Colours of Love
mir denken können, dass mit dir nicht zu reden ist.«
»Dann hättest du das Thema besser nicht angeschnitten«, herrscht Jonathan ihn an. »Ich entscheide selbst, welchen Verpflichtungen ich nachzukommen gedenke – Vater.« Das letzte Wort spricht er wieder voller Verachtung aus.
»Und was tut Miss Lawson dann hier?«, fragt der Earl und zeigt auf mich. »Warum bringst du diese junge Frau mit, wenn sie keine Bedeutung für dich hat? Ich werde mir doch wohl noch meine Gedanken machen dürfen, wenn du …«
»Hört auf!« Es ist Sarah, die das ruft. »Könnt ihr euch einmal nicht streiten, wenn ihr zusammen seid?« Sie ist noch blasser als vorher und blickt unglücklich zwischen ihrem Vater und ihrem Bruder hin und her. Eine der Anzeigen auf den Monitoren über ihrem Kopf blinkt.
»Ja, verdammt«, stimmt Alexander ihr wütend zu. »Seht ihr denn nicht, dass ihr sie aufregt?«
Erschrocken wenden die beiden sich wieder Sarah zu. Jonathan sieht schuldbewusst aus, so als hätte er kurzfristig vergessen, dass er im Krankenzimmer seiner Schwester ist, der Earl dagegen wirkt immer noch aufgewühlt und hat sichtlich Mühe, sich wieder zu fassen.
Schwester Carole kommt mit ernstem Gesicht herein und drängt die Männer resolut vom Bett zurück, überprüft die Messsonden und die Werte auf den Monitoren.
»Die Patientin braucht jetzt Ruhe. Vielleicht wäre es besser, wenn Sie gehen«, sagt sie freundlich, aber bestimmt und fügt dann schnell noch hinzu: »Sie können wiederkommen, wenn Lady Sarah auf die normale Station verlegt ist.« Die Tatsache, dass sie jeden anderen – dem gegenüber sie keine Zugeständnisse zu machen bereit ist – schon rausgeworfen hätte, zeigt, dass es Sarah offenbar wirklich nicht gut geht. Doch als wir gehen wollen, protestiert Sarah.
»Nein, sie sollen bleiben«, bittet sie Schwester Carole, die sich jedoch nicht erweichen lässt.
»Sie müssen jetzt schlafen, Lady Sarah. Der Blutverlust hat sie geschwächt«, sagt sie, und Jonathan stimmt ihr zu.
»Ruh dich aus, Sarah. Wir kommen später wieder.«
Es ist offensichtlich, wie wenig ihm die Aussicht gefällt, dann wieder auf seinen Vater zu treffen, aber seiner Schwester zuliebe lächelt er.
Wir gehen alle vier zur Tür, doch Sarah ruft uns wieder nach, hält uns auf.
»Dann soll wenigstens Alexander bleiben.« Sie sieht ihn an. »Bitte?«
Jonathan und sein Freund tauschen Blicke aus, beide sind offenbar überrascht über diesen Wunsch. Aber Alexander nickt sofort. »Natürlich. Wenn du das möchtest.«
Sarah lächelt strahlend, und er geht zum Bett zurück, setzt sich auf den Platz, auf dem vorher Jonathan gesessen hat, während wir anderen das Zimmer verlassen. Als ich auf dem Weg nach draußen zurückblicke, sehe ich noch, wie Alexander Sarahs Hand ergreift und sie die Augen schließt. Dann fällt die Tür hinter mir zu, und ich stehe mit Jonathan und dem Earl auf dem Flur.
Schwester Carole hilft uns aus den grünen Kitteln und nimmt sie wieder zurück, bevor wir schweigend die Intensivstation verlassen und uns auf den Weg runter zum Eingang machen.
Jonathan und sein Vater scheinen beschlossen zu haben, ihr Gespräch nicht weiter fortzuführen, zumindest nicht, solange wir noch im Krankenhaus sind. Ich aber kann meine Neugier kaum noch zügeln.
Als wir den Empfang erreichen, bleibt der Earl stehen und spricht mit der Dame vom Empfang, und ich nutze die Gelegenheit und ziehe Jonathan weiter, nach draußen auf den Gehsteig.
»Was für ein Foto?«, frage ich ihn eindringlich. »Wovon hat dein Vater da gesprochen?«
Jonathan zieht einen seiner Mundwinkel leicht nach unten, was sein Missfallen über diese ganze Angelegenheit ziemlich gut zum Ausdruck bringt.
»Als wir am Freitagabend vor dem Restaurant standen, muss ein Paparazzo uns fotografiert haben. Das Bild ist heute auf der Titelseite der Hello! erschienen, mit einem entsprechenden Kommentar, dass ich offenbar eine neue Liebe gefunden habe – bla bla. Das Übliche.« Er seufzt. »Ich nehme an, die OK! wird es morgen ebenfalls bringen, und im Internet kursiert es inzwischen vermutlich auch.«
Mir wird ganz schwindelig. »Was? Aber das ist … Wie lange weißt du das schon?«
Jonathan stößt die Luft aus und fährt sich mit der Hand durchs Haar. »Steven hat es mir gesagt, als ich ihn anrief, um die Limousine zu bestellen. Offenbar hat eine der Angestellten das Foto entdeckt und ihm davon erzählt. Er hat mir ein Exemplar besorgt, nachdem er uns hier abgesetzt
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