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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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war raketengleich in einem Fünfundvierzig-Grad-Winkel davongeschossen, knapp über die Köpfe der Zuschauer am rechten Rand des Fairways hinweg, und dann im dichten Rough verschwunden.
    »Ähm«, bemerkte Gary. Er starrte den Schlägerkopf an, als läge dort irgendein merkwürdiger Materialfehler vor … ahnte aber bereits, was los war.
    Etwas fühlte sich anders an.

    »Ich denke, Sie schlagen am besten einen provisorischen Ball, Mr Irvine«, schlug Dawkins vor. »Es ist sehr dicht dort drüben.«
    »Aye, wird wohl das Beste sein«, pflichtete Gary ihm bei. »Tut mir leid. Keine Ahnung, wie das passieren konnte!« Stevie reichte ihm einen zweiten Ball. Einschließlich des Strafschlags für den verlorenen Ball schlug er jetzt seinen dritten.
    »Zieht lieber eure Köpfe ein da drüben!«, scherzte Gary in Richtung der Menge, als er wieder in Position ging.
    Diesmal schwang er ein wenig sanfter. KE-KLANG!
    Linklater zuckte zusammen.
    Der Ball krachte gegen eine hölzerne Werbetafel am Rand des Abschlags, schoss als Querschläger steil in die Luft und stürzte kaum neunzig Meter vor ihnen ins Rough. Stevie spürte, wie sein Gesicht zu glühen begann.
    Gary würde mit dem zweiten Ball weiterspielen. Der erste sollte auch später nie wiedergefunden werden.
    Linklater drosch einen weiteren perfekten Ball in die Mitte des Fairways, und sie traten gemeinsam den erschütternd kurzen Marsch zu Garys Ball an.
    »Jesusmaria«, stöhnte Lee.
    »Was ist passiert?«, wollte Pauline wissen. »Warum macht er das?«
    »Sieht ganz so aus, als hätte er … seinen Schwung verloren«, flüsterte April. Und in ihrer Stimme schwangen der demütige Respekt, die Furcht und der Schrecken mit, die diesem Umstand angemessen waren.
    »Beruhige dich«, sagte Stevie, als sie seinen zweiten Ball erreichten. »Entspannt atmen.«
    »Mir geht’s gut, Stevie. Es ist nur – was auch immer da drin passiert ist …« Gary tippte gegen seine Schläfe. »Ich glaube, es hat sich jetzt wieder eingerenkt. Das Fluchen und alles andere ist verschwunden, aber auch …«
    »Aber auch der Schwung?«, brachte Stevie den Satz zu Ende.
    Die beiden Freunde standen einen Moment lang schweigend da, während ihnen die bittere Wahrheit dämmerte: Ein Golfer mit Handicap achtzehn würde in der Finalrunde der Open am letzten Loch gegen den weltbesten Golfer kämpfen müssen – vor Zehntausenden von Zuschauern auf dem Platz und vielen Millionen vor den Fernsehschirmen -, und das alles mit einem Shanking.
    Stevie legte eine Hand auf Garys Schulter und sagte ernst: »Ich war ein Mongo, der davon geträumt hat, Golfprofi zu werden …«
    »Aber jetzt ist der Traum ausgeträumt«, vervollständigte Gary das Zitat aus Die Fliege , »und der Mongo ist noch da.«
    »Es ist gut, dass du wieder der Alte bist. Aber jetzt«, Stevie blickte hinab auf den Ball, »liegen noch dreihundert Meter vor uns bis zum Grün. Du hast bereits drei Bälle versemmelt, und Linklater wird hier wohl kaum unter Par spielen. Also stellt sich die Frage: Schaffst du es als Gary Irvine, der Golf-Spastiker mit Handicap achtzehn, an diesem Loch unter elf zu bleiben?«
    Sie starrten in Richtung Grün. Es wirkte verdammt weit weg. Hatten sie zuvor die paar Hundert Meter zwischen Abschlag und Grün in einem Düsenjet überbrückt, hatten sie jetzt das Gefühl, sie müssten den Weg in einem Ochsenkarren zurücklegen.
     
    Findlay Masterson erwachte. Seine Augen waren noch geschlossen, sein Schädel pochte und sein Mund fühlte sich an, als sei er aus heißer, trockener Baumwolle. Jesus, hab ich’s mir wieder gegeben, dachte er. Und langsam kehrte die Erinnerung zurück – der Golfplatz, Pauline, Ranta. Scheiße. Er konnte Öl riechen. Er schlug die Augen auf. Es war dunkel. Er versuchte, aufzustehen, musste aber feststellen, dass das unmöglich war.
    Er war an eine Heizung gekettet.
     
    »Warum lachen alle so?«, wollte Pauline wissen und zeigte auf Gary und Stevie. »Hatte er wirklich vor, den Ball dorthin zu schlagen? Ist das so was wie eine Taktik?«

    Jesusmaria, dachte April.
    »Komisch«, sagte Cathy und betrachtete dabei ihren Sohn. »Ich finde, er wirkt wieder ein bisschen so wie der alte Gary.«
    »Was? Weil er sämtliche Bälle versemmelt?«, brummte Lee leicht verärgert, während Gary erneut den Schläger schwang. Viele Tausend Köpfe fuhren herum, versuchten den Ball hoch oben in der Luft auszumachen. Doch nach ein oder zwei Sekunden schwenkten dieselben Köpfe wieder zurück zu Gary, der in das

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