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Combat Planet: Roman (German Edition)

Combat Planet: Roman (German Edition)

Titel: Combat Planet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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Menschlichkeit verlassen hatte. Das hier war keine Pussykatze. Das hier war ein Psychopath.
    »Nein«, sagte sie.
    Romero deutete ein Nicken an und schob ihr einen Tablet zu. Amba nahm das Ding in die Hand, das wie eine kleine graue Tafel aussah, und aktivierte es mit ihrem Daumenabdruck. Das Grau flimmerte und zeigte ein Bild: Ein alter Mann in einem schicken schwarzen Anzug. Das Bild wurde sporadisch animiert, mal bewegte es sich, dann fror es ein, dann bewegte es sich wieder. An der linken Seite scrollten Informationen in leuchtend grünen Buchstaben.
    »Er arbeitet für die Monolith Corporation.«
    »Ja. Das tun sie alle.«
    »Alle?«
    »Sechs. Sechs Morde.«
    Amba nickte und scrollte auf dem Tablet durch die weitere Auswahl an Zielen. Drei Männer, zwei Frauen. Eine der Zielpersonen ein Teenager, weiblich, und erst sechzehn. »Kein Provax?« Sie lächelte schief. »Das könnte man ja beinahe schon Rassenhass nennen.«
    »Kein Provax«, bestätigte Romero. »Das ist eine politische Angelegenheit. Alle sechs arbeiten für Monolith und sind im Auftrag der Aliens in den Bereichen Public Relations und Marketing des Themenplaneten beschäftigt.«
    »Die Aliens. Das gefällt mir.« Amba lächelte. Nur noch die alte Schule benutzte das Wort »Alien«. Ein Teil des Überlegenheitskomplexes der Menschen – als hielten sie sich immer noch für den Mittelpunkt des Universums, eines Imperiums, während sie faktisch in jeder verdammten Richtung minderwertig waren, sei es in genetischer oder technologischer Hinsicht.
    »Irgendwelche Fragen?«
    »Nein.«
    »Willst du nicht wissen, was sie getan haben?«
    »Nein.«
    »Andere Anarchy -Modelle … na ja, die wollen das wissen. Sie wollen die Einzelheiten kennen. Sie wollen eine Rechtfertigung.«
    »Es ist mir egal.« Wieder richtete sie ihren abschreckenden Blick auf Romero und wölbte eine Augenbraue. »Ist das nicht Sinn der Sache? Der Grund, warum wir geschaffen wurden? Es soll uns egal sein. Wir sollen nicht den Wunsch verspüren … menschlich zu sein.«
    »Sicher, aber ihr wünscht es euch trotzdem«, sagte Romero mit sehr, sehr leiser Stimme.
    Amba schüttelte rasch den Kopf und stand auf. Sie verwahrte die Tötungsliste in ihrer Kleidung, drehte sich um und steuerte auf die Tür zu. Als sie die Klinke erreicht hatte, zögerte sie und wandte sich noch einmal zurück. Romero beobachtete sie mit einem Ausdruck, den sie nicht zu deuten vermochte.
    »Du hast mich zum Töten konstruiert«, sagte sie. Und lächelte. »Deshalb töte ich.«
    Dann war sie fort, und Romero ließ die Waffe los, die er unter dem Schreibtisch festgehalten hatte. Es war eine Techrim 13-mm-Splinterpistole. Bei Eingeweihten hießen sie Adroiden-Splitter. Und Romero fragte sich müßig, ob sie über die Waffe Bescheid wusste. Wahrscheinlich ja, vergegenwärtigte er sich. Immerhin schien sie über jede andere im Raum versteckte Waffe Bescheid zu wissen. Wie sie gesagt hatte: Deshalb hatte man sie gemacht. Deshalb tat sie das, was sie tat.
    Amba lag im Dunkeln auf ihrem Bett und wartete, dass die Zeit für den Abflug ihres Shuttles näher rückte. Es war ein namenloses, einfaches, billiges Motelzimmer am Rande von LLA – eines von Tausenden, in denen Amba gewohnt hatte. Sie wollte kein Haus, verspürte keine Affinität oder Beziehung zu irgendeinem Anwesen, das sie irgendwann einmal aufgesucht hatte. Warum versuchen, menschlich zu sein?, hatte sie argumentiert. Dafür würde man sie nur töten. Die Regierung. Oblivion. Treffend bezeichnet. Sie lächelte, schloss die Augen und konzentrierte sich auf ihre Atemzüge.
    Draußen beobachteten zwei von Romeros Killern das Apartment von einer schwarzen Limousine aus. Sie überlegte, ob sie sie umbringen sollte, aus dem einfachen Grund, weil sie es nicht mochte, beobachtet zu werden – ihre Privatsphäre war sicherlich das Einzige, was sie hatte, in das sie nicht eindringen , das sie nicht kontrollieren konnten. Ihre innersten Gedanken. Ihre Gefühle. Ihre Sehnsüchte .
    »Andere Anarchy-Modelle … na ja, die wollen das wissen. Sie wollen die Einzelheiten kennen.«
    Sie hatte Romero ehrlich geantwortet. Sie wollte es nicht wissen. Es war ihr egal. Ein Auftrag war so ziemlich wie der andere. Und in der Minute, in der sie anfing, Bescheid zu wissen, hörte ihre Gleichgültigkeit auf. Das war ein todsicherer Weg, selbst getötet zu werden. Ha. Ja. Getötet. Von hinten durch eine Kugel in ihren schmalen Schädel. Wahrscheinlich aus Romeros eigener Splinterpistole.

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