta machte für ihre verzweifelten Nachbarn etwas zu essen und versuchte, die Kinder zu trösten. Sie sah, daß der Zusammenbruch der Familie Timmy wohl am ärgsten getroffen hatte, und versuchte, ihn damit abzulenken, daß sie sich nach Rodeo erkundigte.
    »Es geht ihm gut«, antwortete er, und damit endete das Gespräch, denn als Victoria ihn fragte: »Was wirst du mit Rodeo machen, wenn wir vom Hof gejagt werden?«, lief er aus dem Haus, um seine Tränen zu verbergen.
    Am Tag der Versteigerung erschien Sheriff Bogardus mit drei seiner Beamten, um für Ordnung zu sorgen. In Dakota hatte es bei solchen Zwangsversteigerungen häßliche Szenen gegeben, und Bogardus war fest entschlossen, alles zu tun, um diese, so bedauerlich sie auch sein mochten, ohne Zwischenfälle über die Bühne gehen zu lassen. Während er Haus und Nebengebäude inspizierte, starrte er die mürrischen Farmer einen nach dem andern an und versuchte, sie einzuschüchtern. »Es wird alles glattgehen«, sagte er zu seinen Männern. »Ich weiß nicht, was sie vorhaben, aber wir werden schon mit ihnen fertig.«
    »Wer weiß?« seufzte einer der Beamten. »Sie haben zu früh gesprochen.«
    Und alle wandten die Köpfe, als ein Mann Ende Fünfzig in den Hof geschlendert kam, um prüfend die Geräte und Maschinen zu betrachten, die Earl Grebe in all den Jahren angeschafft hatte. Er war von zwei jungen, gleich ihm hageren und mürrischen Männern begleitet. Das Trio zeigte keinerlei Reaktion, als sie es in der Menge flüstern hörten: »Das sind die Calendars. Jetzt ist alles in bester Ordnung.«
    »Hallo, Jake!« begrüßte ihn Sheriff Bogardus unnötig überschwenglich. »Schöner Tag für eine Auktion.« »Wunderschön«, erwiderte Jake und setzte seine geruhsame Inspektion fort.
    »Hallo, Cisco. Wie war's in Chicago?«
    »Okay«, antwortete der jüngere der Burschen und trat mit dem Fuß gegen den Reifen eines

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