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Colours of Love

Colours of Love

Titel: Colours of Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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Internet total echt gewirkt, bezahlbar und nah am Zentrum.
    Ich schlage mir vor die Stirn. Das war vermutlich genau der Trick! Damit war das Angebot für mich interessant, und von Amerika aus hatte ich ja auch keine Chance, das wirklich nachzuprüfen. Ich war zufrieden mit der schriftlichen Bestätigung per Mail, die wohl nur das Papier wert ist, auf dem ich sie ausgedruckt habe. Verdammt!
    Aber das ist gar nicht mein größtes Problem. Denn wenn die Wohnung nicht existiert, dann kann ich da auch nicht gleich mit meinem schwarzen Monstrum-Koffer einziehen. Ich habe kein Dach über dem Kopf und keine Ahnung, wie ich so schnell an eine ähnlich bezahlbare Unterkunft kommen soll. Ein Hotel geht natürlich oder eine Pension, aber das ist auf Dauer keine Lösung.
    Heiße Tränen brennen mir in den Augen. Es ist nicht nur das verlorene Geld und die neue Suche, zu der ich jetzt gezwungen bin – ich fühle mich so schrecklich im Stich gelassen. Von London. Von meinem Traum von einer schönen Zeit hier. So hatte ich mir das alles nicht vorgestellt.
    Ich wische mir mit dem Handrücken über die Augen und gehe schnell hinüber in Annies Büro. Zum Glück ist sie gerade allein, der Schreibtisch ihres Kollegen ist leer.
    »Was ist los?«, fragt sie sofort besorgt, als ich mich schwer auf den freien Schreibtischstuhl fallen lasse.
    Mit abgehackter Stimme berichte ich ihr, was mir passiert ist, und muss am Ende wieder gegen Tränen der Wut und Enttäuschung kämpfen.
    »Das ist alles so unfair«, beklage ich mich.
    »Und wie, sagst du, heißt der Kerl noch mal, der sich als dein Vermieter ausgegeben hat?«
    »Will Scarlett«, erkläre ich ihr.
    »Du weißt aber schon, dass das eine berühmte Figur aus der Robin Hood-Sage ist, oder?«
    Verständnislos sehe ich sie an. »Nein«, gestehe ich, und komme mir dumm vor. An das Gefühl sollte ich mich wohl besser gewöhnen, denn es scheint so eine Art Dauerzustand zu werden. Um mich wenigstens etwas zu erklären, füge ich noch hinzu: »Ich … kenne mich mit Literatur nicht so aus.«
    Auch das ist mir plötzlich peinlich. Aber ich hatte es ja auch Jonathan Huntington schon gesagt: ich gehe gern mit Zahlen um – nicht mit Buchstaben. Wenn mich an Kunst etwas reizt, dann nicht das geschriebene Wort, sondern Kunstwerke. Bilder, Skulpturen, etwas, das ich anfassen kann, etwas Konkretes.
    Und selbst wenn ich belesener wäre, hätte mich dieser Zusammenhang vermutlich nicht misstrauisch gemacht. Ich wäre einfach davon ausgegangen, dass es Zufall ist. Ich meine, so etwas passiert doch, die Leute haben manchmal komische Namen.
    Seufzend schüttele ich den Kopf. Andere sind eben nicht so leicht reinzulegen wie ich. Was vermutlich viel darüber aussagt, wie unglaublich naiv ich bin. Naiv und dumm. Und obdachlos.
    »Scheiße.« Ich spreche es aus, bevor ich wirklich darüber nachgedacht habe, wie unpassend dieser Ausdruck ist. Aber er tut mir gut. Ein anderes Wort gibt es für meine Situation nämlich gerade nicht.
    Trotzig sehe ich Annie an. Habe ich sie jetzt schockiert? Ihre Mundwinkel zucken.
    »Ja«, sagt sie. »Schöne Scheiße.«
    Fast gleichzeitig fangen wir an zu lachen.
    »Vielleicht ist dein falscher Vermieter ja wirklich ein moderner Rächer der Armen. Dann kannst du dich zumindest mit dem Gedanken trösten, dass deine Kaution einem guten Zweck dienen wird.«
    »Haha.« Ich lächle, doch dann werde ich wieder ernst. »Denkst du, es hat Sinn, zur Polizei zu gehen?«
    Annie nickt. »Das werden wir auf jeden Fall machen, schaden kann es nicht«, sagt sie, und ich liebe sie für das »wir«. Heißt das, sie lässt mich damit nicht allein? »Aber damit haben wir dein Wohnungsproblem noch nicht gelöst.« Mit gerunzelter Stirn sieht sie mich an.
    »Ich könnte erst mal in eine Pension gehen«, sage ich, aber ich merke selbst, wie kläglich meine Stimme klingt. Die Müdigkeit übermannt mich jetzt mit voller Wucht, und die Aussicht, erst noch langwierig nach einem passenden Zimmer suchen zu müssen, deprimiert mich mehr, als ich sagen kann. Schon wieder schimmern Tränen in meinen Augen, ich kann es nicht ändern.
    »Nein.« Annie sieht jetzt sehr entschlossen aus. »Ich weiß was viel Besseres.« Mit einem breiten Grinsen lehnt sie die Arme auf den Schreibtisch und beugt sich zu mir vor. »Du kommst erst mal mit zu mir.«
    »Ist das dein Ernst?« Das Angebot klingt so verlockend, dass ich es kaum glauben kann.
    Sie nickt. »Ich wohne in Islington in einer WG mit zwei netten Jungs. Ein

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