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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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südliche und der nördliche Platte zusammentrafen, und war eine Enttäuschung, denn es war keineswegs ein Hauptlager.
    »Das ist nur eine Jagdgruppe«, flüsterte der Lahme Biber.
    Sein Gefährte jedoch antwortete: »Aber sie haben Pferde. Sieh doch!«
    Sie hatten Pferde, und der Lahme Biber stellte zufrieden fest, daß diese auf der Westseite des Lagers angebunden waren. »Das heißt, daß sie diese Richtung einschlagen, wenn sie sich in Bewegung setzen.«
    Sein Gefährte sagte: »Kaltes Ohr sollte sich dort drüben anpfählen.« Und der Lahme Biber sah, daß sich der Alte auf diese Weise direkt in der Marschrichtung der Pawnee befinden würde.
    Lautlos schlichen sie zum Lager zurück, wo der Ältere dem Lahmen Biber das Wort überließ. »Nicht viele Pawnee«, berichtete dieser, und fügte hinzu: »Aber viele Pferde. Und sie werden in unsere Richtung kommen.«
    Auf diese beruhigende Nachricht hin taten die Arapaho etwas Leichtsinniges:    Sie legten sich
    schlafen. Natürlich stellten sie eine Wache auf, aber sie waren schließlich drei Tage marschiert und daher rechtschaffen müde. Der Lahme Biber jedoch war viel zu aufgeregt, um zu schlafen, darum schlich er behutsam zwischen den schlafenden Kriegern umher und lauschte den Geräuschen der Nacht, die ihm so vertraut waren:    Ein    Coyote da, ein
    vorüberstreichendes Stück Hochwild dort, ein Biber, der mit seinem Schwanz aufs Wasser schlug, eine Nachteule, die in der Ferne rief, und ganz in der Nähe weicher Flügelschlag. Auch mitten im Lager gab es ein Geräusch. Der Lahme Biber schlich hinüber, um nachzusehen. Es war Kaltes Ohr, der ebenfalls nicht schlafen konnte. Auch er lauschte den gedämpften Geräuschen der Nacht, den letzten, die er vermutlich hören würde.
    »Ich habe Angst«, sagte Kaltes Ohr. Das erschien so unwahrscheinlich, daß der Lahme Biber erschrocken den Atem anhielt. Kaltes Ohr lachte. Er zog den jungen Krieger neben sich auf den Boden und vertraute ihm an: »Ich habe immer Angst, wenn wir gegen die Pawnee kämpfen. Sie sind klug. Sie lassen sich Listen einfallen, auf die wir nie kommen würden.« In der Dunkelheit berichtete er von seinen vielen Begegnungen mit diesen schlauen Feinden, und was er sagte, bestätigte die überlegene Klugheit der Pawnee. »Warum hatten sie wohl als erste Pferde?« fragte er. In diesem Augenblick sah er jedoch im ersten schwachen Lichtschein am Horizont eine Erhebung, die wie ein großer Steinbrocken aussah. »Ist dieser Wachtposten eingeschlafen?« fragte er erschrocken. Beide starrten sie angestrengt hinüber. Dann bewegte sich jedoch eine Schulter, und Kaltes Ohr registrierte zufrieden, daß der Wachtposten aufpaßte.
    »Was geschah, ist folgendes: Die Pawnee wußten, daß sie nicht einfach hingehen und den Comanchen Pferde stehlen konnten. Bessere Reiter als die Comanchen gibt es auf den Prärien nicht, und sie bewachten ihre Pferde sehr geschickt. Die Pawnee taten also etwas, was wir jetzt ebenfalls tun müssen...« Er erzählte weiter, erklärte die List, mit der die Pawnee die Comanchen getäuscht und ihre ersten Pferde gefangen hatten. »Die wußten nicht nur, wie man sich die Pferde holen mußte«, sagte er mit widerwilliger Bewunderung, »sondern sie wußten auch, wie man sie züchtet und vermehrt. Die Pawnee sind klug, aber morgen werden wir ihnen ihre Pferde wegnehmen.«
    »Werden sie eine neue Art der Verteidigung anwenden?« fragte der Lahme Biber.
    Der Alte hatte Verständnis für solche Sorgen und sagte beruhigend: »Als ich jung war, da war ich vor meinem ersten Kampf nicht nur aufgeregt - ich zitterte vor panischer Angst. Es ging damals gegen die Ute. Ich habe die ganze Nacht vor Angst gebebt, weil ich fürchtete, sie würden mich gefangennehmen, mit in ihr Lager schleppen und mich zwingen, eine ihrer schwarzen Töchter zu heiraten und dunkelhäutige Kinder zu zeugen, die dann auch Ute sein würden. Sobald aber der Kampf beginnt, ist die Angst fort.« Kurz vor Morgengrauen wanderte Kaltes Ohr zwischen den schlafenden Kriegern umher und flüsterte jedem einzelnen ins Ohr: »Heute holen wir uns die Pferde.« Die Arapaho machten sich fertig, schlichen sich möglichst dicht an das Pawnee-Lager heran, und als sie Stellung bezogen hatten, sagte Kaltes Ohr den anderen Kriegern Lebewohl, um lautlos weiterzuschleichen und erst hinter einer Bodenerhebung an der Peripherie des Pawnee-Lagers haltzumachen.
    »Mann-Oben«, flehte der Lahme Biber, »bitte, laß sie in diese Richtung

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