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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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geworden. Jetzt setzte er seine Tasse nieder, sah Garrett fest in die Augen, sagte eindringlich: »Ich bin selbst ein alter Hereford-Mann, Paul. Ich kann mich noch erinnern, was es mir für einen seelischen Knacks versetzt hat, als ich meine Herde aufgeben mußte, und darum verstehe ich die Gefühle, die einen Menschen bewegen, wenn er am Ende eines langen Weges zu der Einsicht kommt, daß er seine persönlichen Interessen wahren muß.« Aus seinen Papieren kramte er den Zeitungsausschnitt mit dem Schnappschuß, der 1936 um die halbe Welt gegangen war. Er steckte in einem Plastiketui und zeigte den vierzehnjährigen Timmy, der ein Hereford-Kalb umarmte.
    »Ich erinnere mich«, sagte Garrett. »Ich war damals neun Jahre alt« Er erinnerte sich auch noch an die anderen Geschehnisse dieses unheilvollen Tages. Genau das bezweckte Tim Grebe mit seiner alten Fotografie. Wenn ein Rancher an das grauenhafte Gemetzel in Line Camp zurückdachte, neigte er dazu, sich für Grebes Argumente empfänglicher zu zeigen. Er sah in Grebe nicht mehr den dicketuenden Rancher aus Montana mit seinen neumodischen Ideen und seinen Millionen auf der Bank, sondern einen Bauernjungen, dem das Schicksal schwere Prüfungen auferlegt hatte.
    »Wenn ich also gekommen bin, um mit Ihnen zu sprechen, Paul, so als Freund, der selbst eine harte Schule mitgemacht hat. Ich werde Ihnen jetzt sagen, in welcher Position Sie sich jetzt befinden.
    Erstens, der Zwergwuchs Ihrer Herefords ist noch nicht zur Gänze ausgemerzt. Sie haben zu lange an der Emperor-Linie festgehalten. Sie eignen sich großartig dazu, während der Viehausstellungen in Hotelhallen gezeigt zu werden. Aber bei der Zucht wirkt sich das fatal aus. Um die von Emperor verursachten Fehler zu eliminieren, brauchen Sie neues Blut.
    Zweitens. Ihre Jährlinge wiegen nicht genug. Sie werden ja schon beobachtet haben, daß Rancher, die zu ausländischen Rassen übergegangen sind, ihre Rinder acht Wochen vor Ihnen auf den Markt schicken und sich so eine Menge Futter sparen.
    Drittens, und das ist vielleicht keine weltbewegende Sache, aber wegen ihrer hellen Pigmentation sind die Herefords immer schon für Augenkrebs und Euterentzündung anfällig gewesen. Diese Makel können Sie mit einer einfachen Gebrauchskreuzung eliminieren.
    Viertens, wenn Ihre Kühe kalben, produzieren sie nie genug Milch, um die Kälber anständig zu mästen.« Er unterbrach sich und hob seine leere Tasse.
    »Noch etwas Tee?« erkundigte sich Garrett höflich. Grebe hatte auf alle Schwächen hingewiesen, die Garrett schon seit geraumer Zeit Anlaß zur Sorge gaben.
    »Ausgezeichneter Tee. Schmeckt ein bißchen rauchig. Was ist da drin?«
    »Das ist eine besondere Mischung. Meine Familie trinkt sie seit Generationen. Mit Teer gebeizt.« Er nippte an seiner eigenen Tasse und sagte dann mit unbeholfener Offenheit: »Ich danke Ihnen, daß Sie gekommen sind.«
    »Betrachten wir Ihr Problem jetzt einmal rein objektiv, und glauben Sie mir, Paul, Sie können fragen, wen Sie wollen, und wenn der Betreffende ein ehrlicher Mann ist, wird er Ihnen dasselbe sagen. Ich stelle Ihnen anheim, jede einzelne meiner Behauptungen nachzuprüfen.« Er nahm einen tiefen Schluck von dem heißen Tee und setzte seine Ausführungen fort.
    »Wenn Sie bei reinen Herefords bleiben, brauchen Sie Jahre, um Ihre Herde in Ordnung zu bringen, und auch dann werden Sie in den wesentlichen Punkten, von denen der Gewinn abhängt, keine Fortschritte erzielt haben. Und darum sage ich Ihnen, Sie müssen eine Kreuzung ins Auge fassen. Der Gedanke mag Ihnen schmerzlich sein, aber Sie müssen mit neuen Methoden neues Blut zufuhren.«
    »Darauf habe ich mich schon eingestellt.«
    »Gut. Das können Sie auf zwei Arten bewerkstelligen. Die Curtissleute haben wirklich herrliche Stiere und können Ihnen Samenflüssigkeit zur künstlichen Insemination verkaufen. Mit der richtigen Zuchteinheit und dem richtigen Vatertier können Sie Ihre Herde in fünf Jahren umdrehen. In der ersten Nachfolgegeneration bekommen Sie Halbblute, in der zweiten haben Sie schon drei Viertel neues Blut, und in der dritten sieben Achtel. Und im vierten Jahr haben Sie fünfzehn Sechzehntel, was in unserem Geschäft bereits als vollblütig zählt. Ich habe mit künstlicher Besamung gearbeitet und gute Ergebnisse erzielt. Sie ermöglicht eine stärkere Ausnutzung der Kühe und erfolgt nach Möglichkeit während des ersten Eisprungs. Im Vergleich zu der Kuh, die erst im vierten Östrus belegt wird, bedeutet

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