Colorado Saga
Reporter warteten, richtete Brumbauch eine Frage an Garrett: »Stehen Sie nicht auch vor ziemlich
schwerwiegenden Entscheidungen?«
Garrett errötete. »Nicht daß ich wüßte.« Es war richtig, daß er gewisse Überlegungen angestellt hatte, doch schien es ihm für den Augenblick nicht angebracht, sie mit seinem Nachbarn zu diskutieren. »Ich meine, was Ihre Herefords angeht.« Garrett war bemüht, keine Bewegung erkennen zu lassen, und Brumbauch fuhr fort: »Ich habe vor ein paar Tagen in Montana gehört, daß Tim Grebe hierher unterwegs ist, und in unserem Geschäft gibt es nur eine einzige Erklärung für Tim Grebes Aufkreuzen.«
»Er könnte ja auch nach Denver unterwegs sein«, meinte Garrett.
»Mir hat man gesagt, daß er nach Venneford kommt«, antwortete Brumbauch und starrte Garrett an.
Die Zeitungsleute waren im Saal, und Brumbauch richtete nun das Wort an sie: »Seit einiger Zeit erheben die Bürger von Centennial - und völlig zu Recht, wie ich meinen möchte - Einwendungen dagegen, daß ich meine Viehhöfe am Stadtrand betreibe. Gesundheitliche Erwägungen, sanitäre Einrichtungen, der üble Geruch... und, wie gesagt, ich habe dafür volles Verständnis. Meine Herren, ich darf Ihnen mitteilen, daß ich unverzüglich mit der Verlegung beginnen werde.«
Der Vorsitzende unterbrach ihn: »Mr. Brumbauch übersiedelt mit seinem Betrieb nach Line Camp hinaus. Wir werden also auch weiterhin Gewinn aus seinem Viehhof ziehen... nur eben ohne den Geruch zu genießen.«
Das Lächeln auf den Gesichtern der Zuhörer wich Bestürzung, als Brumbauch ihnen nun eine überraschende Mitteilung machte: »Ich teile meinen Betrieb. Ich werde eine Hälfte westlich von Ottumwa in Iowa ansiedeln und die andere siedle ich nordöstlich von Macon in Georgia an.«
»Kann Centennial diese Schläge überleben?« fragte der Reporter des »Clarion«.
»Am Dienstag haben wir Central Beet verloren und heute Brumbauchs Mästerei.«
»Centennial hat immer überlebt«, erwiderte Brumbauch. »Es wird sich auch dieser neuen Lage anpassen.« Er ließ seinen Zuhörern Zeit, diese schlechten Nachrichten zu verdauen, und fügte dann hinzu: »Die Zeitungen und die Radiostationen sollten die Bürger schon jetzt auf den vielleicht nicht mehr gar so fernen Tag vorbereiten, da sogar die berühmten Viehwirtschaften dieses Gebietes schließen werden müssen. Man kann Herefords nicht auf einem Land halten, das zweitausend Dollar der Morgen wert ist. Besonders dann nicht, wenn das Aquifer sich erschöpft und man Heu aus anderen Staaten importieren muß. Ich gehe mit meinen Viehhöfen dorthin, wo es Regen gibt... und Heu in ausreichender Menge. Wenn man mir meine Pulpe nimmt, muß ich mich an Baumwollkuchen halten.«
Centennial verbrachte eine traurige Nacht, denn viele Familien waren von dem zweifachen Verlust hart getroffen. »Geht es mit unserer Stadt zu Ende?« fragten sich die Nachkommen der Pioniere. »Droht uns das gleiche Schicksal, das Line Camp und Wendell erlitten haben?« Der Bankdirektor, der den Abzug von beträchtlichem Kapital vor sich sah, sagte seiner Frau: »Was die Leute hier in Centennial an banktechnischen Dienstleistungen benötigen, das bekommen sie auch in Greeley, oder noch besser in Denver. Es bleiben uns nur noch Effektengeschäfte, und die haben mir nie besonders zugesagt. Ich glaube, ich sollte mir das Angebot aus Chicago doch noch einmal überlegen.«
Der härteste Schlag traf Garrett am dreiundzwanzigsten November. Schon früh am Morgen rollte ein großer roter Cadillac von Cheyenne nach Süden und kam vor der Venneford-Ranch zum Stehen. Am Steuer saß der jetzt einundfünfzigjährige Tim Grebe. Nach dem tragischen Ende seiner Familie von Walter Bellamy, dem früheren Grundbuchführer, an Sohnes Statt angenommen, hatte er die landwirtschaftliche Hochschule in Fort Collins besucht und sein Studium als einer der Besten seines Jahrgangs mit Auszeichnung abgeschlossen. Er war von einem Hereford-Züchter in Dienst genommen worden und hatte vor einigen Jahren die Stellung aufgegeben, um geschäftsführender Teilhaber einer sehr großen Ranch zu werden, die ein Ölmillionär aus Texas in Montana gestartet hatte. Er hatte sich den Ruf eines Neuerers erworben und bereiste ständig den Westen. Er half den Viehzüchtern, ihre Herden neu zu beleben, und machte sie mit neuen Methoden und neuen Arten von in Amerika noch unbekannten europäischen Rindern vertraut.
Er war zu einem Meister in der Kunst der Überredung
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