Combat Planet: Roman (German Edition)
aquatischen Tank. Der Boden war gewellt, über die Wände zogen sich Roststreifen. Hoch oben baumelten ein paar uralte Ketten, dick genug, um eine Anti-Grav-Kriegsfregatte zu vertäuen.
Einen Moment lang schaute Amba sich um, die Lippen geschürzt, und suchte nach Waffen oder irgendeiner Art von Bedrohung. Argwöhnisch – Amba war immer argwöhnisch – marschierte sie mit hallenden Schritten weiter bis in die Mitte der Kammer. Dort blieb sie stehen, verschränkte die Arme über der Brust und wartete, den Blick nach vorn gerichtet, kein Ausdruck auf ihren milden Zügen. Das war ja das Problem, wie sie wusste. Die Weise, in der man sie konstruiert hatte. Amba war von einer milden Schönheit. Nicht umwerfend attraktiv – nein, das hätte ihr nur zum Nachteil gereicht. Man hatte sie so entworfen, dass sie typisch war. Durchschnittlich. Eine graue Maus . Konstruierte Normalität – zumindest an der Oberfläche. Bis sie in Aktion trat. Bis sie zu töten begann.
Amba.
Anarchy -Androidin.
Die tödlichste jemals erschaffene Lebensform.
Ein Klirren ertönte, auf der hinteren Seite des leeren Stahltanks drehte sich ein Rad, und eine schwere Tür ging auf, vergleichbar der Einstiegsluke eines U-Boots. Eine Gestalt trat hindurch. Der Mann trug einen knöchellangen Ledermantel, sein langes, schwarzes Haar war glatt zurückgekämmt und umrahmte ein gepflegtes, markantes Gesicht. Mit großen Schritten durchquerte er die Kammer. In der rechten Hand hielt er ein Zippo-Feuerzeug. Sein Daumen klappte unentwegt den Deckel auf und schloss ihn dann wieder: aufklappen – zumachen, aufklappen – zumachen.
Ein paar Schritte von Amba entfernt blieb er stehen und starrte sie mit ausdrucksloser Miene an.
Sie erwiderte seinen Blick, das Gesicht neutral.
»Willkommen daheim«, sagte der Mann schließlich.
»Es ist schön, wieder zu Hause zu sein, Cardinal Romero«, sagte Amba mit genau dem richtigen Maß an förmlichem Respekt.
Dann trat Romero vor und umarmte sie. Eine Zeit lang hielt sie ihn fest und dachte, wie leicht es sein würde, ihn zu töten. Aber warum sollte sie den Mann töten wollen, der sie erschaffen hatte? Den Mann, dem sie ihr Leben verdankte? Der in jeder Hinsicht ihr lebendiger Gott war?
»Komm mit mir, Amba. Es hat Entwicklungen gegeben.«
»Hast du eine neue Mission für mich?«
»Ja. Vielleicht die gefährlichste, die du bisher gehabt hast.«
»Für mich sind sie alle gleich, Cardinal. Ob fünf oder fünftausend. Das nimmt nur mehr Zeit in Anspruch.«
Im Gehen streifte Romero sie mit Blicken, und er staunte über ihre Normalität. Über ihre Bescheidenheit. Über ihr … durchschnittliches Gesicht, ihre durchschnittliche Figur. Und trotz allem, trotz des bewussten Verzichts auf sämtliche gerade in Mode befindlichen Qualitäten, welche die derzeitige Gesellschaft für attraktiv hielt, fühlte er sich von Amba sexuell erregt. Mehr, als sie je für möglich gehalten hätte. Wie eine Schwester, dachte er. Eine ganz besondere Schwester.
Und dennoch.
Ein Job musste erledigt werden.
Sie erreichten die Tür und gelangten in eine wärmere Umgebung, ausgestattet mit Teppichen und Wandverkleidungen aus Glas. Ein schlanker Roboter stand da und hielt einen Morgenmantel bereit. Romero gab ihm einen Wink. Amba gestattete es dem Roboter, ihr den Mantel über die Schultern zu legen, und sie betrachtete nur ein paar Augenblicke zu lange sein glänzend poliertes Metallgesicht.
Sie ist also immer noch sensibel, dachte Romero, und um seinen Mund huschte flüchtig ein dünnes Lächeln. Das war gut. Diese Information konnte er sich zunutze machen.
Sie gingen an Wachposten und automatischen AI-Türmen vorbei, durch ein Labyrinth aus Korridoren und mehrere Kugel-Lifte, die sie in schwindelerregendem Tempo immer tiefer unter die Straßen Londons beförderten.
Zum Schluss tauchten sie in einem großen, luxuriösen Raum auf. Springbrunnen plätscherten, Whiskey rieselte durch Kristall. Die Wände waren mit fünfzig Meter hohen goldenen und silbernen Wandgemälden geschmückt. Statuen aus Obsidian standen an strategischen Stellen, und Amba spürte ihre verborgenen Hochleistungswaffen.
»Hier entlang.«
Romero führte sie durch das riesige, protzige Büro an einen Tisch aus echter Eiche, an dem fünfzig Personen bequem Platz gefunden hätten. Romero setzte sich, aber Amba blieb stehen.
»Dein Geschmack wird immer extravaganter«, bemerkte sie.
»Das ist ein Statusprivileg.«
»Manche würden ihn kitschig nennen.« Amba
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