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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Wichtiges erinnerte. Ein dünnes Rinnsal Blut floss aus seinem rechten Nasenloch. Stevie blieb stehen.
    »Gary?«, fragte er.
    Gary hatte die Augen zusammengekniffen, als würde er gleich niesen.

    Dann explodierte irgendetwas genau im Zentrum seines Schädels.
    Ein dicker Strahl Blut spritzte aus Garys Nase, strömte sein Kinn hinab und auf sein Hemd. Die Menge schnappte nach Luft.
    »Junge!«, kreischte Cathy.
    Gary stolperte rückwärts in den Bunker, alles um ihn herum wurde milchig-trüb und dann schwarz, das Kreischen und Brüllen der Menge klang immer ferner, und kurz darauf war da nichts mehr.

59
    ALS ER EINATMETE, WUSSTE ER SOFORT, WO ER SICH BEFAND. ER öffnete die Augen und blinzelte hinauf in die Bäume, lauschte dem über die Steine dahinplätschernden Wasser, dem Zirpen der Grillen. Eine Hummel – so dick wie eine Traube – torkelte trunken über ihn hinweg. Amen Corner: das elfte, zwölfte und dreizehnte Loch von Augusta National, eine der anspruchsvollsten Strecken im Golf. Und eine der schönsten: Rae’s Creek floss mitten hindurch, wand sich um die Greens, durchquerte den Fairway. Das grüne Wasser wurde sanft gestreichelt von den überhängenden gelben Blüten der Narzissen. Und dann vernahm er ein weiteres Geräusch: das rhythmische Zischen und satte Klacken gut geschlagener Golfbälle.
    Dem Geräusch folgend, spazierte er den Kiesweg entlang und zwischen den Bäumen hindurch. Nachdem er einen großen rosarot blühenden Rhododendron umrundet hatte, erblickte er seinen Vater alleine am zwölften Abschlag, dem kurzen Par drei. Er schlug Bälle über den Creek auf das gegenüberliegende Grün. Zu seinen Füßen lag ein Sack mit Golfbällen, und in der Nähe stand eine große blaue Plastikkühlbox. Gary verfolgte, wie sein Vater einen weiteren Ball mit der Schlägerferse heranzog.
    Zischen, Klacken.
    Der Ball erhob sich elegant in die Luft. Für einen Augenblick sah er perfekt aus, aber als er sich wieder senkte, wich er von seiner Bahn ab und stürzte links vor dem Grün ins Wasser.
    »Bastard!«
    »Du hast den Schlag verzogen, Dad.«

    »Ach wirklich?«, erwiderte sein Vater ironisch, immer noch mit dem Rücken zu Gary. Er schlug einen weiteren Ball, diesmal sanfter und gerader. »Das kommt schon eher hin«, murmelte sein Vater leise, während er dem Schlag hinterherblickte. Er drehte sich um und schob seinen Hut in den Nacken. Er schwitzte. »Morgen, mein Junge. Was für’n Tag, nicht?«
    Gary betrat den Abschlag. Sein Dad zündete sich eine Regal an, und gemeinsam blickten sie den Hügel hinab, über den Fairway, die langen Schatten der Morgensonne und den Flusslauf hinweg auf das samtige, makellose Grün.
    »Einfach perfekt«, sagte Gary.
    »Hast du Durst?«, erkundigte sich sein Vater. »Ich hab was Kaltes zu trinken da drin. Komm, wir hocken uns ein bisschen hin.«
    Sie ließen sich auf einer Holzbank am Rand des Abschlags nieder. Die Coke war eiskalt und süß, und sie saßen schweigend nebeneinander, genossen im Schatten ihre Getränke. Nach einer Weile sagte Gary: »Dad?«
    »Mmmm?«
    Diesen Dad?/Mmmm?-Wortwechsel hatte er in seiner Kindheit sicher tausendfach, ja millionenfach erlebt. Und obwohl man sich kaum etwas Gewohnheitsmäßigeres und Stumpferes vorstellen konnte, klang er nun in Garys Ohr wie süßeste Poesie.
    »Bin ich hier jetzt Mitglied?«
    »Also, ich würde sagen, du bist auf dem besten Weg dazu.«
    Schweigen. Bienen und Grillen.
    »Dad?«
    »Mmmm?«
    »Hast du mich mehr geliebt als Lee?«
    »Nö. Wenn überhaupt, war’s eher umgekehrt.«
    »Was?«
    »Hey, du hast gefragt! Und wir dürfen hier oben nicht lügen. Sonst fliegt man raus.«
    »Aber …«

    »Hör zu.« Er seufzte. »Du warst immer ein vernünftiger Junge. Hast fleißig gelernt in der Schule. Hast jetzt einen guten Job. Wir waren uns sicher, du würdest mal deinen Weg gehen. Verstehst du, mein Sohn? Die Liebe fällt dahin, wo sie gebraucht wird.«
    Gary dachte einen Moment lang nach. »Vielleicht sollte ich mich öfter mit ihm treffen.«
    »Also, das wär immerhin ein Anfang.« Sein Dad nahm einen tiefen Schluck von der Coke und rülpste zufrieden.
    »Weißt du eigentlich, wie sehr Mum dich vermisst?«
    Sein Dad lächelte. »Ich wache jeden Tag über deine Mutter. Jede Nacht steige ich herab und schwebe über ihrem Bett, rieche ihr Haar und küsse ihr beim Einschlafen die Wange. Sie glaubt, sie bildet sich das nur ein. Denkt, sie würde träumen, jawohl.« Ein besorgter Ausdruck huschte über das Gesicht

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