Colours of Love
mich auf eine belustigte, aber auch leicht gequälte Art an. »Im Gegenteil«, erklärt er. »Das ist ja das Problem.«
Der Kloß in meinem Hals wird dicker. »Was?«
»Dass du sogar besonders interessant bist. Eine unbekannte junge Amerikanerin, die noch dazu für mich arbeitet und mit der ich wirklich was habe. Verstehst du nicht – sonst war da nie was zwischen mir und den Frauen, mit denen ich angeblich eine Affäre hatte. Aber bei dir …« Er spricht den Satz nicht zuende. »Das ist ein gefundenes Fressen für die. Und leider auch für meinen Vater.« Er hebt die Hände. »Wobei ich gerade nicht entscheiden kann, wen ich schlimmer finde.«
Jetzt komme ich endgültig nicht mehr mit. »Aber die Paparazzi wissen doch gar nicht, wer ich bin.«
Jonathan schnaubt. »Das wissen sie noch nicht, Grace. Aber wie lang, glaubst du, dauert es, bis irgendjemand aus der Firma der Presse einen Tipp gibt? Sie werden deinen Namen schneller herausfinden, als dir lieb ist. Und dann können wir nur hoffen, dass andere Geschichten das Interesse von dir ablenken, denn sonst wirst du von mehr als einem Paparazzo verfolgt. In der Firma ist die Geschichte bis spätestens morgen definitiv Gesprächsthema Nummer eins, darauf kannst du dich verlassen.«
Ich spüre, wie mir wieder übel wird, und wende mich zum Fenster um. Jonathan wird wissen, wovon er spricht, denke ich beklommen. Also ist es sehr wahrscheinlich, dass das eintritt, was er sagt, obwohl ich mir das nur extrem schwer vorstellen kann.
Ein Gefühl der Ohnmacht und der Hilflosigkeit breitet sich in mir aus. Dass meinte Annie dann wohl auch mit ihrer Warnung, dass Jonathan Huntington eine Nummer zu groß für mich ist.
Nur was soll ich jetzt tun? Mein erster Reflex ist Flucht. Ich könnte einfach den nächsten Flieger zurück nach Hause nehmen, dort erst mal untertauchen und hoffen, dass die englische Presse mich wieder vergisst. Aber fast sofort wird mir klar, dass das nicht geht. Mein Stolz würde das definitiv nicht verkraften. Schließlich habe ich mir diesen Praktikumsplatz nicht erschlichen – ich habe ihn bekommen, weil ich ihn mir verdient habe. Wenn ich jetzt gehe, dann wäre das wie ein Schuldeingeständnis, so als würde ich zugeben, dass ich etwas falsch gemacht habe. Was ich nicht habe. Ich habe mich in den Boss verliebt, okay. Aber kann man mir das vorwerfen? Tränen der Verzweiflung brennen mir in den Augen, weil das alles plötzlich so kompliziert ist und mir Angst macht.
»Grace?«
Jonathans Hand legt sich um meine, und ich drehe mich zu ihm um. Als er sieht, wie aufgelöst ich bin, zieht er mich in seine Arme und hält mich fest. Der Kloß in meinem Hals ist jetzt so groß, dass ich kaum noch schlucken kann.
»Ich wünschte, ich könnte das mit dem Foto irgendwie wieder rückgängig machen«, murmele ich an seiner Schulter.
Auf gar keinen Fall möchte ich das Gesprächsthema Nummer eins in der Firma sein. Oder auf dem Weg zur Arbeit von Paparazzi verfolgt werden. Und bei dem Gedanken daran, was Annie für ein Gesicht machen wird – und Marcus – läuft mir ein Schauer über den Rücken. Wie konnte ich mich nur auf diese ganze Sache einlassen?
»Das wünschte ich auch«, sagt er, und das Gefühl seiner Lippen an meiner Wange nimmt mir sofort den Atem. »Aber mir fällt schon was ein.«
Seine Nähe ist tröstend, genau wie seine Worte, und für einen Moment gebe ich mich der Illusion hin, dass alles wieder gut wird. Ich möchte vergessen, was da draußen auf mich wartet, und mich in dem Gefühl verlieren, das mich von Neuem erfasst, als er anfängt mich zu küssen.
Sobald seine Lippen meine berühren, explodieren meine Empfindungen. Er schmeckt so gut, so vertraut, und mein Körper erinnert sich daran, wie es war, mich ihm völlig zu ergeben, will mehr von der Lust, die nur er mir schenken kann. Und plötzlich zählt nichts anders mehr. Erregung erfasst mich so heftig, dass ich zittere, und ich vergrabe meine Hände in seinem Haar, ziehe ihn zu mir, weil ich nicht will, dass mich irgendetwas von ihm trennt.
Jonathan spürt meine Reaktion und vertieft den Kuss, was eine Kettenreaktion auslöst, die mich völlig atemlos macht. Wir reagieren wie Öl und Feuer, je mehr ich von ihm schmecke und berühre, desto heftiger brennt das Verlangen in mir, ihm noch näher zu sein, und ihm geht es offenbar genauso. Seine Lippen verschlingen mich und seine Hände sind überall auf meinem Körper. Wie eine Ertrinkende klammere ich mich an ihn, verloren ohne
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