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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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nicht vor dem Tod fürchteten. Mehrere Tage lang, während der Stamm riesige Lasten von Bisonfleisch und -fellen zu den Rattlesnake Buttes heimschleppte, wählte er unter seinen Stammesgenossen aus, verwarf aber einen nach dem anderen als ungeeignet für die Anstrengungen, die ihnen bevorstehen würden.
    Allmählich konzentrierte sich seine Aufmerksamkeit auf einen jungen Krieger namens Rote Nase, ruhig, phantasielos, von unbestreitbarer Tapferkeit, ein junger Mann, der früh schon den Entschluß gefaßt hatte, eines Tages Häuptling zu werden, und der sein Leben von diesem Augenblick an ausschließlich diesem Wunsch unterordnete. Er sprach ernst und gelassen, nickte vorsichtig, wenn ältere Männer Vorschläge machten, und bewegte sich mit Würde. Der Lahme Biber mochte Rote Nase nicht, er fand ihn zu großspurig. Aber er hatte es noch nie erlebt, daß Rote Nase etwas falsch machte, daß er impulsiv oder töricht handelte. Immerhin war er Unterhäuptling geworden. Er war ein Mann, dem man bis in den Tod vertrauen konnte, weil es ihm seine eigene Eitelkeit verbot, auch nur ein einziges Mal zu versagen.
    Eines Abends trat der Lahme Biber zu Roter Nase und fragte ihn: »Bist du bereit, dich mir bei einer großen Tat anzuschließen?« Er suchte nach dem richtigen Wort. »Einer Tat, durch die der Stamm Pferde bekommt?« Rote Nase überlegte eine Weile, dann antwortete er: »Für Pferde würde ich alles tun.« Und sie legten einander die Hände auf die Schultern. Daraufhin wandte der Lahme Biber seine Aufmerksamkeit einem anderen Kandidaten zu, einem Mann namens Pappelknie. Der Name berichtete jenen seltenen Zufall der Natur, wie er sich an Flußufern manchmal ereignet, wenn die Wurzel eines Baumes ein ganzes Stück nach oben wächst, um dann wieder eilig in die Erde zurückzukehren. Pappelknie war das genaue Gegenteil von Roter Nase: Er war plump, der Möchtegern-Häuptling hingegen war gertenschlank; er redete viel, während sich Rote Nase gerne in Schweigen hüllte; sein Gesicht war ein einziges breites Lächeln, bei dem die blitzenden Zähne sichtbar wurden, während Rote Nase den strengen Ernst des Anführers bewahrte. Aber Pappelknie besaß eine Eigenschaft, die für ein gefährliches Unternehmen dieser Art unbezahlbar war: Er führte jede Aufgabe mit absoluter Hingabe aus. Er war zuverlässig. Genau wie der Platte River Jahr um Jahr dahinfloß, manchmal breit ausgefächert und manchmal in einen schmalen Kanal gezwängt, so ging Pappelknie mit seinem dicken Körper und seinem liebenswürdigen Wesen unbeirrbar durch das Leben. Wenn der Platte Hochwasser führte, schien er keine bestimmte Richtung zu haben; doch langsam sammelte er seine Fluten wieder, und nicht einmal Mann-Oben konnte ihn lange von seinem Kurs ablenken.
    »Wärst du bereit, zu einem großen Abenteuer aufzubrechen?« fragte der Lahme Biber den rundlichen Mann eines Nachmittags.
    »Ja«, antwortete Pappelknie. Er fragte nicht einmal, worum es ging.
    Dann kam der Tag, an dem die drei Freiwilligen ihren Plan den Stammesältesten vorlegen mußten. Der Lahme Biber beauftragte vorsichtshalber Rote Nase damit, und dieser entledigte sich seiner Pflicht mit großem Geschick. »Wenn der ganze Stamm nach Süden zieht, um Krieg gegen die Comanchen zu führen, werden sie es erfahren und sich darauf vorbereiten. Wir werden viele Krieger verlieren, aber nicht viele Pferde fangen. Wenn jedoch wir drei uns heimlich hinunterschleichen, dann gehen, wenn unser Plan mißlingt, nur drei Krieger verloren. Und wenn es gelingt, haben wir endlich Pferde.«
    Nach einer ausgedehnten Diskussion wurde die erbetene Erlaubnis erteilt, allerdings unter der Bedingung, daß der Vater des Lahmen Bibers die unerfahrenen jungen Krieger beriet. Er sagte: »Ihr wißt natürlich, daß die Comanchen ihre Feinde, die sie gefangennehmen, qualvoll foltern. Ihre Pferde lieben sie über alles. Wenn sie euch dabei erwischen, wie ihr ihre Pferde stehlt, werdet ihr eines gräßlichen Todes sterben. Es heißt, ein Mann, den die Comanchen gefangennehmen, stirbt elf Tode. Ihre Frauen haben grausame Methoden, mit denen sie einen Mann foltern und dennoch sehr lange am Leben erhalten können. Wenn euer Plan mißlingt, wartet bis zum letzten Augenblick. Dann tötet euch. Und wenn einer von euch in einer Lage ist, in der er sich nicht selbst ums Leben bringen kann, müssen die Überlebenden schwören, ihn vor dem Rückzug zu töten. Seid ihr einverstanden?«
    Die drei Gefährten sahen einander an. Sie hatten

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