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Comin 2 get u

Comin 2 get u

Titel: Comin 2 get u Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Packham
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eines der traurigsten Lieder, die ich je gehört hatte. Und die Stimme war so schön (tief und dunkel und samtig), dass ich nicht anders konnte, als in die Richtung zu gehen. Sekunden später stand ich vor einer bekannten Tür.
    Ich öffnete sie und ging hinein. »Hi, Großvater, was   –?«
    »Hallo, Sam«, sagte Paula, peinlich berührt. »Du kommst, um deinen Großvater zu besuchen, oder?«
    »Das weißt du doch«, sagte ich und hatte das Gefühl, mitten in eine Szene geraten zu sein, die ich überhaupt nicht verstand. »Was ist passiert?«
    Großvater saß in seinem gestreiften Pyjama am Fenster und wischte sich die Augen mit einem fleckigen Taschentuch. Seine Stimme war höher als sonst. »Paula und ich mussten ein paar Angelegenheiten besprechen. Stimmt doch, meine Liebe, oder?«
    »Ja, das stimmt«, schniefte sie, nahm Großvaters Hand und drückte sie. »Warum lass ich euch Männer nicht allein, damit ihr weitermachen könnt?«
    »Danke, Paula«, sagte er, als sie aus dem Zimmer watschelte. »Wenn du es genau so machst, wird es absolut großartig werden.«
    »Was ist denn los mit ihr, Großvater? Warum hat sie geweint?«
    »Sie hat nicht geweint, mein Junge   – sie hat gelacht.«
    Er sah sich ängstlich in seinem winzigen Zimmer um, so als wären Spione unter seinem Bett oder irgendetwas in der Art. »Hast du es bekommen?«
    »Ja, Großvater.«
    »Guter Junge. Du musst es öffnen, fürchte ich. Die Arthritis spielt mir übel mit.«
    Ich wickelte es aus und legte es in seine klauenartige Hand. Er hielt es sich an die Nase, so wie ich es mal bei Dad mit einem Glas Wein gesehen hatte, und nahm dann einen riesigen Bissen. Es dauerte nicht lange, bis er den ganzen Mars-Riegel verputzt hatte. Mein Magen erinnerte mich plötzlich daran, dass er den ganzen Tag über nur ein Stück Toast und ein halbes Eier-Sandwich bekommen hatte.
    »Sieht so aus, als hätte dir das geschmeckt, Großvater.«
    »Das ist nur, weil es mein letztes war«, sagte er und leckte sich über die Lippen. »Nicht so aufregend wie das erste natürlich, aber was soll’s?«
    »Wirst du auf Diät gesetzt, Großvater?«
    Er schüttelte den Kopf. »Mein Flugzeug steht auf der Startbahn, Sam, nicht mehr lange, bis es losgeht.«
    »Aber du siehst gut aus«, sagte ich und erinnerte mich an Mum, die meinte, harmlose Lügen seien netter als die Wahrheit. »Warum denkst du, dass du   …?«
    »Lass uns einfach festhalten, dass mein Flug aufgerufen wurde, und dann nicht mehr darüber sprechen. Ich kann allerdings nicht in dieses Flugzeug steigen, bevor du nicht mein Geständnis gehört hast. Hast du es schon gelesen?«
    »Tut mir leid   … es ist gerade so viel   … los in der Schule. Ich habe nur das bisschen im Zug gelesen.«
    »Ah ja«, sagte er und pulte einen Rest Mars zwischen seinen Zähnen hervor. »Der alte Tommy hat mir den Arsch gerettet, oder?«
    »Und ihr seid die besten Freunde geworden, hab ich recht?«
    Großvater nickte. »So war das im Krieg. Da hat man nicht lange rumgetan, weil man wusste, dass früher oder später einer dran glauben musste. Aber es ist lustig, wenn man bedenkt, wie schnell wir Freunde wurden, hatten Tommy und ich eigentlich nicht viel gemeinsam.«
    »Was meinst du damit?«
    »Mein Vater war Maler und Ausstatter und Mum hat für andere Leute gewaschen. Tommys Eltern hatten einen Süßigkeitenladen. Und er hat die Oberschule besucht und in einem Rechtsanwaltsbüro gearbeitet, während ich die Schule mit vierzehn geschmissen und mich rumgetrieben habe. Deshalb habe ich nach dem Krieg die Abendschule besucht.
    »Aber was
hattet
ihr gemeinsam?«
    »Na ja, zunächst einmal waren wir beide total verrückt nach Duke Ellington. Und dann war da natürlich unsere Vorliebe für Süßes.« Auf Großvaters Gesicht breitete sich ein riesiges Grinsen aus. »Mit solchen Eltern, um es mal so zu sagen, konnte Tommy sicherlich Lakritzstangen von Zitronenbonbons unterscheiden.«
    Ich musste daran denken, dass Alex und mich
Star Wars
Lego zusammengeschweißt hatte.
    »Aber es war noch viel mehr als das. Wir haben uns in der Gesellschaft des anderen einfach wohlgefühlt. Es war, als konnten wir spüren, was der andere dachte. Und wir wussten, dass wir uns in der Not aufeinander verlassen konnten   – zumindest habe ich das geglaubt.«
    Ich musste schon wieder an Alex denken. Ich wusstenicht, was Großvater durch den Kopf ging, doch sein Grinsen war plötzlich verschwunden.
    »Wie auch immer, mein Junge. Was war das gerade mit der

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