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Columbus

Titel: Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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glasklaren Quellen und schimmernden Bächen zeigen.« Und in der Tat treffen sie am dritten Tag auf eine Insel (nördlich von Martínique), die der Vizekönig Dominica tauft.
    Die Geschichtsschreiber und Seeleute können sich nicht genug wundern, welche unglaubliche Sicherheit Admiral Colón auch im weiteren Verlauf der Reise an den Tag legt. Sie berichten mit Staunen, dass Columbus seine Flotte genau an die Stelle der Kleinen Antillen führt, die heute in modernen Segelhandbüchern für die Einfahrt ins Karibische Meer empfohlen wird - er war noch nie da gewesen!
    In einem Brief an Santangel schreibt er, die Insel, die heute Martínique heißt, sei »die erste Insel, der man auf dem Weg von Spanien nach Indien begegnet«. Er war aber diese Route noch nie gefahren, sondern, wie wir wissen, war die erste Landkennung bei einer der Jungferninseln gewesen. Hatte er die Information von den Indianern? Mit denen er sich nur durch Zeichensprache verständigte, die weder Karten noch Kompass kannten, denen abstraktes Denken europäischen Zuschnitts völlig fremd war und die die Insel ohnehin nur vom Hörensagen kannten? Es klingt sehr unwahrscheinlich und dürfte einmal mehr ein Hinweis darauf sein, dass er über sehr detailliertes Material verfügt hat.
    Statt direkten Kurs auf Hispaniola zu nehmen, der zweitgrößten der westindischen Inseln, kreuzt er mit traumwandlerischer Sicherheit mal nordwärts, mal westwärts, und entdeckt eine wundervolle Insel nach der anderen - sie liegen oft nicht einmal in Sichtweite voneinander. Er »wusste eben in dieser Weltgegend Bescheid«. Woher auch immer.
    Aber seemännische Tüchtigkeit unter Beweis stellen, das genügt ihm nicht. Er muss auch noch in die Trickkiste greifen, um sich vor den adligen Passagieren aufzuspielen. So erklärt er: »Señores, ich werde Euch an einen Ort bringen, an dem einer der drei Magierkönige lebte, die gekommen waren, Christus anzubeten - nach Saba.«
    Der Eingeborene, den er nach dem Namen der Insel fragt, sagt so etwas wie »Sobo«. Alles nur eine Frage der Aussprache! Blufft er oder glaubt er selbst daran? -
    Hochgestimmt und voller Tatendrang erreicht er schließlich Hispaniola. Bald gibt es keinen Grund mehr zum Lachen.

Der Anfang vom Ende
    Auf einer der Inseln kommt es zum ersten Mal zu einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen Ureinwohnern und Spaniern. Männer mit Pfeil und Bogen stellen sich den Ankömmlingen mit großer Entschlossenheit entgegen, müssen aber der Überlegenheit der Feuerwaffen weichen. (Offenbar hatte sich inzwischen auf den Inseln herumgesprochen, dass diese Fremden alles andere als friedliche Gäste sind.) Ein Spähtrupp, der ins Landesinnere vordringt, weiß Schauermärchen zu berichten: Es würde sich da um Menschenfresser handeln! Gebeine in den Häusern, ein Menschenhals, der im Topf schmurgelt, leckere Babys auf dem Rost!
    Der Bordarzt des Flaggschiffs, Doktor Chanca, schreibt die Gruselgeschichten beflissen auf, und die Spanier sind nur allzu bereit, sie zu glauben. Liefern ihnen doch solche Gräuel später den willkommenen Vorwand, brutal und unnachgiebig gegen die Inselbewohner vorzugehen und ihnen, den barbarischen Bewohnern einer fremden Welt, christliche Zivilisation einzuprügeln.
    Heutige Forscher halten Kannibalismus in diesen Breitengraden für höchst unwahrscheinlich. Die einzige bekannte Form waren die rituellen Menschenopfer der Azteken auf dem Festland - einer Hochkultur, die in keiner Verbindung zu jenen Stämmen stand, die auf diesen Inseln anzutreffen waren.
    Dann steuert man Hispaniola an. Bei der ersten Landung, etwa zwanzig Seemeilen vor Navidad, stößt man in einer Bucht auf zwei stark verweste Leichen. Seevögel haben ihnen die Augen herausgefressen. Nach ihren Bärten und Haaren zu schließen, sind es Spanier.
    Columbus ahnt nichts Gutes.
    Wo das von ihm gegründete Navidad gestanden hat, gibt es nur noch ein paar verbrannte Holzstücke. Alle 39 Männer sind tot. Irgendwann waren die Indianer der anmaßenden Herrenmenschen überdrüssig geworden und hatten diese Leute, die ihr Gold stahlen, ihre Frauen vergewaltigten und ihre Dörfer plünderten, einen nach dem anderen niedergemacht.
    Es ist wie ein Zeichen. Von nun an ist der Stern des Cristobal Colón im Sinken. Und indem seine Vision zum Raubzug verkommt, verschwinden mehr und mehr jene Eigenschaften, die

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