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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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das ihr aus den Weiten des Raumes entgegenstarrte.
    Und dann gab es noch jenes Extrem an Einsamkeit, gab es die durch Schneemassen von der Außenwelt abgeschnittenen Männer, die den Winter an einem von der Welt vergessenen Ort verbrachten, sich während der schweigenden Monate von Sturm und Eis zudecken ließen, nichts lasen und sich nicht einmal mit Tieren unterhielten, denn auch die hielten ihren Winterschlaf.
    »Die einzigen Helden, von denen ich als Junge träumte, waren Einzelgänger. Die alleingelassenen Verteidiger von Alamo. Nathan Haie, der nach einsamem Kampf sein einsames Leben für sein Land gab. Die Pioniermutter, die ihren Wagen verteidigte, nachdem ihr Mann gefallen war. Der Reiter des Schnellpostdienstes, der unbegleitet und unbeschützt das Land durchquerte. Das waren meine Helden.
    Das wirkte sich auf die verschiedensten Aspekte der amerikanischen Lebensweise aus. Der mutige Mann, der sich an einer entlegenen Stelle seine Blockhütte zimmerte und sie sein Zuhause nannte. Eine Familie, die etwas auf sich hielt, mußte, von den anderen getrennt, allein in ihrem kleinen Haus wohnen, und der Unglückliche, der diese Einsamkeit nicht ertrug, wurde entweder bemitleidet oder ausgelacht. Die unverheiratete ältere Schwester war sich des Mitgefühls aller sicher, weil sie zusammen mit anderen leben mußte. Jeder junge Ehemann, der im Haus seiner Schwiegereltern Unterkunft finden mußte, war ein Gegenstand des Spottes. Als der Westen erschlossen wurde, lebten die Menschen nicht in Gemeinschaft zusammen. Eine Ranch war ungefähr dreißig Meilen von der nächsten entfernt. Dem Siedler, der ein abgeschiedenes Leben führte, machte man keine Vorwürfe, wenn er auch in der Zeit der Indianerüberfalle versuchte, allein durchzukommen. Im Gegenteil man spendete ihm Beifall, weil er sich den Indianern so mutig und ohne fremde Hilfe entgegenstellte.
    Die Folge davon war, daß die Amerikaner zum einsamsten Volk auf Gottes Erdboden wurden. Wir sind noch einsamer als die Eskimos, die in geschlossenen Einheiten leben. Wir sind noch viel einsamer als die Mexikaner, die weiter im Süden das gleiche Land in Besitz haben, denn die Mexikaner waren klug genug, die Form der Großfamilie beizubehalten, die Menschen verschiedenen Alters in passabler Harmonie vereint.«
    Es gab Kompensationen, das mußte Garrett zugeben. Allein lebende Menschen sahen sich genötigt, geschickt und erfinderisch zu sein. Alte Modelle und Schablonen mußten preisgegeben werden, um dem revolutionären Neuen die Tore zu öffnen. Der in die Zukunft gerichtete Blick führte zu der Entwicklung des draufgängerischen, extrovertierten, entschlossenen Menschen. Die Welt brauchte ihn, doch seine Evolution hatte einen hohen Preis an Einsamkeit gefordert.
    Und ich? fragte er sich, als er von seinem Ausritt zurückkehrte. Er war sehr einsam seit dem Tod seiner Frau. Zugegeben, er besaß eine schöne Ranch, er liebte seinen Beruf, man hatte ihm ein verantwortungsvolles Amt übertragen, doch das alles genügte nicht, um den zunehmenden Druck der Isolierung von ihm zu nehmen.
    Gegen drei Uhr nachmittags ging er unter die Dusche, rasierte sich und stieg in seinen Wagen. Als er die Ranch verließ, hätte er nicht sagen können, wohin er eigentlich wollte. Er hatte das unbestimmte Gefühl, daß er gern Cisco Calendar ein paar gute WesternSongs singen gehört hätte, denn Cisco war einer der Besten im Showgeschäft und nach seiner Fernsehsendung in Chicago wieder daheim. Auch wollte er Cisco versichern, daß er Floyd ungeachtet seiner Aussage vor Gericht nicht übelwolle.
    Doch Cisco war nicht der Hauptgrund für seine Fahrt in die Stadt. Was er wirklich ersehnte, das war, Flor
    Marquez zu sehen und in bezug auf diese langbeinige, dunkelhaarige, geschiedene junge Frau eine Entscheidung zu treffen. Sie war ihm bei einem seiner Besuche in ihres Vaters Restaurant zum ersten Mal aufgefallen. Es wäre wohl eine Übertreibung gewesen, wenn er behauptet hätte, er habe genau mitverfolgt, wie sie heranreifte. Immerhin war ihm nicht entgangen, daß sie einen schneidigen Burschen aus Los Angeles geheiratet hatte, und es hatte natürlich einiges Aufsehen erregt, als sie schon zwei Wochen später mit einer Narbe auf der linken Wange zurückgekommen war.
    Sie selbst war nur ein einziges Mal auf ihre gescheiterte Ehe zu sprechen gekommen: »Wie soll ein Mädchen wissen, daß ein Kerl ein völliger Versager ist?«
    Sie war da, als Garrett das Restaurant betrat. »Sehen wir doch mal, ob

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