Colours of Love - Entblößt: Roman (German Edition)
er ist, vollkommen überwältigt von seinen Gefühlen.
Aber Sarah hat nicht nur ihn berührt. Ganz viele Gäste strahlen glücklich, und nicht wenige haben ebenfalls Tränen in den Augen, während sie weiter begeistert klatschen, weil sie alle spüren, wie aufrichtig diese Liebeserklärung war.
Meine Tränen fließen auch, weil ich mich so sehr für die beiden freue. Jetzt muss Alex es glauben, denke ich, und bewundere Sarah für ihren Mut, ihm so öffentlich ihre Gefühle zu gestehen. Obwohl es vielleicht leicht ist, wenn man weiß, dass der andere sie erwidert, denke ich und blicke zu Jonathan.
Er lächelt und umarmt Sarah und Alexander, die jetzt von der Bühne heruntergekommen sind, genau wie der Earl. Doch im Gegensatz zu seinem Vater, der seine Überraschung überwunden hat und sich sichtlich über die Nachricht freut, wirkt Jonathans Begeisterung gedämpft. Er gibt sich jedoch Mühe, es sich nicht anmerken zu lassen, und Sarah und Alex sind viel zu glücklich und mit sich selbst beschäftigt, um es zu merken. Aber mir fällt es auf.
Die Reihe der Gratulanten ist sofort sehr lang, aber ich schaffe es, zu Alexander durchzukommen, der mich in seinem Überschwang fest in die Arme schließt und auf die Wange küsst. Doch Sarah wird schon so belagert, als ich zu ihr will, dass ich beschließe, auf eine passende Gelegenheit zu warten. Schließlich möchte ich ihr nicht nur schnell die Hand drücken, sondern Zeit haben, mit ihr zu reden. Deshalb ziehe ich mich ein paar Schritte zurück.
Jonathan, der das bemerkt, kommt zu mir. Jetzt, wo er etwas abseits steht, ist seine Stirn gerunzelt, und er sieht skeptisch zu seiner Schwester und seinem Freund hinüber, die weiter Glückwünsche entgegennehmen.
»War das deine Idee?«, fragt er ziemlich grimmig.
»Was, dass die beiden sich verloben? Nein, das haben sie allein beschlossen«, gebe ich grinsend zurück.
»Alexander hatte das nicht beschlossen. Ich bin doch nicht blind, Grace, er wusste von nichts. Sie hat ihn damit total überrumpelt.«
»Was leider nötig war – dein Freund hat sich nämlich nicht wirklich getraut, endlich mal Nägel mit Köpfen zu machen. Deshalb hat Sarah das selbst in die Hand genommen.«
»Auf deinen Rat hin«, sagt er vorwurfsvoll und fügt, als ich ihn verwirrt ansehe, hinzu: »Ich habe euch gesehen, vorhin. Du hast mit ihr getuschelt und anschließend sah sie aus, wie sie immer aussieht, wenn sie etwas plant. Etwas, das nicht ganz den Regeln entspricht.«
»Und wenn?«, frage ich herausfordernd. »Die Hauptsache ist doch, dass es geklappt hat.«
»Hm«, brummt er, was mich langsam wirklich in Rage bringt.
»Jonathan, was ist los? Deine Schwester ist überglücklich und dein Freund auch, die beiden wollen heiraten – und du guckst, als wenn das eine ziemlich furchtbare Nachricht wäre.«
Er legt die Hand in seinen Nacken und lehnt sich kurz dagegen, bevor er sich durch die Haare fährt und den Arm wieder sinken lässt.
»Ich freue mich für die beiden und wünsche ihnen alles Gute – das tue ich wirklich«, versichert er mir. »Aber was wenn es schief geht?«
Sein Pessimismus überrascht mich – wie kann er nach so einer schönen Liebeserklärung gleich wieder denken, dass etwas zwischen Sarah und Alex nicht gut gehen könnte? Er hat doch gesehen, wie tief ihre Gefühle füreinander sind. Aber dann wird mir klar, dass es bei ihm offensichtlich so ist – er hat nicht nur in unsere Beziehung kein Vertrauen und gibt ihr keine Zukunft, er tut das generell nicht.
Nachdenklich schüttelt er den Kopf. »Dann muss ich mich entscheiden, auf wessen Seite ich stehe. Und das will ich nicht.« Er sagt es mehr zu sich selbst, spricht den Gedanken aus, der ihn belastet.
»Ich glaube nicht, dass du das musst. Und selbst wenn die beiden sich wirklich eines Tages trennen, kannst du dir dann immer noch Gedanken darüber machen. Freu dich doch erst mal mit ihnen.«
Aber er kann nicht, das sehe ich ihm an. Nicht aus vollem Herzen.
»Sie ist meine Schwester, Grace. Ich passe schon ihr ganzes Leben lang auf, dass es ihr gut geht. Ich mag Alex, er ist mein bester Freund, und ich weiß, dass ihm viel an Sarah liegt. Das war immer schon so. Aber wenn er sie unglücklich macht …«
»Er macht sie glücklich, Jonathan. Unglücklich wäre sie nur, wenn sie wüsste, dass du dich nicht richtig für sie freuen kannst.«
Bevor er mir antworten kann, wird er – mal wieder – von Gästen angesprochen, diesmal von einem älteren Ehepaar.
Seufzend
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