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Come in and burn out - Denglisch

Come in and burn out - Denglisch

Titel: Come in and burn out - Denglisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Soeren Sieg , Jan Melzer
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Action, Show
und Thrill, die Menschen sehen gut aus und der Status ist hoch. Mittlerweile ist eine ganze Generation von Irgendwas-mit-Medien-Mädchen (und -Jungen) herangewachsen und lässt sich selig lächelnd von den alten Hasen der Branche ausbeuten, denn das Angebot an erlebnishungrigen Bewerbern übersteigt bei Weitem die Nachfrage. Um dieses andauernde Kaffeekochen und Kabeltragen zu kaschieren, wird in der Medienbranche derart intensiv Denglisch gesprochen, dass auch die zwei von zehntausend, die es nach oben und damit auf die andere Seite des Kaffeebringens schaffen, den Slang später nicht mehr ablegen können. Warum auch? Sie würden sich dann ja nicht mehr verständlich machen können.
     
    Entertainment-Content: Ein zweiter sprudelnder Quell schönster Denglizismen ist das deutsche Fernsehen. Wo man hinschaut, stößt man auf amerikanische Serien und Showformate. Hierfür gibt es zwei Gruppen von Schuldigen: Die Fernsehschaffenden,weil sie auf dreißig schlimme deutsche Fernsehsendungen höchstens eine gute produzieren, und die Zuschauer, weil sie sich bei jedem deutschen Flop sofort reflexartig den amerikanischen Massenproduktionen zuwenden. Und bei denen sind englische Begriffe natürlich
all inclusive
, was schön ist für die Synchronstudios, weil sie immer weniger Wörter übersetzen müssen.
     
    >> Schlüsselbegriffe:
     
    Casting
[ kaasting ]
: Vorstellungsgespräch. Früher: Unterausgebildeter und überbezahlter Personalchef hört sich verwirrtes Selbstdarstellungs-Gestammel eines hoffnungslos überforderten Bewerbers an und erniedrigt ihn. Heute: Unterausgebildete und überbewertete Schiedsrichter
( Jury
) hören sich das Gequake eines überforderten Gesangs-Darstellers an und erniedrigen ihn. (Vgl. auch: Besetzungs-Sofa und Artikel 1 des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar.)
     
    Cliffhanger
[ kliffhänga ]
: 1.   Grauenhafter Film mit Sylvester Stallone. 2.   Extrem gemeiner Trick von Serien-Produzenten: Am Ende einer Folge wird ein großes dramaturgisches Fass aufgemacht und dann der Abspann gezeigt. Zum Beispiel so: Sterbend haucht Johnny Jack ins Ohr: »Jack   … ich weiß, wo die Millionen sind   … und der Mörder von Dad hieß   …«
Cut
! Abspann! Schlussmusik! Fröhliche Stimme aus dem
Off
: »Wer war der Mörder? Muss Johnny wirklich sterben? Wo sind die Millionen? Schalten Sie nächste Woche wieder ein zu einer neuen Folge von ›Tränen der Leidenschaft‹!«
     
    Comedy
[ kommedii ]
: Öffentliches Vorführen von geklauten Spar- und Nullwitzen mit Bart(h) durch einen hauptberuflichen, untalentierten Witze-Erzähler (Comedian). Dieser ist auf lachwilliges Publikum angewiesen, was nur durch Zwangsmaßnahmen wie ein
Warm-up
erreicht werden kann. Funktioniert auch dieses alte Voodoo-Ritual nicht, wird das Gelächter später hineingeschnitten. Mit der Bezeichnung »Comedy« soll auf Humor ein
Label
, ein
Branding
, eine
Corporate Identity
draufgepappt werden,im besten Falle ist Comedy aber von selber lustig. Auch ohne Schublade. Nicht: schwäbisch für Unsicherheit: »Comedy nun oder komme die net?«
     
    Prequel
[ priiquell ]
: Episode einer Serie, die VOR der allerersten Pilotfolge spielt, aber erst Jahre nach dem Ende der Serie produziert wird. Wahrscheinlich eine Erfindung von George Lucas, dem Harrison Ford für eine weitere Folge ›Star Wars‹ einfach zu alt geworden war und der mit diesem Kunstgriff vermeiden wollte, dass Harrison (wie leider in einem späteren ›Indiana Jones‹-Film) als Rosine mit Hut auftritt. So etwas sieht keiner gern. Dann lieber ›Indiana Jones Begins‹ oder ›Jäger des verlorenen Schatzes‹, Episode 1, in dem mit einem jungen, neuen Schauspieler Indies Kindheit ausgeleuchtet wird.
     
    RomCom
[ rommkomm ]
: Romantic Comedy. Wiederkehrender Fernsehfilm, in dem ein Arzt (Heino Ferch) seine Frau (Maria Furtwängler) verlassen will, weil er sich in eine Krankenschwester (Veronika Ferres) verliebt hat. Manchmal ist es auch ein
Event-Manager
(Uwe Ochsenknecht), ein
Biker
(Richie Müller) oder ein
Consultant
(Kai Wiesinger). Die Handlung ändert sich dadurch nicht.
     
    Warm-up
[ worm-app ]
: Damit das Publikum während der Sendung tatsächlich völlig überdreht reagiert, wird es mit einem Warm-up auf Betriebstemperatur gebracht: Ein hoffnungsvoller Anfänger quält diese armen Menschen mit schlimmen Witzen, sodass diese lernen, auf Befehl über alles zu lachen. Dazu halten Regieassistentinnen

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