Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Columbus

Titel: Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
Vom Netzwerk:
Vorhänge bewegt und dann wieder fort ist. Ich habe eine Bitte an Euch.«
    Â»Jede, Don Luis. Meine Schiffe liegen segelklar im Hafen von Palos. Wir können jederzeit aufbrechen. Nur Gott kann uns noch aufhalten!«
    Â»Nun, Gott bin ich wahrhaftig nicht. Dennoch will ich Euch aufhalten.«
    Columbus runzelt die Brauen. »Das verstehe ich nicht.«
    Â»Nicht wirklich aufhalten - es geht nur um eine kleine Verschiebung. Don Cristobal, mir und einigen anderen läge sehr viel daran, wenn Ihr Eure Schiffe erst am 2. August auslaufen ließet.«
    Â»Am 2. August? Das ist das Datum des Dekrets.«
    Â»Eben.«
    Die beiden Männer sehen einander in die Augen. Dann sagt Santangel: »Wenn dies nun vielleicht die Segel der Hoffnung sind, die da gesetzt werden - der Hoffnung, dort drüben die verlorenen Stämme unseres Volks zu entdecken, vielleicht gar ihre Fürstentümer -, was viele von uns inständig ersehnen -, dann sollte man Eure Ausfahrt vielleicht als ein Zeichen sehen können, ein Zeichen dafür, dass Ihr gemeinsam mit den Vertriebenen aufbrecht, im Geist verbunden mit ihnen - um etwas für sie zu suchen...« Er verstummt.
    Â»Ihr meint, ich breche gemeinsam mit den Juden Spaniens auf, um vielleicht eine Heimstatt für sie zu finden? Soll das das Zeichen sein?«
    Â»Ihr könnt es so sagen. Ja.«
    Columbus verschränkt die Hände hinterm Rücken, macht ein paar Schritte im Raum. »Ohne Euch würde ich nicht reisen können«, sagt er. »Ich bin Euch zu ewigem Dank verpflichtet. Nun, ich denke, die ›Santa Maria‹ braucht dringend noch eine neue Schicht Teer. Und der muss ja dann auch noch trocknen. In Anbetracht dessen wird man sicher verstehen, dass ich erst am 2. August aufbreche.«
    Der Minister legt ihm für einen Moment die Hand auf die Schulter. »Der Heilige Israels und Jesus Christus seien Euer Geleit«, sagt er leise. »Ich gehe. Jede Nacht bete ich für unsere unglückseligen Brüder. Wenn Ihr es nicht ständig tut, so kann ich es Euch nicht verdenken. Allzu hochgemut wird Eure Stimmung sein, nun da Euer Traum in Erfüllung geht - und da Ihr die schönste Frau von Kastilien und Aragon bei Euch begrüßen dürft.«
    Er ist fort und Columbus steht am Fenster und sieht in den Garten hinaus. Beinah hätte er das Kommen der Cazadora überhört; ihr Schritt ist so leicht. Das Rascheln ihrer Röcke kündigt sie an und sie legt von hinten die Arme um ihn. »Wer war das eben? Kurz bevor meine Sänfte um die Ecke bog, ritt ein Verhüllter auf einem Maultier weg, begleitet von bewaffnetem Geleitschutz. Wer wagt es, hierher zu kommen? Das Haus ist nur für dich und mich bestimmt.«
    Â»Es war Santangel!«, erwidert er.
    Â»Der Geldmann seiner Majestäten? Was hat er hier zu suchen?«
    Â»Er hat mich gebeten, erst am 2. August in See zu stechen.«
    Â»Am 2. August?« Sie pfeift durch die Zähne. »Sehr spannend. Nun, mir soll es nur recht sein. Je später du aufbrichst, desto größer ist die Chance, dass wir uns auf meiner Insel wiedersehen. Sobald das hier zu Ende ist, nehme ich einen Schnellsegler mit Kurs auf La Gomera. Colón! Warte dort auf mich, bevor du aufbrichst ins Ungewisse! Versprich es!«
    Â»Machst du dir Sorgen, ich könnte nicht zurückkommen?«, fragt er ernst.
    Sie greift ihm unsanft ins Haar. »Was bildest du dir ein, Kapitän! Denkst du, du wärst mir so wichtig?«
    Â»Ja. So wichtig wie du mir. Beatriz. Wir lieben uns.«
    Â»Dergleichen«, sagt sie flüsternd, »sollte man eigentlich nicht aussprechen - gerade wenn man dabei ist, einander wieder zu verlieren.«

»Im Namen Gottes, setzt Segel!«
    Am 2. August wird das letzte Fass mit Frischwasser eingeladen, das letzte Bündel Brennholz auf dem Deck verstaut. In der St.-Georgs-Kirche über der Bucht von Palos wohnt der Generalkapitän einer Messe bei, bevor er sich mit seiner Besatzung an Bord begibt. Mit der Nachmittagsflut gleiten die Schiffe flussabwärts, begleitet von den Gebeten und Abschiedsrufen der Zurückbleibenden, und gehen im Hafen von Saltes vor Anker. Am Abend treffen Boote mit den letzten »Zusteigern« ein. Man übernachtet an Bord - und für die Grünschnäbel, die dabei sind, wird das die erste gravierende Erfahrung sein. (Besonders wenn man von den »speziellen Passagieren« Santangels ausgeht, die sicher alles andere als

Weitere Kostenlose Bücher