Colorado Saga
seinem großen Rappen nicht ihre List durchschaut und sie zunichte gemacht. Er ritt einfach auf die Pawnee zu, einer gegen elf, doch seine Große Medizin ließ ihre Pfeile wirkungslos von ihm abprallen. Dies löste bei den Pawnee so großes Entsetzen aus, daß sie ihre Pferde herumrissen und flohen, während Niemals-tot ihnen sofort nachsetzte. Und als die Pawnee-Führer das sahen, merkten sie, daß irgendwie ein Wunder geschehen sein mußte, und auch sie ergriffen die Flucht. Alle Stämme, die die Prärie durchstreiften, erzählten Geschichten von diesem tapferen Comanchen, der eine Medizin besaß, die ihn unverwundbar machte.
Als sich die Verbündeten dem Arkansas näherten, wurden sie daher immer vorsichtiger und wählten den Platz für ihren Angriff mit großer Sorgfalt aus. Schließlich meldeten ihre Kundschafter, wenn man den Arkansas überquere und die Comanchen von Süden her angreife, müsse es möglich sein, einen Keil zwischen sie und ihre Apachen-Verbündeten zu treiben. Nun setzten sich die Häuptlinge zur Beratung zusammen. Von den Cheyenne kamen Gebrochene Hand, Heulender Wolf, Graues Murmeltier und
Suhlender Büffel in prunkvollen Zeremoniengewändern und ihrem Kopfputz aus Adlerfedern. Von den Arapaho kamen Gerader Pfeil, Springende Schlange und Grauer Wolf. Mit Hilfe der Zeichensprache entwarfen sie einen klugen Plan, der eine genaue Zeitabstimmung und viele Täuschungsmanöver erforderte. Sie hofften, der Feind würde nicht schnell genug reagieren. Sie beabsichtigten, in das Lager selbst einzudringen und unter den Comanchen Verwirrung zu stiften, bevor die Apachen ihnen zu Hilfe eilen konnten. Es war ein Plan, der jedem der europäischen Generäle, die sich in jenem Spätsommer 1776 weit im Osten des Kontinents gegenüberstanden, zur Ehre gereicht hätte.
Wie immer mußte der Kriegsrat jedoch auch Niemalstot mit ins Kalkül ziehen, und nach zahlreichen Diskussionen darüber machte der Graue Wolf einen Vorschlag: »Habt ihr unter euren jungen Cheyenne drei besonders tapfere Männer?« fragte er. Die hatten sie natürlich, und er fuhr fort: »Wir werden aus unseren jungen Männern drei aussuchen, die sich besonders hervorgetan haben, meinen Sohn Lahmer Biber, Rote Nase und Pappelknie. Diese sechs sollen nur eine einzige Aufgabe haben, gegen Niemals-tot zu kämpfen und ihn daran zu hindern, unseren Kriegern Schrecken einzujagen.«
»Wird das genug sein?« fragte der Suhlende Büffel skeptisch.
»Es wird verhindern, daß der Schrecken, den er verbreitet, auf alle unsere Krieger übergreift«, antwortete der Graue Wolf, und sein Vorschlag wurde angenommen.
Der Graue Wolf holte nun die drei jungen Krieger seines Stammes und erklärte ihnen seinen Plan, während der Suhlende Büffel seine Cheyenne unterwies. Schließlich setzten sich alle acht
zusammen, und der Suhlende Büffel gab den sechs Kriegern in Zeichensprache letzte Anweisungen: »Ganz gleich, was während des Kampfes geschieht, ihr haltet euch zurück, bis Niemals-tot auf den Plan tritt. Großes, schwarzes Pferd, Narbe auf der linken Wange, im Kampf meistens schwarz gekleidet. Wir müssen ihn überraschen. Ihr müßt ihn umzingeln und mit ihm kämpfen aber nur mit ihm!«
Auch der Graue Wolf fügte einen Ratschlag in Zeichensprache hinzu: »Es ist sinnlos, mit Pfeilen auf ihn zu schießen. Es ist sinnlos, ihn mit Speeren durchbohren zu wollen. Schlagt ihn mit Keulen tot. Das hat bis jetzt noch niemand versucht.«
Also legten die sechs jungen Krieger ihre üblichen Waffen ab und rüsteten sich statt dessen mit Keulen aus. Der Lahme Biber besorgte sich eine besonders schöne aus schwerem Holz. Wenn er sie schwang, sang sie in der Luft. Es schien, als könne man damit tatsächlich einen Feind töten. Er war zufrieden. Nunmehr wurde der taktische Plan in die Tat umgesetzt. Der erste Schritt bestand im Überqueren des Arkansas, zu dieser Zeit ein tiefer und dunkler Fluß. Die beiden Stämme ritten mit ihren Pferden in den Strom und benutzten dabei eine Methode, die sie von den Pawnee gelernt hatten: auf dem Pferd bleiben, bis nur noch dessen Kopf aus dem Wasser ragt, dann von seinem Rücken gleiten und sich den Rest der Strecke an seinen Schwanz klammern und ziehen lassen. Auf der anderen Seite führten die Häuptlinge die Hauptmasse der Krieger östlich am Flußufer entlang, bis sie sich dem Comanchenlager näherten. Eine kleinere Gruppe wandte sich südwärts, um den Apachen den Weg zu verlegen, falls diese anrückten. Der Lahme Biber
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