Columbus
seinen Aufbruch nicht hinauszögern. Er weiÃ, dass bald die Zeit der schweren Herbststürme einsetzen wird. Vorher muss er auf Kurs sein. Immerhin bleiben ihm und La Cazadora noch fünf Tage.
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Im Stadtteil Lomada, über dem Hang, mit Blick auf Hafen, Meer und Klippe, befindet sich der Gouverneurspalast. Das heiÃt: Er ist noch im Bau! Es riecht nach Mörtel, Farbe und Holz, überall stehen Kübel, Hobelbänke und Schubkarren im Weg, und die AuÃenfassade auf der westlichen Seite ist eingerüstet, sie soll gerade verputzt werden. Aber der Garten, den die Bobadilla einem Hidalgo abgekauft hat, den es nach Gran Canaria verschlagen hat - dieser Garten blüht und duftet.
Ganz dicht an der Klippe hat die Hausherrin einen Platz herrichten lassen. Im Schatten zweier üppiger Silberlorbeerbäume, wie sie nur hier auf den Inseln wachsen, wurden Bänke aufgestellt und mit Kissen belegt. Eine steinerne Balustrade schlieÃt den Platz ab und von unten klingt das Rauschen des Meeres herauf.
Beatriz trägt ein Kleid aus flandrischer Seide in der Farbe des Meeres, und wenn sie sich bewegt, spielen Licht und Schatten auf dem Stoff wie drauÃen auf dem Wasser. Ihre Haut wirkt blass unter dem Grün der groÃen Bäume. Sie sitzt auf der Balustrade, Meer und Himmel im Hintergrund, und der entfernte Teide, über dem noch immer eine Rauchwolke schwebt, ragt über ihrer Schulter im Abenddunst auf.
»So werde ich dich in Erinnerung behalten, Cazadora, die Herrscherin über ihre Insel, als würde dich ein Maler so abbilden.«
Sie lächelt ihr Lächeln, das immer ein bisschen spöttisch ist. »Das Bild hat nur einen Fehler, Colón. Mein Hintergrund ist das nordöstliche Meer zwischen den Inseln und Spanien. Dir wäre sicher lieber, wenn ich vor der untergehenden Sonne stehen würde, damit du den Westen nicht aus den Augen verlierst und ihn mit gierigen Blicken verschlingst.«
»Mir reicht es, dich mit gierigen Blicken zu verschlingen.«
Sie schüttelt den Kopf. »Mach mir nichts vor, Seefahrer. Du bist hin- und hergerissen. Eigentlich willst du nur fort, strebst zu deinen fernen Reichen, hinaus aufs Meer, wo man sein Ende nicht kennt. Aber noch klebst du fest an mir, zappelst wie ein gefangener Vogel auf der Leimrute.«
Er runzelt die Stirn. »Deine Vergleiche, Cazadora...«
»Meine Vergleiche sind manchmal etwas rüde, ich weiÃ.« Sie geht zu ihm, lehnt ihren Kopf an seine Schulter - eine weiche Geste, so ist sie sonst nicht. »Ich werde dich vermissen, Landsucher«, sagt sie zärtlich. »Und ich habe Furcht deinetwegen.«
»Sobald ich die Länder gefunden habe...«
Sie fährt auf. »Ich kann es nicht mehr hören! Hast du sie irgendwo verlegt wie ein paar Schlüssel!?«
Columbus schweigt, um seine Mundwinkel zuckt es.
»Habe ich dich gekränkt?«
Er erwidert nichts.
Sie geht wieder zur Balustrade, schaut hinaus aufs Wasser. Es wird Abend. Die Fischer haben ihre Schleppnetze eingeholt. Sie kommen nach Haus, und an ihrem Singsang merkt man, dass der Fang gut war. Hinterm Garten schrillen die Zikaden ohne Pause.
Die ersten Sterne kommen auf - unverrückbare Marken auf der Fahrt ins Ungewisse.
»Colón«, sagt sie leise. »Ich schwöre dir bei allem, was mir lieb und wert ist, dass ich jede Nacht die Gestirne ansehen werde - weil ich weiÃ, es sind deine Führer auf der Reise.«
Er ist hinter sie getreten, umschlieÃt sie mit den Armen. »Wenn ich zurückkomme, werde ich Admiral sein und Vizekönig der neuen Länder. Ich werde dir ebenbürtig sein«, sagt er, und es klingt fast kindlich. »Und du bist frei.«
Sie atmet tief aus. »Cristobal Colón, was sind das für Fantasien! Nicht dass du ein Marrane bist und ich von altem Adel - das stört mich nicht. Aber wenn alles so kommt, wie wir es erhoffen, dann werden wir die Regenten unserer Länder sein und bleiben. Zweier Reiche, zwischen denen mehr Seemeilen liegen als Muscheln da unten auf dem Sand. Wie soll das wohl gehen? Und auÃerdem: Niemals wird Isabella dulden, dass wir zusammen sind. Ich habe ihr schon einmal den Mann weggenommen. Wenn ich dann auch noch âºihrenâ¹ Eroberer offiziell kapere, würde sie aus der Haut fahren. Nein, vergiss so etwas. Sie wird mich irgendwann wieder mit jemandem verheiraten, das ahne ich, und es wird wiederum jemand sein, der mir so gut gefällt, dass
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