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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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selbst, schliefen wie alle anderen Menschen, die er kannte. Mit diesem Bewußtsein kehrte er ins Lager zurück.
    Am nächsten Morgen versammelte er seinen Stamm und machte den anderen Mitteilung von seiner Entdeckung. Er versicherte den Häuptlingen, daß die Fremden in friedlicher Absicht gekommen seien. »Sie hätten mich töten können, aber sie haben mich gehen lassen«, berichtete er.
    Dann sammelte er alle erreichbaren Biberfelle, warf sie auf einen Schlitten und führte sein Pferd dorthin, wo die Besucher mit ihren lockenden Gaben warteten. Als sie zu handeln begannen, machte er ihnen klar, daß er keinen Silberschmuck und keine Decken wollte. Energisch auf eins der Gewehre deutend, erklärte er, daß er nichts anderes akzeptieren würde. Der jüngere Mann machte Einwände und sagte zu seinem Partner: »Wenn sie Gewehre haben, sind sie bald so arg wie die Pawnee.« Der ältere aber reichte das Gewehr dem Lahmen Biber und sagte zu seinem Freund: »Gewehre bekommen sie früher oder später doch. Wenn von uns, dann geben sie uns wenigstens ihre Felle.«
    Als der Lahme Biber das Gewehr in Besitz nahm, sah er dem Mann, der es ihm gegeben hatte, tief in die Augen. Einen langen Moment herrschte Stille, während beide Männer daran dachten, daß in der Nacht zuvor einer den anderen hätte töten können, daß aber keiner von ihnen es getan hatte. Kein einziges Wort wurde gewechselt. In dieser Atmosphäre kühler Zurückhaltung wurde der stillschweigende Vertrag zwischen den Arapaho und den Weißen besiegelt.
    8. Zwei Kugeln aus Gold
    Im frühen Herbst erlebten die zerzausten Pappeln, die den Lauf der Flüsse und Bäche kennzeichneten, einen flüchtigen Augenblick des Glanzes, ihre häßlich geformten Blätter wurden golden und leuchteten wie Espenlaub, bis dann der Wind des herannahenden Winters sie davontrug.
    Im Jahre 1803 war der Lahme Biber sechsundfünfzig, und die Veränderung an den Pappelbäumen kündigte ihm düstere Zeiten an. Er wollte nicht noch einen Winter durchstehen, die Kälte war im Lauf der Jahre immer schwerer zu ertragen gewesen, und er fand keinen Trost mehr dann, auf seinem Bett zu sitzen, während die jüngeren Männer zuhörten, wie er ausführlich von seinen früheren Heldentaten berichtete. Nicht einmal die schöne, von seiner Frau bemalte Bisonhaut machte ihm mehr Freude.
    Sein Elend hatte bereits vor einigen Jahren begonnen, als er sich beim Kauen auf einem Stück Trockenfleisch einen Zahn abgebrochen hatte. Im folgenden Jahr verlor er noch einen und dann noch zwei weitere, so daß er nur noch den weicheren Pemmikan essen konnte, der ihm doch nie geschmeckt hatte.
    Auch die Freunde seiner Jugend starben. Rote Nase, der beste Häuptling aller Zeiten, war im vergangenen Winter entschlafen, und Pappelknie war schon vor sehr langer Zeit von einem Pawnee-Gewehr getötet worden. Jüngere Männer hatten das Kommando übernommen, und obwohl sie die Stammesmoral hochhielten, ließen sie bei den Verhandlungen mit den Comanchen die nötige Klugheit vermissen, und was den Widerstand gegen die Pawnee betraf, so hätten sie ihnen ebensogut auch gleich das gesamte Gebiet überlassen können.
    Die Pawnee bereiteten ihm große Sorgen. Sie zogen immer weiter westwärts, und bald würden die Arapaho auf ein armseliges Stückchen Land rings um die Rattlesnake Buttes zurückgedrängt sein. Der Lahme Biber war in trauriger Stimmung. Nun kamen Kundschafter ins Lager zurückgeeilt und brachten die erschreckende Nachricht, daß die Pawnee ein junges Mädchen gefangengenommen hatten, um es bei ihren Ritualen zu opfern.
    »Wir müssen sie befreien!« wetterte er. Eine Alternative wollte er nicht einmal in Betracht ziehen. Sie eintauschen? Niemals! Den Pawnee mehr Jagdgründe überlassen? Niemals! Pferde, Felle, Gewehre? Derartig kleinmütigen Unsinn wollte er nicht einmal hören. »Wir werden nach Osten reiten und sie zurückerobern«, rief er.
    Bei Versammlungen des Ältestenrates, dem er nicht angehörte, mischte er sich unaufgefordert ein und schrie: »Wir müssen wie tapfere Krieger zu den Pawnee reiten und das Mädchen zu uns zurückholen« Er unterbrach damit alle Diskussionen über die Möglichkeit, den Konflikt zu lösen, ohne gleich auf den Kriegspfad gehen zu müssen.
    »Von Zeit zu Zeit muß man die Pawnee im Kampf stellen!« wetterte er. »Das war immer so und wird immer so bleiben. Ein solcher Zeitpunkt ist jetzt gekommen.« Er erinnerte den Ältestenrat daran, daß Pappelknie damals in einer ähnlich

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