Colours of Love
getan hat – und sein Bild schiebt sich in meinen Kopf, lässt sich nicht mehr verdrängen.
Wieder drehen sich meine Gedanken im Kreis, finden keinen Ausweg aus einer Situation, die nicht lösbar zu sein scheint. Oder doch. Nur dass mir die Lösung gar nicht gefällt. Denn wenn ich heil aus dieser Presse-Sache rauskommen und meine beruflichen Chancen wahren will, dann muss ich Abstand zu Jonathan halten, und das will ich eigentlich nicht. Ich vermisse ihn jetzt schon, ich möchte wieder bei ihm sein. Weil er der faszinierendste Mann ist, den ich jemals getroffen habe, und ich durchaus süchtig nach seiner Nähe werden könnte. Vielleicht bin ich es sogar schon, wenn man bedenkt, wie wenig nötig ist, damit ich an den unmöglichsten Orten Sex mit ihm habe – und dass schon die Erinnerung an das, was er mit mir macht, reicht, um mich zu erregen.
Aber für mich ist es eben mehr als Sex, und wenn er wirklich keine Zukunftsperspektive für uns sieht, wenn er gar nicht lieben kann oder nur einfach mich nicht liebt – dann ist es vielleicht besser, wenn ich jetzt gehe, bevor er mir richtig wehtut.
Weil ich jetzt zu unruhig bin, um das Bad noch zu genießen, wasche ich mir schnell die Haare und steige wieder aus der Wanne. Ich schlinge mir ein Handtuch um meine nassen Haare und trockne mich ab. Da ich allein bin, will ich eigentlich schnell nackt in mein Zimmer schlüpfen, um mich wieder anzuziehen, doch als ich die Hand schon an der Türklinke habe, höre ich, wie die Wohnungstür sich öffnet und jemand hereinkommt. Das muss Marcus sein.
Mit einem Seufzen schlinge ich mir ein großes Badetuch um den Körper und stecke es oberhalb meines Busens fest, richte noch mal meinen Haarturban. Doch als ich dann in den Flur trete, steht nicht Marcus vor mir, sondern Annie. Sie sieht genauso erstaunt aus wie ich, als sie mich sieht.
»Was machst du denn hier?« Ich freue mich, sie zu sehen, aber ich kann mir auch nicht erklären, was sie so früh schon hier macht.
»Das Gleiche könnte ich dich fragen«, sagt sie und lächelt schwach. Erst jetzt sehe ich das Hello! -Magazin, das sie zusammengerollt in der Hand hält, und schlucke. Annie bemerkt meinen Blick und sieht mich mit diesem »Darüber-reden-wir-noch«-Ausdruck in den Augen an, bevor sie in die Küche geht. Unsicher folge ich ihr.
»Ich fühle mich nicht gut und bin nach Hause gegangen«, erklärt sie, während sie Wasser in den Kessel füllt und ihn anschließend auf den Herd setzt. »Ich glaube, ich werde krank.«
Jetzt erinnere ich mich, dass sie heute Morgen beim Frühstück schon über Kopfschmerzen geklagt hat.
Sie blickt über die Schulter. »Möchtest du auch einen Tee?«
Ich nicke und hole zwei Becher aus dem Schrank.
»Ich mache das schon«, sage ich und Annie überlässt es mir dankbar, den Tee zuzubereiten. Sie löst sich eine Kopfschmerztablette in einem Glas Wasser auf und setzt sich an den Tisch. Als ich mit den beiden dampfenden Bechern komme, nimmt sie die Zeitschrift, die auf der Bank neben ihr lag, und schiebt sie in die Mitte des Tisches. Mit einem Finger zeigt sie anklagend auf das Bild von Jonathan und mir.
»Grace, ich glaube, du hast mir was verschwiegen, oder?«
Obwohl ich wusste, dass das kommt, werde ich rot und sehe sie unglücklich an.
»Ich wollte es dir sagen, ehrlich. Aber irgendwie wusste ich nicht wie. Es ist alles so – kompliziert. Und du hast mich immer vor ihm gewarnt.«
»Aber es hat nichts genützt, oder?« Annie hebt die Augenbrauen. »Du hast dich trotzdem in ihn verliebt.«
Unglücklich nicke ich, weil es einfach keinen Zweck hat, es zu leugnen. Und Annie schimpft nicht, im Gegenteil. Sie sieht mich verständnisvoll an, fast so, als wäre das nicht wirklich eine Überraschung für sie.
»Okay, dann will ich jetzt wissen, was passiert ist – von Anfang an«, sagt sie, und ich berichte ihr bereitwillig alles, von jenem ersten Moment auf dem Flughafen bis zu unserem Streit in der Limousine gerade. Ich kann gar nicht mehr aufhören, nachdem ich einmal angefangen habe, auch wenn ich die Details bei ihr lieber weglasse. Und je mehr ich rede, desto klarer wird mir, dass Annie von Anfang an recht hatte mit ihrer Warnung. Jonathan ist gefährlich für meinen Seelenfrieden. Denn ich bin vielleicht die erste Angestellte, mit der er tatsächlich Sex hatte – aber er ist nicht bereit, Gefühle oder irgendeine Form von Nähe zuzulassen, auch nicht bei mir.
»Was mache ich denn jetzt?«, frage ich sie ratlos, als ich fertig
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