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Columbus

Titel: Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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»Ich werde die Durchfahrt finden. Ich werde vorstoßen bis nach Kathay und Zipangu und dort werden sie sein - unsere Ahnen von biblischen Zeiten her...«
    Â»Jetzt klingst du wieder wie der Mann, den ich kennen lernte«, sagt sie zärtlich und küsst seinen Hals, seine Schulter. »Nicht wie der Admiral des ozeanischen Meeres.«
    Â»Und wie klingt der Admiral des ozeanischen Meeres?«
    Â»Sehr gebieterisch. Und er trägt einen Gesichtsausdruck zur Schau, als würde er aller Welt verkünden: Seht ihr, ich habe es doch immer gesagt! Und ich habe Recht behalten!«
    Â»Das ist kein Kompliment, Cazadora, was du mir da machst!«
    Â»Das soll es auch nicht sein. Es kann dich ruhig ein bisschen nachdenklich machen.«
    Und dann schweigen sie.

Auf dem Höhepunkt
    Ja, es ist in der Tat das letzte Mal, dass sich Columbus und Beatriz begegnet sind. Und wie diese Begegnung die Erfüllung ihrer Liebe ist, so ist diese letzte Ausfahrt der triumphale und glanzvolle Höhepunkt in Columbus’ Leben. Noch ist er - fast - »unschuldig«, noch halten sich seine Übergriffe der Urbevölkerung gegenüber in den Grenzen einer etwas rüden Neugier, noch treibt ihn die Lust an Entdeckungen und nicht nur das Gold.
    Der französische Schriftsteller Victor Hugo hat einmal sinngemäß gesagt, die Großtat des Columbus bestünde nicht darin, dass er angekommen sei, sondern dass er überhaupt die Segel gelichtet habe. Dem kann ich nur zustimmen. Denn was sich in den folgenden Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten in Amerika abspielt, das muss noch heute jedem Europäer die Schamröte ins Gesicht treiben.
    Uns sind die Taino-Indianer, ein Volk der kulturellen Gruppe der Arawak, nahe - ihre Vertreter hatte Columbus nach Spanien mitgenommen. Ihr Schicksal möge anstelle all der Massaker stehen, die Europäer in Lateinamerika verübten.
    1500 Arawak wurden bereits zu Columbus’ Lebzeiten als Sklaven nach Spanien verschifft. Tausende von Eingeborenen entzogen sich der Sklaverei oder den Quälereien ihrer weißen »Herren«, indem sie Selbstmord verübten. In zwei Jahren kamen mehr als ein Drittel der ungefähr dreihunderttausend Tainos ums Leben. Nach drei Jahrzehnten war das friedliche Volk, der »First Contact« von Columbus, ausgerottet. So ging es überall zu, auch nachdem die Eroberer auf das Festland vorgedrungen waren. Leisteten kämpferische und selbstbewusste Kulturen - wie etwa die Inka - Widerstand, war das nur ein Vorwand, noch grausamer gegen sie vorzugehen.
    Da den neuen Herren irgendwann die einheimischen Arbeitskräfte ausgingen, kam man auf die Idee, die »widerstandsfähigen« Afrikaner nach Amerika zu exportieren. Und ein ganzes kulturelles Gefüge kippte...
    Â 
    Unterm Klang von Pauken und Trompeten und mit dem rauchgeschwängerten Salut aus allen Kanonen, die die Gobernadora zur Verfügung hat, sticht die Flotte, über die Toppen geflaggt, von San Sebastian aus in See. (Die Frau, die zurückbleibt, verwandelt sich nun von der großzügigen Gastgeberin, der Dame von Welt, der leidenschaftlichen Liebenden wieder in eine Person, die hart um ihre Position zu kämpfen hat - so hart, dass sich dabei auch ihre Seele verhärtet.)
    Diesmal braucht man keine Angst vor Portugiesen auf Abfangkurs zu haben: Die politischen Hoheitszonen waren neu verteilt worden und die Spanier hatten freie Passage. Dafür verschleiert Columbus jetzt die Reiseroute vor seinen Offizieren. Die Kapitäne erhalten von ihm versiegelte Anweisungen, die sie nur öffnen dürfen, falls die Schiffe getrennt werden. Bei der Ankunft in Hispaniola werden sie ungeöffnet wieder eingesammelt. Nur er, Columbus selbst, wusste, wohin gesegelt wird!
    Columbus nimmt Kurs noch weiter in südlicher Richtung als bei der ersten Fahrt, ehe er mit seiner Flotte in den Passatstrom einschwenkt. Er ist souverän und gelassen, und er weiß auf eine erstaunliche Weise genau, wohin er segelt. Ein Beispiel: Am sechzehnten Tag nach dem Aufbruch von La Gomera, also schon fast in »indischen« Gewässern, geraten einige der Schiffe nachts in einen heftigen Sturm, werden beschädigt und verlieren ihre Trinkwasservorräte.
    Einer der Passagiere berichtet später: »Da er in dieser Weltgegend Bescheid wusste, verteilte er das gesamte verbliebene Wasser und versicherte, er werde uns allen in drei Tagen ein neues Land und friedvolle Küsten mit

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