Columbus
darunter einige seiner ärgsten Widersacher. Alle Anschuldigungen, ob berechtigt oder unberechtigt, haben schon das Ohr der hohen Herrschaften erreicht. Und natürlich wird man ihm nicht nur Führungsschwäche nachgesagt haben, sondern bestimmt auch Unterschlagung und Betrug an der Krone. Er will das Schlimmste verhindern, reparieren, was geht.
Schnell gründet er noch eine neue Stadt (Santo Domingo) - die alte verlässt man einfach, sie taugte ja sowieso nichts.
Wer heute die Dominikanische Republik besucht, kann die wieder ausgegrabenen Reste der ersten Siedlung »Isabela« besichtigen, mit dem Haus des Columbus, das von einem hohen Steinwall mit SchieÃscharten umgeben ist. Wahrscheinlich musste sich der Herr Gouverneur vor seinen eigenen Landsleuten beschützen lassen â¦
La Gomera, zum Letzten
Auf den zwei Karavellen, die im März 1496 in See stechen, reisen auÃer der Besatzung noch fast zweihundert Siedler, die die Nase voll haben von diesem gottverfluchten Indien. Fast alle sind krank. Es muss ein Gedränge wie auf einem Sklavenschiff gewesen sein. AuÃerdem befinden sich im Kielraum dreiÃig Taino-Indianer in Ketten; als Rädelsführer von Aufständen sollen sie in Spanien vor Gericht gestellt werden; die meisten überleben die Reise nicht.
Nach mühseliger dreimonatiger Ãberfahrt erreichen sie endlich Cádiz an der spanischen Küste.
Nein, diesmal gibt es keine Salutschüsse, keinen Glockenklang und keinen Volksjubel, als die Männer, nur Haut und Knochen, die ramponierten Schiffe verlassen.
Und schon rüstet der unglaubliche Seefahrer, keineswegs bereit, sich geschlagen zu geben, zur nächsten Schlacht.
Einmal wieder zieht er alle Register seines theatralischen Talents. Zunächst einmal läuft er nur in einer braunen Franziskanerkutte herum, zum Zeichen seiner christlichen Demut und Lauterkeit.
Auf eine Audienz bei den Majestäten muss er zwar einige Wochen warten. Als er sich dann endlich nach Burgos begeben kann, wo der wandernde Hof sich gerade aufhält, macht er aus seiner Reise dorthin eine groÃe Show. Immer bevor sie eine Ortschaft passieren, lässt er die überlebenden gefangenen Taino-Indianer mit allem nur vorhandenen Goldschmuck ausstaffieren, und dass er selbst wieder in groÃer Robe daherkommt, ist ohnehin klar.
Es läuft auch alles ganz glimpflich ab, die Verdächtigungen und Verleumdungen, die zu Ferdinand und Isabella gelangt sind, werden dank der Beredsamkeit des Admirals schlieÃlich als Bagatellen abgetan - aber das ist auch alles. Es besteht nämlich im Augenblick absolut kein Interesse an der »indischen Unternehmung«. Sie hat sich, machen wir uns nichts vor, weitgehend als Flop herausgestellt, und die Majestäten haben im Moment völlig andere Interessen. Man hat sich wegen des Königreichs Neapel in einen Krieg mit Frankreich eingelassen und sucht sich durch eine Doppelhochzeit mit Ãsterreich zu verbünden: Ein Erzherzog und eine Erzherzogin aus Wien werden mit einem Infanten und einer Infantin vermählt. (So nennt man die Königskinder in Ãsterreich, beziehungsweise in Spanien.) Teilnehmer an den glanzvollen Feierlichkeiten ist auch Don Cristobal Colón - aber für Schiffe ist kein Geld da.
Kein Geld und kein Interesse. Private Unternehmer rechnen sich keinen Profit aus, Neusiedler gibt es nach den Schauergeschichten von »drüben« auch nicht mehr so recht, selbst die ärmsten Hungerleider wollen lieber weiter im Mutterland betteln oder, falls sie Hidalgos sind, in den Krieg gegen Frankreich ziehen.
Aber dann gibt es mal wieder eine unverhoffte Wendung in der Weltpolitik. Es kommt den spanischen Königen zu Ohren, dass Portugal eine Entdeckerflotte in die Gegend südlich des Ãquators entsenden will. Isabella und ihr Kronrat sind sich rasch einig: Wenn jemand den Portugiesen die Stirn bieten kann, dann nur »Unser geliebter Admiral«. Auf einmal stehen sechs Karavellen zur Verfügung. Es ist Juni 1498. Auf zur dritten Reise! -
Im gleichen Jahr, ebenfalls im Sommer, steht Doña Beatriz de Bobadilla y Peraza, La Cazadora, in der Kirche de la Asuncion von San Sebastian vor dem Altar. Sie heiratet einen gewissen Don Alonso Fernandez de Lugo.
Wir wissen nicht, ob diese Ehe von der Königin befohlen wurde wie die erste, oder ob die Gouverneurin aus freien Stücken den neuen Bund eingegangen ist. Das Zweite ist sogar ziemlich wahrscheinlich,
Weitere Kostenlose Bücher