Colorado Saga
nicht wegen des Mutes, den Kaltes Ohr bewiesen hatte - alte Männer hatten sich schon seit Urzeiten vor dem Feind angepfählt -, sondern weil dies die erste Heldentat des Lahmen Bibers gewesen war. Und die Pawnee vergaßen ihn nicht, weil dies der erste Kampf im vierzig Jahre währenden Krieg des Lahmen Bibers gegen sie war.
Als die Krieger zu den Rattlesnake Buttes zurückkehrten, gab es überall großes Wehklagen. Wieder einmal war es den Arapaho nicht gelungen, sich endlich Pferde zu beschaffen. Auch wurde der Lahme Biber für die Befreiung Kalten Ohrs keineswegs gelobt, denn was er getan hatte, war ein heiliges Privileg der Häuptlinge, und daß er diese Aufgabe übernommen hatte, war eine Anmaßung.
Er erhielt einen öffentlichen Rüffel - eine Ungerechtigkeit, die an ihm nagte und die bewirkte, daß er niemals nach Beifall oder Macht streben sollte.
Der Stamm erklärte ihn zwar nicht für unwählbar, denn sein Verhalten in der folgenden Zeit machte diese Jugendtorheit mehr als gut. Aber er selbst hatte entdeckt, wie lästig es werden konnte, wenn man die Rolle eines Häuptlings übernahm, es war ein Amt für eitle Männer, denen es Spaß machte, sich mit Federn zu schmücken. Er überließ es leichten Herzens anderen, ihre Heldentaten durch die Häuptlingswürde öffentlich zur Schau zu stellen. Er wollte sich den Taten selbst widmen, tun, was ihm weitaus nötiger erschien - und dies in aller Stille.
2. Drei gegen Dreihundert
Im Jahre 1768, als der Lahme Biber einundzwanzig war, hatte er eine Idee von so erhabener Einfachheit, wie sie nur großen Männern zuteil wird. Er folgerte: »Wenn wir Pferde wollen, müssen wir dahin, wo es Pferde gibt« Diese Überlegung war der Ausgangspunkt zu seinem kühnen Beutezug gegen die Comanchen. Diese Erkenntnis kam ihm, als er intensiv mit harter Arbeit auf einem scheinbar völlig anderen Gebiet beschäftigt war. Es war Frühherbst, und die Arapaho wußten, daß sie, um sicher über den Winter zu kommen, noch weitaus mehr Büffelfleischvorräte anlegen mußten, als es ihnen bis jetzt möglich gewesen war. Und hier erhob sich wieder jenes ewige Problem der Pferde. Die Pawnee und Comanchen konnten über weite Strecken ausschwärmen und dem Bison überall nachreiten. Und sogar die primitiven Ute brachten, wenn sie aus ihren Bergfestungen herunterkamen, für diese Zwecke Pferde mit. Nur die Arapaho mußten den Bison noch auf Urvaterart jagen - so wie es die Indianer der nördlichen Ebenen vor tausend Jahren schon getan hatten.
Eines Morgens kam ein Kundschafter mit aufregenden Neuigkeiten ins Lager gelaufen. Eine große Herde war im Nordwesten gesichtet worden und schien auch in der gewünschten Richtung zu ziehen, obwohl man das nie so genau vorhersagen konnte. Die Bisons verhielten sich selten nach einem vorbestimmbaren Schema sie bewegten sich innerhalb der Herde ständig im Kreis wie ein Tornado, der jeden Augenblick in eine unvermutete Richtung ausbrechen konnte. Immerhin stand zu hoffen, daß sie sich in eine Stellung begaben, von der aus man sie auf die Kalkklippe zumanövrieren konnte. Die Arapaho hatten keine Wahl; sie mußten auf die Vermutung hin, daß dieser Fall eintreten würde, handeln.
Also brach der gesamte Stamm zu dem beschwerlichen Treck von Rattlesnake Buttes nach Westen auf, um die Bisonherde abzufangen. Am zweiten Tag brachten die Kundschafter die beruhigende Nachricht, daß die Bisons nach Südosten zogen. Mit ein bißchen Glück konnte man sie auf die Kalkklippe zutreiben.
Unterwegs wurde die Aufmerksamkeit des Lahmen Bibers immer stärker von einem hochgewachsenen hübschen vierzehnjährigen Mädchen gefesselt: Blaues Blatt, die Tochter von Kaltes Ohr, den er von seinem Pfahl gerettet hatte. Für diese Heldentat war ihm kein Dank zuteil geworden, denn der alte Krieger hatte sterben wollen, und nun wurde sein Leben unnötigerweise verlängert. Viele machten es dem Lahmen Biber zum Vorwurf, daß er sich eingemischt hatte, denn nun mußte die Tochter den Vater versorgen. Sie dagegen war ihm dankbar, daß sie durch ihn ihren Vater noch einige Jahre behalten durfte, und klagte nie über die zusätzliche Arbeit, die ihr das Herbeischaffen von mehr Nahrung machte.
Es war an der Zeit, daß der Lahme Biber sich eine Frau nahm, und sein Vater - besser gesagt, der Zweitälteste Bruder seines richtigen Vaters - hatte das Thema schon mehrmals angeschnitten. Der junge Krieger war ihm aber jedesmal ausgewichen. Sein
Vater erbot sich, falls notwendig, eine
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