Colours of Love
besprechen.«
Der große blonde Mann nickt und schließt das Fenster wieder. Ich wende mich noch einmal um und blicke aus der verdunkelten Heckscheibe zurück. Der Earl steht am Straßenrand, aber im Gegensatz zu gerade wirkt er jetzt gebeugter, so als wären seine Schultern nach vorn gesunken. Er sieht verloren aus, denke ich, behalte das aber lieber für mich, weil ich das Gefühl habe, dass Jonathan für solche Beschreibungen nicht empfänglich ist.
»Hier.« Etwas fällt in meinen Schoß, und ich drehe mich erschrocken wieder um, nehme die Zeitschrift, die dort liegt.
Es dauert einen Moment, bis ich mich wirklich auf das Titelbild konzentrieren kann, doch dann schnappe ich nach Luft, als ich das Foto sehe. Es ist zwar nicht riesig, sondern eins der kleineren am unteren Rand, aber immer noch erschreckend groß. Die Qualität ist schlecht, es wirkt körnig, ist also aus größerer Entfernung aufgenommen. Dennoch kann man Jonathan darauf eindeutig erkennen. Und mich.
Wir stehen vor dem Restaurant, in dem wir mit dem schrecklichen Richard essen waren, und ich lehne eng an Jonathan, habe die Arme um seinen Oberkörper geschlungen und die Augen geschlossen. Sein Arm liegt um meine Schulter, und er hat den Kopf nach unten geneigt. Wir wirken sehr innig, wie ein Liebespaar, und das bestätigt auch die Schlagzeile daneben. »Hunter in Love?« steht da, und ich spüre, wie mein Herz wild anfängt zu schlagen und Hitze sich in mir ausbreitet.
Hastig blättere ich in der Zeitung, bis ich den dazugehörigen Artikel finde. Er ist nicht lang, es ist nur noch einmal das Foto abgebildet und dazu ein kleines Porträt von Jonathan. Im Text steht, dass eine unbekannte Schönheit an seiner Seite gesichtet wurde und dass das Foto belegt, dass seine Tage als »einer von Englands, wenn nicht sogar Europas begehrtesten Junggesellen« bald vorbei sein könnten. Nichts Konkretes, nur etwas über Jonathans bisherige Bindungsscheu, und kein Name.
Zuerst bin ich erleichtert darüber, doch dann wird mir klar, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis alle in unserem Umfeld wissen werden, dass ich das auf dem Foto bin. Denn auch wenn mein Gesicht auf dem Bild nicht gut zu erkennen ist, verraten mich meine roten Haare. Catherine Shepard wird sofort schalten, genau wie viele andere Leute in der Firma. Genau wie – Annie.
Ich schlage die Hand vor den Mund und blicke erschrocken auf, begegne Jonathans forschendem Blick. Er mustert mich und scheint meine Reaktion auf das Bild genau zu beobachten.
Erst jetzt realisiere ich wirklich, dass er schon von dem Artikel wusste, bevor wir hergefahren sind. Das muss der Grund gewesen sein, warum er mich mitnehmen wollte – und nicht die Tatsache, dass er mich unbedingt dabei haben wollte, denke ich, und spüre Enttäuschung in mir aufsteigen.
»Was machen wir denn jetzt?«, frage ich mit schwacher Stimme.
Jonathan zuckt mit den Schultern. »Gegen das Bild können wir gar nichts machen«, sagt er. »Aber es verkompliziert die Dinge.«
»Inwiefern?«
»Hast du eine Ahnung, was jetzt passiert?«
Seine eindringliche Frage irritiert mich.
»Nein«, sage ich trotzig. Woher sollte ich? »Ich war ja noch nie auf einem Magazincover drauf.«
Jonathan ignoriert meinen gereizten Tonfall.
»Diese Presseleute sind wie Schmeißfliegen, Grace. Sie umschwirren einen und nerven, und man kann es gerade noch ertragen, wenn es nicht zu viele sind. Aber wenn sie Blut riechen, dann stürzen sie sich in Scharen auf dich und lassen nicht mehr von dir ab.«
»Und jetzt fürchtest du, dass sie das machen?«
Er schüttelt den Kopf, fast ein bisschen resigniert. »Ich befürchte das nicht nur, ich weiß es. Das passiert ja nicht zum ersten Mal. Es braucht sich nur irgendein Model bei einem Event bei mir einzuhaken, und schon bin ich laut Schlagzeile so gut wie verlobt. Was dazu geführt hat, dass ich so etwas möglichst vermeide, wenn ich kann.«
Innerlich stöhne ich auf. Und ich dumme Kuh umarme ihn mitten auf der Straße, wo es alle sehen können. Super Idee, Grace! Toll gemacht, einfach fantastisch!
»Aber ich bin kein Model«, sage ich und überlege, ob es ihm wohl peinlich ist, dass er ausgerechnet mit mir »erwischt« wurde. Mit Schrecken denke ich an die beiden elfenhaften Wesen, die mit auf dem Foto waren, das ich damals zusammen mit Hope angesehen habe. Verglichen mit denen bin ich regelrecht unscheinbar. Aber das hat ja offenbar auch Vorteile. »Also kann ich doch gar nicht so interessant sein.«
Er sieht
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