Come in and burn out - Denglisch
es, einen Roman wie ›Saturday‹ zu schreiben. Und nicht den Reklamespruch »Impossible is nothing« zu erfinden. Für was noch mal, für Autos? Nein, für Turnschuhe. Das ist eher dämlich.
Emotional Brand Building
[ iimouschenl bränd bilding
]: Der
Claim
einer Hamburger Werbeagentur. Und das ganze Geheimnis von Reklame: das Verbinden von Waren mit Markenzeichen und Markenzeichen mit Gefühlen. Mit immer derselben Botschaft: Du bist frei, glücklich und geborgen. Und zwar indem du fade Tütensuppen kaufst, krebserregende Zigaretten rauchst und ermüdende Städtereisen unternimmst. Auf rätselhafte Weise funktioniert das. 90 % unseres Geldes geben wir für zu große Wohnungen (»Geborgenheit«), zu teure Autos (»Freiheit«) und renditelose Lebensversicherungen (»Sicherheit«) aus, sodass fürs eigentliche Leben nichts übrig bleibt.
Marketing
[ maaketing ]
: Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Wenn es für ein Gut einen Markt, also eine Nachfrage gibt, braucht man kein Marketing. Wenn es keinen Markt gibt, muss man es vermarkten. Oder vertreiben. Durch die fünf V: verpacken, verzieren, versprechen, verlosen, verramschen. »Operative Beeinflussungstechnik« nennen das die Marketinger. Für ganz hoffnungsloseFälle gab’s früher Drückerkolonnen, heute Telefon-Direktmarketing.
Merchandising
[ möatschndaising ]
: Eins der skurrilsten Kapitel der Wirtschaftsgeschichte. Es begann damit, dass jemand an der Kinokasse fragte, ob er das Filmplakat haben könne. Bei
Star Wars
kam schon mehr Geld durch den Verkauf von Meister-Yoda-Figuren rein als durch den Film selbst. Heute werden ganze Zeichentrickserien nur produziert, um das dazugehörige Merchandising an
Kids
vertickern zu können, die süchtig nach diesem Schrott sind. Wann tauchen Pokemonkarten, Beyblades und Diddlmäuse im Drogenbericht der Bundesregierung auf?
PR
[ pee er
]: Öffentlichkeitsarbeit. Wird überall dort betrieben, wo man teilnahmslosen Menschen eine Sache näherbringen will, für die sie sich erst mal nicht interessieren. Zu diesem Zweck wird die Öffentlichkeit bearbeitet, und zwar verdeckt, und da liegt das Problem. Wir lesen einen Bericht über ADS bei Kindern und ahnen nicht, dass der Artikel von der P R-Abteilung eines Pharmakonzerns stammt. Weil die Redaktion sich eigene Recherche gar nicht mehr leisten kann. Umso wichtiger ist Wikileaks.
>> Grundwortschatz:
Artdirector
[ aatdairekta
]
Jemand, der Reklameprospekte für Hundefutter textet, kommt damit in den Art Directors Club. So nennt sich der Verband deutscher Reklamemacher. Soll man jetzt lachen oder weinen?
B 2 B
[ bii tu bii
]
Nicht: sein, um zu sein. Sondern: Business-to-Business. Im Gegensatz zu Business-to-Consumer (B2C). Man könnte auch Händlerwerbung und Kundenwerbung sagen. Das wäre dann aber kein richtiges
Marketing
.
Best Ager
[ best äidscha
]
Alte Menschen haben’s nicht leicht. Die Rente wird gekürzt, das Gedächtnis lässt nach, die Freunde sterben weg, die Kinder rufen nicht mehr an. Wie zum Hohn erfinden Werber immer neue Euphemismen, um sie anzusprechen: Best Ager, Silver Ager, Golden Ager, Third Ager, Mature Consumer, Master Consumer oder Senior Citizens. Und das sind ja nur die Alten. Wie wird man erst Greise nennen: High End Ager? White Stars? Heester Citizens?
Branding
[ b
ränding]
Eigentlich: Einbrennen von Mustern in die Haut mit Hilfe von Nadeln. Heute: Consultantsprech für Marke. Auch Zeitungen werden neuerdings in Marken umgewandelt. Besonders clever stellt sich die ›Süddeutsche‹ an: Sie verkauft im S Z-Shop S Z-Kinderbücher , S Z-Filme , S Z-Reisen , S Z-Leselampen , S Z-Holzbrettspiele und S Z-Salzstreuer . Auch Redaktions-Ikonen sollten bald gebranded werden. Wann kommt der Heribert-Prantl-Latte-Macchiato?
Card
[ kaad
]
Abkürzung für Bonusschwindel. Immer in Verbindung mit dem Schwindler: Tchibo Card, TUI Card, Aral Card, Lufthansa Miles&More Card.
Die Promotionpäpste nennen das Kundenbindung. Neuerdings gibt es sogar die Tourist Card Bielefeld: »Der Schlüssel für ein umfangreiches
Bielefeld-Erlebnis.« Für nur acht Euro am Tag. Aber wer möchte das?
Crossmedia
[ krossmidia
]
Nicht: Mittelding zwischen stark durchgebraten und leicht angegrillt. Sondern: Der verzweifelte Versuch von Printmedien, Anzeigen zu verkaufen, indem man sie gleichzeitig
online
platziert. Wohl wissend, dass das Netz das Massengrab des Anzeigenmarkts ist.
for free
[ foa frii
]
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