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Columbus

Titel: Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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während Columbus mit dem Sekretär der Majestäten um die letzten Lieferungen für die Ausrüstung feilscht und sein Schiffsvolk anheuert, während die Pinzóns die Flottille segelklar machen, herrscht unter den Juden Spaniens helle Verzweiflung. Das Ultimatum der Ausweisung läuft ab und nach dem Scheitern des Vermittlungsversuchs von Abrabanel ist es auch dem Letzten deutlich: Taufe oder Vertreibung. Es gibt keine Alternative.
    Hab und Gut der zur Flucht Entschlossenen geht zu Schleuderpreisen weg - man nutzt die Not der Verzweifelten. Der Wert jüdischen Eigentums sinkt von Tag zu Tag - sie können es ja nicht mitnehmen! Sie können auch ihre bewegliche Habe nicht mitnehmen. Die Ausfuhr von Gold und Münzen ist wie gesagt verboten. Mit nichts als dem Lebensnotwendigsten versehen, wandern ehrwürdige Rabbiner, angesehene Kaufleute, hochgelehrte Ärzte zu Fuß über die Straßen des feindseligen Landes. Hin zu den Häfen, in der Hoffnung, irgendwie eine Schiffspassage zu ergattern. Selbst die letzten notdürftig geflickten Kähne machen florierende Geschäfte. Und die Flüchtlingstrecks werden, wie die müden Herden von Geiern, von den Priestern umkreist, die den Erschöpften als einzigen Ausweg aus der Misere das Sakrament der Taufe offerieren. Denn wer Christ wird, kann bleiben - freilich als Mensch zweiter Klasse, ständig beargwöhnt und bespitzelt von den Denunzianten der Inquisition, der das Futter für die Scheiterhaufen nicht ausgehen darf...
    Aus Angst vor der Kirche wagen es in diesen schrecklichen Monaten die Conversos in den seltensten Fällen, den Juden beizustehen. Sie fürchten, sonst ihr Schicksal teilen zu müssen. Einige wenige nehmen jüdische Vermögen in Verwahrung - aber auch das ist hochgefährlich. Übrigens wird die gnadenlose Isabella später den Christen, die glaubten, sich an den Besitztümern der Juden bereichern zu können, alles wieder abnehmen. Wer hier profitiert, ist allein die Krone.
    Aber was für ein kurzsichtiger Profit ist das? Nach zeitgenössischen Angaben werden rund 300 000 Juden aus dem Land gejagt. Anwälte und Bankiers, Ärzte und Kartografen, Astronomen und Mathematiker, Kaufleute und Mechaniker. Ein Land verabschiedet sich von seiner Elite.
    Der türkische Sultan Bajazet, der viele der Ausgewiesenen wohlwollend in Konstantinopel aufnimmt, sagt: »Wieso nennt man Fernando einen klugen König? Er hat sein Land arm gemacht und unser Land bereichert.«
    Das Austreibungsdekret legt fest, dass am 31. Juli 1492 Spanien »judenfrei« zu sein hat. Aus Gründen, die wir nicht kennen, verlängern die Majestäten die Frist um zwei Tage. Deadline ist nun der 2. August, ein Donnerstag.
    Â 
    In der letzten Juliwoche wartet unser Seefahrer im Landhaus bei Cordoba ungeduldig auf La Cazadora. Wahrscheinlich ist es das letzte Mal vor seiner Abreise, dass sie beieinander sein können. Beatriz ist nun endlich - die Anhörungen sind immer noch nicht abgeschlossen - zur Audienz bei der Königin in Salamanca einbestellt. Und wie man da warten kann, das wissen sie beide sehr genau. Er, Columbus, ist fertig mit seinen Vorbereitungen. Er muss abreisen, ehe die Vorräte schon an Land verderben und die Männer die Geduld verlieren oder die Gelegenheit nutzen, schon hier, auf dem Festland, im letzten Moment zu kneifen. Denn die Gier nach Gold ist das eine, aber das »grüne Meer der Dunkelheit«, die Reise ins Ungewisse, das andere.
    Aber dann meldet die Magd, die sich um das Haus kümmert, einen Besucher, der seinen Namen nicht nennen will.
    Er ist verärgert. Störungen dieses letzten Beisammenseins heute Abend sind höchst unwillkommen. Aber neugierig ist er auch. Wer weiß denn schon, dass er hier ist? Schließlich lässt er den Gast bitten.
    Die schwarze Kapuze fällt.
    Â»Don Luis Santangel! Ich habe Euch warten lassen!« Bestürzt beugt er das Knie vor seinem Sponsor und Beschützer.
    Der Minister lächelt in seinen schwarzen Bart hinein. »Lasst nur, Kapitän Colón - bald Admiral Colón! -, ich bin mir bewusst, dass ich hier ein Störenfried bin. Aber ich hielt es für den besten Weg, Euch zu begegnen, ohne dass es an die große Glocke gehängt wird.«
    Â»Bitte setzt Euch, Señor. Soll ich eine Erfrischung...«
    Santangel hebt abwehrend die Hand. »Nichts, lieber Freund. Ich bin hier gleichsam nur wie ein Wind, der die

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