Colorado Saga
zwanzig Pferde nach Norden davon.
Es dauerte geraume Zeit, bis die Pawnee entdeckten, was da geschehen war, doch als sie es schließlich wußten, machten sie sich sofort an die Verfolgung.
Den ganzen Morgen wurde der Lahme Biber von ihren besten Reitern gejagt. Die Sonne ging auf, der Tau trocknete auf dem niedrig stehenden Gras. Einige von den gestohlenen Pferden blieben zurück, die anderen jedoch galoppierten mit ihm weiter. Immer noch donnerten die Pawnee-Kundschafter über die Prärie, daß die Staubwolken nur so stoben, und ließen die einzelnen Tiere, die aus der kleinen Herde ausbrachen, unbeachtet.
Sie hätten ihn wohl auch eingeholt, wäre nicht eines gewesen. Die Qualen, die er während des Sonnentanzes gelitten hatte, waren so viel schlimmer gewesen als diese Jagd über die Prärie, daß er, ohne seinen Durst zu spüren, weitergaloppierte, während die Pawnee-Jäger an einem Wasserlauf anhalten mußten, um zu trinken. Er dagegen ließ sich weder von Durst noch von Müdigkeit oder Angst aufhalten. Von der Mitte des Nachmittags an, als er auf den Platte zugaloppierte, schienen seine Kräfte sogar noch zu wachsen. Ihm war klar, daß der Fluß für ihn ein entscheidendes Hindernis darstellte. Wie sollte er seine reiterlosen Pferde ins Wasser und am anderen Ufer wieder hinausdirigieren? Zum Glück suchten Rote Nase und ein paar andere Krieger das Flußufer nach Bibern ab. Als sie den Lahmen Biber über die Prärie heranjagen sahen, errieten sie, was da geschah. Eilig ritten sie mit ihren Pferden ins Wasser, kamen dem Lahmen Biber zu Hilfe, umringten ihn schützend und trieben die Pferde zusammen.
Als die erschöpften Pawnee ihre Pferde in einiger Entfernung vom Ufer zügelten, war ihnen klar, daß ihre müden Tiere sich nicht mit den frischen der Arapaho messen konnten; also zogen sie sich vernünftigerweise zurück, nicht jedoch, ohne daß einer von ihnen einen letzten, heroischen Versuch wagte. Sein schweißnasses Pferd ins Wasser treibend, ritt er direkt auf Rote Nase zu, berührte ihn mit seiner Lanze und setzte so eine der ritterlichsten Taten, die die Arapaho jemals gesehen hatten. Zwei Krieger wollten ihn vom Pferd zerren, als er an ihnen vorüberritt, doch er entkam ihnen, und als er zu seinen Stammesgenossen zurückkehrte, jubelten die Arapaho ihm für seine Tapferkeit zu.
An jenem Abend wurde der Lahme Biber bei den Rattlesnake Buttes laut gerühmt, denn er hatte nicht nur seinen eigenen großen Fuchs mitgebracht, sondern auch achtzehn weitere Pferde. Eines schenkte er Rote Nase, eines seinem Freund Pappelknie und eine wunderschöne Scheckenstute seiner Frau Blaues Blatt. Die übrigen gab er - mit unverhohlener Verachtung - dem Ältestenrat, damit dieser mit ihnen verfahre, wie er es für richtig hielt.
Als das alles vollbracht war, sättigte er sich mit einer kräftigen Mahlzeit Bisonleber und Bisonsteak und sagte zu seiner Ehefrau: »Jetzt haben wir Pferde.« Von diesem Tag an hatten alle Krieger, die um die Rattlesnake Buttes lagerten, ein Pferd, und nur die Frauen gingen noch zu Fuß - bis auf Blaues Blatt, die ihren stolzen Schecken hatte. Eine Heldentat wurde dem Lahmen Biber jedoch nicht zugeschrieben, denn es war unmöglich, festzustellen, ob er bei seinem Unternehmen einen Pawnee berührt hatte. Und jedesmal, wenn er gebeten wurde, doch zu erzählen, wie er die Pferde, neunzehn an der Zahl, allein und ohne Hilfe erobert hatte, antwortete er: »Sie waren ein Geschenk der Sonne.«
4. Der Tod von Niemals-tot
In den Jahren, als die Arapaho das Land zwischen dem nördlichen und dem südlichen Platte bewohnten, waren sie ringsum von Feinden umgeben, und ihr Leben war schwer. Auf einen Verbündeten konnten sie sich aber bedingungslos verlassen: die Cheyenne. Diese waren hochgewachsen, größer als die Arapaho -auch größer als alle anderen Indianer Amerikas -, und gaben sich kriegerischer. Sie waren bessere Reiter und eher dazu bereit, sich auf einen Kampf einzulassen. Sie waren klug und hatten ihre eigenen, besonderen Gebräuche. Sie verachteten die Gewohnheit der Arapaho, Hundefleisch zu essen, und verabscheuten deren Brauch, die eigenen Frauen anderen Männern anzubieten. Außerdem war bei ihnen das Berühren des Gegners schwieriger, denn nur drei Krieger durften bei einem einzigen Feind eine Berührung machen, während die Arapaho deren vier gelten ließen; ihren besonderen Unwillen erregte die Gepflogenheit der Pawnee, in jedem Jahr ein unberührtes Mädchen zu opfern - wenn möglich
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