Columbus
GÃron, der Meister des Calatrava-Ordens. Alonso Carrillo, Herr zu Caracena. Gonzalo Fernández de Oviedo. Und andere mehr.
Und die Damen verbergen ihre Entrüstung über so viel Verderbtheit hinter ihren Fächern und werfen hämische Blicke hinüber zu diesem sündigen Paar. Sicher, wenn das so ist - einer mehr oder weniger, darauf kommt es bei ihrer Herrin wohl nicht an...
Und dieser Emporkömmling und seine Nähe zu Santangel, dem Converso - stimmt es, dass er eine ganze Schiffsladung kastilischer Juden hier von Bord gelassen hat bei seiner ersten Reise? Man munkelt dergleichen. Nun, die beiden stehen einander in nichts nach.
Es ist ein gelungenes Fest.
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Spät in der Nacht liegen sie nebeneinander in dem groÃen Repräsentationsbett, nackt, durch die geöffneten Fenster kommt Kühle in den Raum.
»Hast du mir jemals gesagt, woher du das hast?«, fragt die Jägerin und lässt ihre Finger behutsam über die Narbe unter seinem Schulterblatt gleiten.
»Eine Seeschlacht«, erwidert er müde. »Ich hab mich an Land gerettet und ein Pfeil hat mich gestreift.«
»Sie stimmen also, die Geschichten, die man über dich erzählt.«
»Was erzählt man denn?«
»Dass du in deiner Jugend Pirat gewesen bist...«
Er lacht leise. »Lass sie nur erzählen. Die Wahrheit über mich weià nur ich selbst.«
»Siehst du, auch das verbindet uns. Auch ich weià nur allein die Wahrheit über mich.« Ihre Finger gleiten von der Narbe fort, seinen Rücken entlang. Dann sagt sie: »Bleib noch einen Tag.«
»Unmöglich. Ich bin zu spät fortgekommen von Cádiz. Jeder Tag länger bringt uns in Gefahr, meine Siedler, meine Mannschaft...«
»Die Herbststürme, ich weiÃ.« Sie seufzt, richtet sich halb auf, gestützt auf den Ellenbogen, betrachtet ihn. »Kann sein, wir sehen uns nicht wieder, Colón.«
»Wieso sagst du das jetzt?«, fragt er und runzelt die Stirn. »Bei unserem letzten Abschied, ja, da gab es wohl so eine Gefahr. Aber jetzt, wo ich den Weg kenne und mit aller Macht und Herrlichkeit des kastilischen Imperiums ausrücke - was soll mir da geschehen?«
»Gott allein weiÃ, was einem geschehen kann!«, erwidert sie. »Aber ich rede von mir. Ich werde irgendwann wieder heiraten müssen, Cristobal.«
»Ich habe es dir angetragen!«, sagt er heftig.
Sie legt ihm liebevoll zwei Finger auf den Mund. »Das ist ein Traum. Und du weiÃt, dass es ein Traum ist: Die Gouverneurin und der Vizekönig, die sich einmal im Jahr begegnen, seltener als Morgenstern und Abendstern zur gleichen Zeit am Himmel stehen. Du hast Feinde, Colón, ich habe Feinde. Wenn wir uns verbinden würden, würden sie sich auch gegen uns verbünden. AuÃerdem« - sie lächelt - »was ist mit deiner anderen Frau? Jener Beatriz in Cordoba? Die Mutter deines Sohns? Gibt es sie noch?«
»Sprich nicht von ihr«, murmelt er. »Für sie ist gesorgt. Ich bekomme eine Leibrente, weil ich als Erster das neue Land gesichtet habe. Ich gebe sie ihr.«
»Sehr fürsorglich«, sagt sie ironisch. Natürlich ist das Gerücht zu ihr gedrungen, dass er einen einfachen Matrosen um diese Rente geprellt hat.
Er schweigt. Dann sagt er fast zornig: »Wieso willst du wieder heiraten, und diesmal aus freien Stücken?«
»Das ist ganz einfach, Colón. Eine Frau als Regentin hat einen schweren Stand. Es gibt mächtige Feinde hier auf den Inseln, die mich gern verjagen würden und sich mein Gebiet aneignen. Die Herrera-Sippe sitzt auf Lanzarote und giert nach La Gomera - und übrigens tut sich die Mutter meines verstorbenen Gatten, Ines Peraza y Herrera, dabei besonders hervor. Ich brauche Schutz. Einen starken Arm. Es wird so sein. AuÃerdem: Ist es Gott wohlgefällig, dass eine Frau so lange als Witwe lebt?«
»Spotte nicht!«, sagt er streng. »Ich weià sehr wohl, dass wir in Sünde sind. Aber ich trage den Glauben an Christus über das Meer - Gott wird mir einiges verzeihen.«
»Manchmal bist du wie ein Kind.« Sie lässt sich zurückfallen in die Kissen. »Ãbrigens, war Luis Santangel denn zufrieden?«
»Was willst du wissen?«
»Die Suche nach den verlorenen Stämmen Israels...«
»... die ist noch nicht vorüber!«, erwidert er und starrt hinauf zum Betthimmel, in die Schatten und Falten des gerafften Leinens.
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