Colours of Love - Entblößt: Roman (German Edition)
dass sie anfangen zu tuscheln.
»Mir war nicht eine Sekunde entfallen, dass du da bist«, sagt Jonathan mit rauer Stimme, und endlich – endlich – sehe ich in seinen Augen wieder den Ausdruck, den ich so vermisst habe. Dieses Brennen, das mir sagt, dass ich ihm nicht egal bin.
»Und warum warst du dann ständig weg?«
»Ich musste mich um die Gäste kümmern«, erklärt er, was ich ihm immer noch nicht glaube. Jedenfalls nicht so richtig. Aber ich verzeihe ihm. Weil er gerade das getan hat, was ich mir so gewünscht habe, und ich so unfassbar glücklich bin.
»Du musst dich eben auch um mich kümmern, sonst gerate ich noch auf Abwege«, sage ich mit einem strahlenden Lächeln, das ihm wahrscheinlich verrät, dass ich ganz sicher nicht auf diese Abwege geraten werde – solange er die Alternative ist. Aber von mir aus soll er das glauben – wenn die Konsequenz ist, dass er mich im Arm hält und küsst, dann flirte ich den Rest des Tages nur noch.
Die Streicher, die bis jetzt die ganze Zeit für die musikalische Untermalung gesorgt haben, hören plötzlich auf zu spielen. Das Stück war zwar gerade zu Ende, aber sonst haben sie danach sofort weitergespielt, in einer Endlosschleife sozusagen, immer übertönt vom Stimmengewirr der Gäste. Doch jetzt dringt keine Musik mehr aus dem Zelt. Stattdessen hört man, wie ein Mikrofon angeht und jemand dagegen klopft.
»Hallo, kann man mich verstehen?«, ertönt Sarahs Stimme laut durch das Zelt und über die Wiese. Jonathan und ich sehen uns verwundert an.
»Will sie eine Ankündigung machen?«, frage ich, doch Jonathan zuckt nur mit den Schultern und geht mit mir im Arm zurück in das Festzelt, das wir eben verlassen haben.
Die Leute drängen bereits zu der kleinen Bühne, auf der die Streicher sitzen, neugierig darauf, was Sarah zu sagen haben mag. Ich kann sie jetzt schon sehen, wie sie vor den Musikern steht und das Mikrofon testet. Zum Glück lassen die Gäste Jonathan und mich weiter durch, sodass wir es bis zu Alexander und dem Earl schaffen, die ganz vorn am Bühnenrand stehen.
»Was ist los?«, will Jonathan von Alexander wissen und sieht gleichzeitig seine Schwester fragend an, die seinen Blick jedoch nur ungerührt erwidert und lächelt.
»Ich habe keine Ahnung«, erwidert Alexander, der Sarah nicht aus den Augen lässt. »Sie wollte es mir nicht sagen.«
»Bin ich gut zu hören?«, fragt Sarah noch einmal, und nach einigem zustimmenden Gemurmel räuspert sie sich.
»Ich freue mich sehr, dass Sie alle – wie jedes Jahr – so zahlreich unserer Einladung gefolgt sind und mit uns feiern«, sagt sie mit klarer Stimme. »Aber in diesem Jahr freue ich mich ganz besonders, denn dadurch habe ich die Gelegenheit, etwas ganz Wunderbares mit Ihnen zu teilen.«
Sie macht eine Pause. »Ich bin nämlich seit heute verlobt«, verkündet sie mit einem glücklichen Lächeln.
16
Alexander ist erstarrt und hält den Blick auf Sarah gerichtet.
»Verlobt«, höre ich ihn flüstern, weil ich direkt neben ihm stehe. Er scheint nicht zu begreifen, was sie da gerade gesagt hat, und ich überlege kurz, ob ich ihn vielleicht mal in die Rippen stoßen soll. Bei Jonathan und dem Earl wird das wohl nicht nötig sein, denn die gucken zwar ähnlich verblüfft, aber nicht ganz so erschüttert.
»Wer ist denn der Glückliche?«, ruft jemand aus der Menge, ein Mann, den ich gestern Abend schon gesehen habe.
»Alexander Norton«, erklärt Sarah und sieht zu uns herüber, hält Alexanders Blick fest. »Er ist der großartigste, liebeswerteste und warmherzigste Mann, den ich kenne, und ihm gehört mein Herz – für immer.«
Sie streckt die Hand nach ihm aus und lächelt ihn auffordernd an – er soll zu ihr kommen.
Doch Alex rührt sich immer noch nicht, starrt sie nur weiter an. Er steht offenbar unter Schock, deshalb stoße ich ihm jetzt tatsächlich in die Rippen. Und es hilft, denn er erwacht aus seinem Trancezustand und geht sofort die wenigen Schritte, die ihn von Sarah trennen, hinauf auf die kleine Bühne.
Als er vor ihr steht, nimmt sie seine Hand und blickt zu ihm auf. »Und deshalb möchte ich am liebsten der ganzen Welt verkünden, wie sehr ich mich darauf freue, den Rest meines Lebens mit ihm zu verbringen«, fügt sie noch hinzu.
Einen Moment lang herrscht atemlose Stille im Zelt, dann schlingt Alexander die Arme um Sarah und küsst sie unter dem begeisterten Applaus der Menge, hält sie ganz fest. In seinen Augen schimmern Tränen und man sieht, wie ergriffen
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