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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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ihren Erben die Chance eines günstigen Kaufes einräumte. Hier aber ergab sich ein Problem. Ihrer Ehe mit Jim war nur ein einziges Kind, eine Tochter namens Nancy, entsprungen, die einen Abgeordneten, den Enkel von Major Maxwell Mercy, geheiratet hatte. Nancy und Paul waren ein elegantes, schneidiges Paar, aber auch etwas leichtsinnig - wie der alte Pasquinel, von dem Paul abstammte -, und bei einem Versuch, mit einem kleinen Flugzeug die Rockies zu überfliegen, stürzten sie in der Nähe des Blue Valley ab und kamen dabei ums Leben.
    Sie hinterließen eine Tochter namens Ruth, ein Mädchen von zarter Gesundheit, das bei ihrer Großmutter Charlotte aufwuchs. Es sah eine ganze Weile so aus, als ob das linkische Mädchen nie heiraten würde, denn ihr nervöses, geziertes Auftreten schreckte alle Bewerber ab. Doch ein paar Jahre vor ihrem Tode nahm Charlotte den jungen Garrett beiseite. »Solltest du, mein lieber Henry Garrett, mit
    dem Gedanken spielen, eines Tages als Verwalter auf Venneford zu sitzen«, erklärte sie ohne Umschweife, »dann geb' ich dir einen guten Rat - heirate das Mädel.« Er folgte ihrem Rat, und als Zeichen ihrer Anerkennung machte Charlotte dem jungen Paar ein großzügiges Hochzeitsgeschenk: ihren Anteil an der Ranch. In ihrem Testament hinterließ sie ihnen auch das Geld, um die noch von Bristol gehaltenen Aktien zu erwerben, und als diese aus England herübergeschickt worden waren, meinte Beeley Garrett:    »Zum ersten Mal in der Geschichte
    Vennefords ist diese Ranch jetzt im Besitz von Amerikanern, wie es von Anfang an hätte sein müssen.«
    Beeley blieb als Verwalter, aber die Dürre, die Stürme und die Wirtschaftskrise setzten ihm hart zu, und er äußerte oft den Wunsch, die Verwaltung jüngeren Händen zu überlassen und nach Florida zu ziehen. Heller Stern Zendt, zu fünf Achteln Indianerin und so liebreizend wie alle Frauen in ihrer Familie, bekräftigte ihn in dieser Absicht. Die Wintermonate im Norden wurden ihr immer lästiger, und Beeley meinte: »Wir wollen nur noch ein paar Jahre durchhalten. Vielleicht werden sich Henry und Ruth bis dahin fester aneinander gebunden haben, als es jetzt den Anschein hat. Man kann eine Rinderzucht nicht mit einem so unsicheren Paar an der Spitze betreiben.«
    Im Herbst 1935 sah Beeley sich vor eine schwierige Entscheidung gestellt. Die Rinderpreise waren so niedrig wie nie zuvor, und nun mußte er sich darüber klarwerden, ob er, in der blinden Hoffnung, wenigstens einen Dollar pro Stück Gewinn zu erzielen, eine Ladung Stiere nach Chicago schicken sollte. Doch die Aussichten waren schlecht. Sein Buchhalter legte ihm entmutigende Zahlen vor:
    »Die besten Herefords, die Amerika je produziert hat, bringen in Chicago vierzehn Dollar das Stück. Unsere Berechnungen haben ergeben, daß es uns elf Dollar kostet, ein Stück zu züchten. Dies würde einen Gewinn von drei Dollar pro Stück bedeuten, was in diesen Zeiten nicht schlecht wäre. Aber die Fracht nach Chicago beläuft sich auf sechs Dollar zehn pro Stück, so daß wir an jedem Hereford, das wir verkaufen, drei Dollar zehn verlieren würden. Und je mehr wir verkaufen, desto größer wäre unser Verlust.«
    Garrett konnte nicht glauben, daß diese unmögliche Situation noch lange andauern würde. Er entsann sich der guten Jahre wie 1919, als man selbst für ein Hereford-Rind mittlerer Güte achtundfünfzig Dollar fünfundsiebzig erzielte. In einem verhältnismäßig schlechten Jahr wie 1929 hatte er seine Ochsen um fünfundfünfzig Dollar fünfunddreißig verkauft. Der scharfe Preisverfall der dreißiger Jahre war einfach unvernünftig. Die Leute mußten verrückt sein, wenn sie glaubten, daß die Viehzüchter ihre Tiere auch weiterhin auf den Markt bringen würden, wenn sie bei jedem einzelnen Stück Geld verloren. Erstklassiges Steakfleisch um dreiundzwanzig Cents das Pfund zu verkaufen war lächerlich, und er zweifelte nicht daran, daß die Preise bald wieder steigen würden.
    Er entschloß sich daher, das Risiko auf sich zu nehmen und zweihundert ausgesuchte Rinder nach Chicago zu schicken. Er tat es in der Hoffnung, daß, wenn sie das Schlachthaus erreichten, der Preis auf dreißig Dollar gestiegen sein würde, wie es nur recht und billig war. Er überredete einige seiner Nachbarn, das gleiche Risiko einzugehen, und so wurde ein Transport zusammengestellt, an dem sich auch Rinderzüchter aus entfernteren Gebieten wie etwa Fort Collins und den Ranches südlich von Cheyenne

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