Colours of Love
Haus der Teufel los. Sei froh, dass du nicht da warst.«
Kälte kriecht über meinen Rücken, als mir klar wird, wie naiv ich war. Ich war so mit Jonathan und meinen Gefühlen für ihn beschäftigt, dass ich nicht nach links und rechts gesehen habe, und Annie wollte mir nicht wehtun, deshalb hat sie mich zwar vor Jonathan gewarnt, aber nicht vor dem, was sich in der Firma zusammengebraut hat.
Dabei sind mir die gehässigen Blicke aufgefallen, die Catherine Shepard mir oft zugeworfen hat. Und dass mir einige Angestellte nachgesehen haben, wenn ich über die Flure gegangen bin. Ich wäre nur nicht darauf gekommen, dass ich tatsächlich so interessant bin, dass sie anschließend über mich reden. Diese Sache droht mir offensichtlich völlig zu entgleiten.
»Aber wenn ich nicht mehr hingehe, dann sieht es doch so aus, als würde ich kneifen.« Ich schüttele den Kopf, wie um noch mal zu bestätigen, dass ich das auf gar keinen Fall tun werde. »Für mich ist das Praktikum eine tolle Chance, Annie. Ich kann das nicht einfach aufgeben.«
»Das hättest du dir vielleicht überlegen sollen, bevor du was mit Jonathan Huntington angefangen hast«, sagt sie auf ihre direkte Art.
»Das eine hat mit dem anderen doch gar nichts zu tun«, jammere ich.
»Ich fürchte, das ist den Leuten egal«, meint Annie. »Die sehen jetzt nur noch, was sie sehen wollen. Jedenfalls die meisten.« Sie sieht mich mitleidig an. »Wenn du also wirklich wieder hingehen willst, wirst du auf jeden Fall gute Nerven brauchen.«
Sie hat recht, denke ich verzweifelt, und spüre, wie mir hilflose Tränen in den Augen brennen. So schnell erwirbt man sich also den Ruf einer Schlampe.
»Aber ich bin ja bei dir«, tröstet mich Annie, als sie sieht, wie verzweifelt ich bin. »Ich passe schon auf, dass sie dich in Ruhe lassen.«
Dankbar lächele ich sie an, doch dann drehen wir uns beide erschrocken um, als wir hören, wie ein Schlüssel in der Wohnungstür gedreht wird. Jemand kommt mit schweren Schritten herein, und kurze Zeit später taucht Marcus in der Tür zur Küche auf. Er trägt einen Trainingsanzug und ist ganz verschwitzt, offenbar war er joggen.
»Hey, Marcus«, begrüßt Annie ihn, und er erwidert den Gruß irritiert und betrachtet uns mit gerunzelter Stirn. Offenbar hat er nicht damit gerechnet hat, dass wir da sind. Dann fällt sein Blick auf das Hello! -Magazin auf dem Tisch.
Ich kann gerade noch den Reflex unterdrücken, die Hand über das Foto von Jonathan und mir zu legen, obwohl das eigentlich gar nicht nötig ist. Die Zeitung liegt so, dass er es theoretisch gar nicht erkennen kann. Allerdings scheint er sowieso zu wissen, was auf dem Cover zu sehen ist, denn seine Miene verdunkelt sich noch weiter. Glücklich wirkte er auch vorher nicht, wie mir jetzt auffällt.
»Jonathan Huntington hat dich also nur nach Hause gebracht, ja?«, fragt er, und seine Stimme klingt schneidend.
Mir fällt jener Abend vor fast zwei Wochen wieder ein, als ich meinen Schlüssel vergessen hatte und Marcus dazu kam, als ich mit Jonathan vor der Tür stand. Ich spüre, wie ich rot werde, obwohl ich ihm eigentlich keine Rechenschaft schuldig bin, und kann nicht antworten.
»Du musst ja wissen, was du tust«, sagt er verächtlich und dreht sich um, verschwindet ohne ein weiteres Wort im Bad. Kurze Zeit später hören wir Wasser rauschen.
»Autsch«, sagt Annie und lächelt mich aufmunternd an, vermutlich, weil sie sehen kann, wie sehr mich Marcus’ Reaktion getroffen hat. »Ich glaube, da ist jemand ziemlich eifersüchtig.«
Unglücklich zucke ich mit den Schultern. »Aber ich kann doch nichts dafür, Annie. Ich wollte mich nicht in Jonathan verlieben.«
»Ich weiß.« Sie seufzt. »Das kann man sich nicht aussuchen. Jetzt müssen wir nur sehen, dass wir dich da heil durchkriegen.«
Ihre Worte gehen mir nach, als ich später im Bett liege und mal wieder die Decke anstarre. Wenn ich gehofft hatte, dass es besser wird und ich irgendwie klarer sehe, sobald ich nicht mehr in Jonathans Nähe bin, dann habe ich mich eindeutig getäuscht. Wenn überhaupt, dann bin ich jetzt noch verwirrter als vorher. Und außerdem sehne ich mich nach ihm, auch wenn ich es hasse, das zuzugeben. Er fehlt mir, ganz schlimm sogar. Sobald ich die Augen schließe, sehe ich sein Bild vor mir, sehe seine blauen Augen, in denen man sich verlieren kann, und fühle seine Finger auf meiner Haut, die mich so verdammt schnell entflammen können, höre seine tiefe Stimme, die wie ein
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