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Columbus

Titel: Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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provisorischen Quartieren haust. Da gibt es keine lauschigen Gärten oder verschwiegenen Grotten. Man hockt dicht aufeinander. Aber zum Glück haben die Majestäten ja mit ihrem Sommerfeldzug, der (übrigens erfolglosen) Belagerung der maurischen Festung Moclin, alle Hände voll zu tun und sind abgelenkt, und wenn sich die Höflinge auch das Maul zerreißen über das aus dem Rahmen fallende Paar - ehe man Ferdinand und Isabella etwas »steckt« von den Vorgängen, ist es noch ein weiter Weg. Lieber wartet man ab und beobachtet voller Neugier und Häme.
    Denn das ist ja nun ganz und gar unmöglich! Eine Hochadlige, selbst wenn sie in den Augen ihrer Umwelt eine zuchtlose Frau ist, gibt sich nicht mit einem Niemand ohne Rang und Namen ab, einem windigen Ausländer mit noch windigeren Plänen - und schon gar nicht, wenn sie die Mätresse des Königs ist!
    Â 
    Â»Stimmt es, dass du die Mätresse des Königs bist?«
    Sie sind übereinander hergefallen in dem kleinen stickigen Quartier des Mannes. Es hat nur wenige Tage gedauert, Tage, in denen Columbus keinen Gedanken von ihr wenden konnte; Tage, in denen jede Faser seines Leibes sich nach ihr sehnte. Und ihr muss es nicht anders ergangen sein. Ohne Verabredung, ohne Plan. Ihr Einverständnis bedurfte keiner Worte, vom ersten Moment an. Sie steht einfach in der Tür, die Jägerin, ein Windlicht in der Hand, das rötlich schwarze Haar aufgelöst über den Schultern, den Blick herausfordernd und ohne Lächeln auf ihn gerichtet, und während sie auf ihn zugeht, auf ihn, der an seinem Tisch über Papier und Instrumente gebeugt sitzt, öffnet sie auch schon ihr Oberkleid.
    Und nun, während sie nebeneinander liegen auf dem schmalen Bett, schweißnass und ermattet, stellt er ihr diese Frage.
    Sie lacht so ungeniert, dass er versucht ist, ihr den Mund zuzuhalten - die Wände haben Ohren! -, und antwortet mit einer Gegenfrage: »Stimmt es, dass du ein windiger Betrüger bist?«
    Er fährt auf, und sie sieht mit Vergnügen in dem matten Schein ihres Lichts und seiner Lampe, dass er wieder zornesrot wird, wie bei ihrer ersten Begegnung, die Röte kriecht ihm Hals und Kehle hoch und steigt bis in die Stirn - ein Mann, der rot ist, der Rot sieht wie ein Stier beim Angriff... »Wer das behauptet, ist entweder ein Dummkopf oder ein Verleumder!«, sagt er wütend.
    Â»Also, ich halte mich weder für dumm noch für verleumderisch! Aber was du da vorhast, das musst du mir erst noch erklären. Und außerdem weiß ich jetzt etwas, was alle anderen an diesem Hof nicht wissen: nämlich dass du ein Jude bist.«
    Â»Ich bin kein Jude. In meiner Familie sind wir gläubige Christen, die das Evangelium bekennen.«
    Sie zuckt die Achseln, fragt amüsiert: »Und wieso bist du dann beschnitten?«
    Â»Warum sollen wir als Christen vergessen, woher wir kommen? Warum soll der Alte Bund vergessen werden, weil es nun den Neuen Bund gibt?«, entgegnet er ruhig. »Man muss Christ sein dürfen, ohne die alten Traditionen zu verraten. Viele Conversos in Spanien und Portugal halten es so. Wir bewahren alles, was unsere Vorfahren über Jahrtausende gepflegt haben, die alten Riten, soweit es denn möglich ist. Beschneidung, Bar Mizwa, Sabbatruhe. Warum sollen wir nicht ehren, was der Herr uns geboten hat? Unser Herr Jesus war ein Jude. Wir verehren den neuen Glauben, ohne den alten zu verwerfen.«
    Beatriz stützt den Kopf auf die Hände, beugt sich über ihn. »Wenn jetzt hier der Herr Großinquisitor Torquemada läge, an meiner Stelle - du weißt, was dir da blühen würde, nicht wahr?« Ihre Augen sind nachdenklich, in einer undefinierbaren Mischung von Spott und Bewunderung.
    Columbus zuckt die Achseln. »Er liegt ja nicht hier. Du bist es, Cazadora.« Er zieht ihren Kopf zu sich herunter, um sie zu küssen. »Eine Frau, wie es sie nur einmal auf der Welt gibt.«
    Sie macht sich los. »Cristobal, im Ernst - weißt du, wie gefährlich ihr alle lebt? Diese Königin ist nicht zu bremsen in ihrer Frömmelei und ihrem Fanatismus. Sie lässt die Inquisition immer mächtiger werden.«
    Â»Solange sie die Mauren nicht besiegt hat, hat sie keine Zeit, etwas gegen die Juden zu unternehmen.«
    Â»Und solange sie die Mauren nicht besiegt hat, hat sie auch weder Zeit noch Geld, dich irgendwohin ins Ungewisse zu schicken.«
    Â»Es ist nichts

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