Columbus
weitblickenden Herrscher, Prinz Heinrich dem Seefahrer. Dieser Mann, der übrigens selbst nie einen Fuà auf die Planken eines Schiffs gesetzt hatte, umgab sich mit Kartografen und Astrologen, er förderte Abenteurer, die auf Entdeckungsreisen gehen wollten, und finanzierte Expeditionen. Sein Motto hieÃ: »Zur Ehre Gottes, unseres Herrn, und zu unserem eigenen Vorteil.« Dem ist nichts hinzuzufügen.
Sein GroÃneffe, König Johannes II. von Portugal, in der Landessprache Joao geheiÃen, tritt in die FuÃstapfen seines Onkels. Er gründet eine wissenschaftliche Junta, einen Beirat, der das nötige Know-how für künftige Entdeckungsfahrten schaffen soll. Vor allem geht es darum, Instrumente zu verbessern oder neu zu entwickeln, mit deren Hilfe man auf hoher See navigieren kann - also ohne Landmarken anzupeilen. Es geht kurz gesagt darum, die Position eines Schiffs nach dem Stand der Sonne am Horizont zu bestimmen und zu errechnen. Kosmografen, Astronomen, Mathematiker waren gefordert.
Nun muss man leider sagen, dass die christliche Wissenschaft der Zeit durch strenge dogmatische Vorstellungen sehr in ihrer Entwicklung aufgehalten wurde. Wer behauptete, die Erde sei rund - was die Gebildeten der Zeit inzwischen durchaus wussten -, konnte immer noch auf dem Scheiterhaufen landen, denn in der Bibel stand das nicht so, und der Heilige Augustinus, einer der groÃen Kirchenlehrer, hat alles andere als Ketzerei verdammt.
Anders die arabischen Gelehrten und vor allem die jüdischen Wissenschaftler, die sich in den Zentren Nordafrikas und Südspaniens ungehindert entfalten konnten. Sie hatten die Nase vorn. Und König Johannes ist genauso weitblickend wie sein GroÃonkel. Für ihn geht Profit vor Religion. Und er holt in seine »Junta« Juden, Conversos, Marranen. Ich könnte unzählige Namen nennen - aber heute sind sie ohnehin vergessen. Es gibt also eine groÃe jüdische oder ehemals jüdische Gemeinde sowohl am Königshof als auch in der Stadt Lissabon. Und dass man sich untereinander kennt, ist wohl selbstverständlich.
Die besondere Lage des Landes, an der »StraÃenecke« Europas, zwingt es also, neue Wege zu entdecken - und das gelingt überraschend gut. Da der Landweg zu den begehrten Schätzen des Ostens wie Gold und Gewürzen, der Weg nach »Indien« also (wie man weit entfernte Länder mit ihren Reichtümern gern insgesamt nannte), durch die Vormachtstellung der Türken immer komplizierter wurde, erkundete man zunächst eine Route um die afrikanische Küste herum.
Nach dem Tod Heinrichs kannten die Portugiesen bereits Afrika bis nach Sierra Leone hinunter. Die »Pfefferküste« (Liberia), die »Goldküste« (Ghana), die Elfenbeinküste kamen dazu. Man trieb üppigen Handel mit den Produkten des afrikanischen Kontinents - unter anderem auch mit Sklaven. 1488 umschiffte man dann die Südspitze Afrikas. Damit war praktisch der Seeweg nach Indien gefunden.
Und immer weiter wagen sich die Karavellen, die kleinen wendigen Schiffe der Portugiesen, vor, immer kühner navigiert man auch auÃer Sichtweite des Landes, entdeckt Inseln im Meer, die man in der Antike schon einmal erforscht und dann wieder vergessen hatte: die Azoren, die Kanaren, Madeira. Alles dank der verbesserten nautischen Instrumente, die von der »Junta« entwickelt werden.
Das ideale Parkett für einen ehrgeizigen jungen Seefahrer!
Columbus wird im wirtschaftlich aufblühenden Lissabon ansässig und heuert von dort aus wieder auf Schiffen an, die ihn bereits weit hinaus in das »ozeanische Meer« führen. So gilt als ziemlich sicher, dass er in England, in Irland, ja, sogar in Island gewesen ist. Er erwirbt also Kenntnisse in der Hochseeschifffahrt. Von Anfang an ist es für ihn spannender, aufs offene Meer hinauszufahren, als sich am Land entlangzuschleichen.
Und da der Boden auch für das Gewerbe des Kartenzeichnens bestens ist, holt er seinen Bruder Bartolomeo nach, der schnell Fuà fasst.
Allerdings - das Kartenzeichnen ist ein heikles Gewerbe in Portugal. Man lebt gefährlich. Routenbeschreibungen und Darstellungen von Landmarken, also Portolanen, sind heiÃe Ware, sozusagen Schatzkarten. Portugal erklärt sie zu Staatseigentum. Wer sie dem Feind verrät, macht sich strafbar. Die Berichte der Kapitäne, die neue Wege gefunden haben, werden genauso wie Staatsgeheimnisse behandelt, und auf deren Verrat
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