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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Garrett wollte nichts damit zu tun haben, doch er mußte zugeben, daß diese Leute dem Tal damit nicht mehr Schaden zufügen würden, als ihre Vorfahren es bereits getan hatten.
    »Wenn ihr vierzig- oder fünfzigtausend Dollar zusammenkratzen könnt, um in der Stadt gründlich aufzuräumen«, sagte er widerwillig, »und ein paar falsche Fassaden vorzuhängen... «
    »Würden Sie dann die Rolle Ihres Großvaters bei der großen Schießerei spielen?«
    Er lächelte. »Als Vorsitzender eines Ausschusses, der für den ganzen Staat zuständig ist, wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben.«
    »Wunderbar. Wir haben auch schon einen Namen für unsere Schau. >Die Geisterstadt erwacht zu neuem Leben.<«
    »Ich wußte gar nicht, daß Blue Valley je eine Geisterstadt war.«
    »Na ja, wir frisieren die Geschichte ein bißchen auf.«
    Am Donnerstag, dem 22. November, nahm Garrett Harvey Brumbauch vor der Ausschußsitzung beiseite. »Blue Valley hat uns ein Angebot gemacht«, sagte er, »das wir nicht gut zurückweisen können. Man erwartet von uns, daß wir Revolver tragen, die Hauptstraße herunterstolziert kommen und die Pettis noch einmal abknallen.«
    »Ich kann es kaum erwarten«, antwortete Brumbauch, ohne in Garretts ironischen Ton zu verfallen. »Lynchjustiz gehört eben auch dazu.« Aufrecht, beide Hände auf dem Tisch, saß er auf dem für ihn reservierten Platz. »Ich nehme an, Sie haben einen Entschluß gefaßt, meine Herren«, wandte er sich an die Mitglieder des Ausschusses.
    »Das haben wir«, erwiderte der Vorsitzende. »So leid es mir tut, Harvey... na ja, die Volksgesundheit... der Gestank... der Ausbau der Stadt... wir haben hin und her überlegt und sind alle zu dem gleichen Schluß gekommen.«
    »Sie wollen also, daß ich meinen Viehhof verlege?« »Ja«, antwortete der Vorsitzende beschwichtigend. »Aber wir wollen auch nicht, daß Sie ihn zu weit von der Stadt weg verlegen. Zehn, fünfzehn Meilen vielleicht. Ihre Arbeiter wollen mit Ihnen mitgehen.« »Wie bald?« fragte Brumbauch kühl.
    »Wir werden Sie nicht drängen. Acht... neun Monate.«
    »Sie besitzen noch ein Vorkaufsrecht auf einen Teil der Volkema-Gründe draußen in Line Camp«, meinte ein Ausschußmitglied. »Das wäre doch ideal.« Brumbauch lehnte sich zurück und ließ seine Blicke forschend über die Umweltschützer gleiten, die ihn nötigten, sein Geschäft aufzugeben. Er zwinkerte Garrett zu. »Meine Herren«, sagte er langsam, »ich habe eine Überraschung für Sie.«
    Er    bot    einen    eindrucksvollen Anblick    - er war
    sechsundfünfzig Jahre alt, ein unsentimentaler Realist wie Potato Brumbauch und einer der reichsten Viehzüchter im Westen. Er hatte Erfolg gehabt, weil er den Mut besaß, jederzeit auch unbequeme Entscheidungen zu treffen. Die Bürger von Centennial hatten ihn für verrückt erklärt, als er sein Schwemmland an den Ufern des Platte verkaufte. Doch er hatte schon früher als sie begriffen, daß mit dem    Zuckerrübengeschäft kein Staat mehr    zu machen
    war.    Sie    hatten    ihm den Zusammenbruch    prophezeit,
    als    sie    von    seinem Plan erfuhren,    Jungrinder
    aufzukaufen und sie nach wissenschaftlichen Methoden zu mästen. Er ging dabei ganz bewußt ein Risiko ein, stiegen die Preise, verdiente er ein Vermögen - das er leicht wieder verlieren konnte, wenn sie fielen. Er war der neue Typ des Westerners, der fortschrittliche Unternehmer, und hatte den Tag schon seit langem vorausgesehen, da die ökologischen Gegebenheiten ihn zwingen würden, seinen großen Viehhof aufzugeben. Nun machten die Schließung der Zuckerfabrik und der Ausfall der Lieferungen von Pulpe und Melasse eine Standortverlegung seines Betriebes ebenso wünschenswert wie nötig, und als Opportunist im guten Sinne des Wortes hieß er die Entscheidung des Ausschusses willkommen.

Da Garrett sich nicht vorstellen konnte, mit welcher Überraschung sein langjähriger Freund aufwarten würde, hörte er aufmerksam zu, als Brumbauch fortfuhr: »Ich beschäftige mich schon seit einigen Monaten mit der Frage einer Standortverlegung, ihren Vor- und Nachteilen, und die von Ihnen heute getroffene Entscheidung zwingt mich jetzt zum Handeln. Ich glaube, wir sollten jetzt die Herren von der Presse hereinrufen.«
    Der Vorsitzende hüstelte nervös. »Sind Sie sicher, daß das der richtige Zeitpunkt ist?«
    »Ganz sicher«, erwiderte Brumbauch und zwinkerte Garrett wieder zu. Während die Herren auf die

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