Combat Planet: Roman (German Edition)
war das? Was passierte?
»Wir waren einen Schritt aus der Zeit herausgetreten«, sagte SARAH . »Deshalb wurden wir nicht eingeäschert.«
Katrina starrte sie an. »Dann war das Ganze ein Trick?«
»Nein, kein Trick. Ihr seid noch am Leben. Aber wenn ihr real in den Sonnentunnel hineingegangen wäret, real – in einem konkreten physikalischen Sinn –, dann hättet ihr keine Pikoskunde überlebt. Ihr wäret zu Gas verdampft, Katrina. Zu Fragmenten, die kleiner sind als Atome.«
»Tja, das ist schon ein toller Zaubertrick«, sagte Kat mit grimmiger Miene.
Hinter ihr wütete das aus der Zeit herausgenommene Inferno weiter und beleuchtete eine riesige Stahlkammer, die im Grunde ein fünftausend Kubikkilometer messender Würfel war. Drinnen war es düster, es herrschte ein trübes, silbergraues Licht, und ein kühler Wind blies herein, der nach Schmiere und verbranntem Öl roch.
»Ist das die Jackhammer-Halle?«, fragte sie.
»Ja«, sagte SARAH .
»Aber … hier passiert doch nichts.«
»Das kommt noch. Aber alles geschieht planlos, ungeordnet. Es ist das personifizierte Chaos. Wir müssen gut Acht geben.«
Sie entfernten sich von dem Schmelzofen und setzten sich in Marsch. Abermals führte SARAH die kleine Gruppe an. Katrina betrachtete den Rücken des Avatars und erkannte, dass die Kreation perfekt war – aber perfekt waren die Androiden auch, nicht wahr? Und die wurden von Menschen geschaffen, nicht von Maschinengehirnen, wie es ihrer Vermutung nach mit SARAH der Fall war.
In der richtigen Welt war Katrinas Beruf – wenn sie nicht das Klischee von einer »Vollzeit-Mum« bediente – der Beruf, für den sie sogar studiert hatte, der Beruf, in dem sie eine Ausbildung hatte, Teufel noch mal, der Job, für den sie wie geschaffen war – die Werbung. Katrina konnte einem Tramp eine Rolex verkaufen. Sie konnte einer schwangeren Frau Heroin verkaufen, einem Redneck Amylnitrat, einem Goldfisch einen Rollstuhl und Aufzeichnungen von Satan an Gott. Sie war nicht nur das Nummer-1-Superklasse-Spitzen-Topstar-Verkaufsluder in der Fleck, Flick & Flack Quad-G Werbeagentur gewesen, sie war auch eine Teilhaberin der Firma. Oder DER FIRMA . Sie hatte für das Geschäft so viel Geld gescheffelt, dass jedem männlichen Sozius ein Hoden platzte, wenn sie in Betracht zog, aus dem Betrieb auszusteigen und sich mit einer eigenen Agentur – und ihrem eigenen Konkurrenzunternehmen – selbstständig zu machen. Immerhin war Katrina die Frau, die Coke auf dem Mars verkaufte. Scheiße, sie verkaufte Marsriegel auf dem Mars, kein Witz.
Sie war der Typ Frau, der die Arbeit erledigte. Und das mit Flair, Kreativität, verdeckter Aggressivität und Originalität.
Als sie kündigte, um Vollzeitmutter zu werden, platzten den Inhabern der Fleck, Flick & Flack Werbeagentur beide Hoden , und viele hatten eine unterhaltsame Karriere mit Alkohol begonnen.
So war das nun mal. Katrina war die Welt der Doppelzüngigkeit, des Bettgeflüsters, des Schwachsinns, des Blödsinns und des Irrsinns nicht fremd. Sie konnte einen Slogan aus einer Entfernung von einer Milliarde Parsecs riechen, sich auf dem Klo einen Werbeslogan ausdenken und aus dem Klo inhalt eine Marketingkampagne gestalten.
Man hatte ihr den Titel »Meisterin des Schwachsinns« verliehen.
Sie war die Königin der Doppelzüngigkeit.
Und deshalb bekam sie von Androiden Inc. das Angebot, ihre neuen, verbesserten Spezialmodelle der Generation 6, Personalisierte Androiden-Gefährten zu vermarkten. Es war Katrinas erste Einführung in die Welt der Androiden gewesen. Früher hatte sie sich über diese Materie nie so richtig Gedanken gemacht. Androiden waren auf der Erde illegal und wurden »verschrottet«, »getötet«, »pulverisiert«, »auf Eis gelegt«, »eingeschläfert« oder einfach »in Pension geschickt« – Katrinas Lieblingsausdruck, besonders nach einer Dreiviertelflasche Wodka, wenn das Licht gedämpft war und sie sich besonders deprimiert und schäbig vorkam, nachdem sie drei Millionen Kinderwagen an Frauen verkauft hatte, die bereits einen Kinderwagen besaßen. Was hatte ihr großer Mentor Greenbald III einmal gesagt? »Verkauf den Arschlöchern etwas, das sie schon haben. Das ist der einzige Weg zu einem echten Vermögen.« Und er hatte recht gehabt. Und Katrina war seiner Logik und seinem Rat gefolgt. Und dabei hatte sie sich gefühlt wie der letzte Dreck.
Trotzdem. Ihre Zeit bei Androiden Inc. war interessant und ergiebig gewesen, und sie hatte viel gelernt. Eine Zeit
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