Colorado Saga
donnert,
Aber ich sehe den Staub nicht.
Der Biber schlägt mit dem Schwanz,
Ich höre es nicht.
Mann-Oben läßt noch immer den Fluß vorüberströmen,
Hilft noch immer dem Biber, die Bergspitze zu erklimmen,
Verwandelt im Herbst noch immer die Espen in Gold. Die Häuptlinge versammeln sich,
Aber sie sprechen kein Wort.
Der Feind beginnt mit seinem Angriff,
Und die Speere blitzen.
Nur die Felsen... «
Ein Zittern durchlief seinen Körper, erstickte den Gesang. Mit letzter Kraft versuchte er, den tödlichen Speer ganz aus seiner Brust zu ziehen, war aber schon zu schwach dazu. Vornüber fiel er in den Staub der Schlacht, dicht vor den Leichnam von Wildes Wasser, doch der Lahme Biber sah seinen Feind nicht mehr. Seine letzte Vision auf Erden war der Schecke, der über die Prärie galoppierte.
Diese Schlacht war blutiger gewesen als sonst üblich. Der Tod des Lahmen Bibers erzürnte die Arapaho. Warum, blieb allerdings ein Geheimnis, denn er war ja mit dem Entschluß zu sterben in den Kampf gezogen. Die Arapaho plünderten das Dorf und nahmen fünfzehn Pawnee-Mädchen gefangen, die sie zum Austausch gegen das für das Opfer ausersehene Mädchen boten. Das aber war schon lange tot, also tauschten sie sie gegen Pferde ein - je drei Mädchen für ein Pferd.
Springende Schlange bestimmte, daß der Lahme Biber wie ein Häuptling bestattet werde, und so wurde in drei Pappeln am Platte-Ufer eine hohe, hölzerne Plattform gebaut. Dort, hoch oben über dem Erdboden, wurde der geschundene Leichnam zur letzten Ruhe gebettet. Der Pfahl, an den er sich gebunden hatte, wurde zusammen mit den Ehrenriemen, die lose im Winde flatterten, an seine Seite gelegt. Eine Decke wurde über ihn gebreitet und an eine der Pappeln der Kopf, an eine andere der Schwanz des Pferdes von Wildes Wasser gehängt. Der Pawnee-Speer, mit dem er sich bis zuletzt verteidigt hatte, wurde quer über seinen Körper gelegt, und die jungen Krieger wollten sein Gewehr ebenfalls neben ihn legen, doch Springende Schlange sagte, er wolle das Gewehr behalten, sonst würden es die Pawnee holen.
Dort, hoch über der Prärie, die er geliebt hatte, dicht neben dem Fluß, dessen Lauf er so oft gefolgt war, fand der Lahme Biber, der Krieger mit den vielen Heldentaten, die letzte Ruhe.
Die Arapaho und die Cheyenne! Wie klein an Zahl und wie stark im Wesen! Sie zählten zusammen nicht ganz siebentausend, also nur knapp über dreitausend Männer. Greise und Kinder abgerechnet, blieben höchstens tausend Krieger.
Eine Gruppe von nur tausend Männern hatte entscheidend mitgewirkt, das Gesicht einer ganzen Nation zu prägen. Diese Männer, hochgewachsen, bronzefarben, mit ihren Pferden fest verwachsen, wagemutig im Kampf und gerecht im Frieden, ritten über die Prärie in die Geschichte dieses Landes ein. Niemals waren sie in dem Gebiet, in dem sie wohnten, in der Überzahl, stets wurden sie von anderen, mindestens ebenso tapferen Stämmen bedrängt - den
Brule Sioux, den Oglala Sioux, den Cree, den Blackfoot, den dunkelhäutigen Ute, den zentaurgleichen Comanchen, den grausamen Apachen, den listigen Kiowa und den berechnenden Pawnee.
Als sich die Arapaho-Häuptlinge versammelten, um die Heldentaten der Schlacht gegen die Pawnee zu erzählen, boten sie einen eindrucksvollen Anblick. Sie trugen ihre mit Fransen verzierten Winterleggins, mit Federn und Hirschzähnen geschmückten Jacken und den Kopfschmuck aus mit farbigen Steinen besetztem und mit langen Adlerfedern bestecktem Webmaterial. »Er hat eine Berührung bei Wildes Wasser gemacht«, berichtete einer, »und bei dem Krieger, der sein Bein durchbohrte, und bei dem, der ihn am Arm traf. Mit seiner erbeuteten Lanze machte er eine Berührung bei dem Pawnee mit dem zerrissenen Hemd und dem Pawnee mit dem braunen Pferd. Bei dem Krieger, der ihm den Rücken durchbohrte, versuchte er eine Berührung zu machen, aber das gelang ihm nicht mehr.«
Die großen Häuptlinge nickten. Dank der Heldentat des Lahmen Bibers war ihre Ostflanke wieder für ein paar Jahre gesichert. So schnell würden die Pawnee nicht wieder auf Arapaho-Gebiet eindringen - nicht nach einer solchen Niederlage. Natürlich würden sie wiederkommen, aber erst nach einiger Zeit. Irgendwie würden sich die Pawnee schon eine Möglichkeit zur Revanche einfallen lassen, vorerst aber konnten sich die Arapaho auf den bevorstehenden Winter einstellen. In diesem Jahr wollten sie bei den Rattlesnake Buttes lagern.
Während die Arapaho-Häuptlinge dem Lahmen
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