Coming Home
vertiefte, und hoffte, dass die neue Software nicht allzu kompliziert sein würde.
Eigentlich kannte sie sich tatsächlich ganz gut mit dem Computer aus, zumindest wesentlich besser als die Kolleginnen, die stets Berührungsängste hatten. Vor einer ganzen Weile hatte sie sich von mühsam zusammengespartem Geld einen PC für zu Hause gekauft, einfach nur aus Neugier, ohne zu ahnen, dass sie die so erworbenen Kenntnisse einmal auf der Arbeit würde gebrauchen können.
»Was willst du denn mit einem PC?«, hatte Brad sich noch über sie lustig gemacht, »Für das Geld hätten wir lieber einen neuen Fernseher kaufen sollen.«
Doch als dann in der Firma nach und nach die ersten Computer installiert worden waren, war sie froh gewesen, dass sie nicht ganz so hilflos davor saß wie die anderen Kolleginnen. Seitdem war sie immer diejenige gewesen, die den anderen bei Problemen geholfen hatte, und so wie es aussah, hatte sich das wohl bis zum Chef herumgesprochen.
Trotzdem war ihr nicht ganz wohl in ihrer Haut, und als sie sich nach ihrem Feierabend auf den Heimweg machte, dachte sie mit Unbehagen an den nächsten Tag.
3
W ie so oft in den letzten Wochen saß David Warner auch an diesem Abend noch lange in seinem Büro und brütete über seinen Unterlagen. Irgendwann schob er die Papiere beiseite, stand auf, trat ans Fenster und schaute nachdenklich über die Lichter der Stadt.
Er war erst seit kurzem hier in der Baufirma seines Schwiegervaters und hatte bereits jetzt das Gefühl, in Arbeit zu ersticken. Nachdem er sich ein wenig eingearbeitet hatte, hatte er festgestellt, dass in den meisten Bereichen noch gearbeitet wurde wie vor fünfzig Jahren, und als er mit William Benson darüber gesprochen hatte, hatte dieser sofort zugestimmt, einige Neuerungen durchzuführen. Vertrauensvoll hatte er die Verantwortung dafür in Davids Hände gelegt, was dazu geführt hatte, dass er jetzt hier saß, und nicht wusste, wo er zuerst anfangen sollte.
Doch er war nicht allzu unglücklich über den riesigen Berg Arbeit, der sich vor ihm auftürmte, so hatte er wenigstens einen Grund, abends nicht allzu früh nach Hause zu müssen.
Er dachte an Cynthia, seine Frau, und seufzte.
Als sie sich kennengelernt hatten, war er mitten im Studium gewesen, hatte sich neben dem Lernen mit kleineren Aushilfsjobs über Wasser gehalten, unter anderem auch als Bürobote hier in der Firma seines Schwiegervaters. Irgendwann war er zufällig Cynthia über den Weg gelaufen, und als sie ihn auf eine Tasse Kaffee eingeladen hatte, hatte er zugestimmt. Von da an hatten sie sich regelmäßig getroffen und irgendwann hatte das Thema Hochzeit im Raum gestanden. Da sein Schwiegervater ihm für die Zeit seines Studiums ein großzügiges Darlehen gewährt hatte, und er somit in seiner Schuld stand, hatte er kaum eine andere Wahl gehabt, als ja zu sagen.
Zwar war David sich von Anfang darüber im Klaren gewesen, dass weder Cynthia noch er tiefere Gefühle als Freundschaft verspürten, aber sie verstanden sich gut, und die Aussicht, irgendwann hier in die Firma einsteigen zu können, hatte schließlich den Ausschlag gegeben.
Doch bereits kurz nachdem sie verheiratet gewesen waren, hatte Cynthia begonnen, sich zu verändern. Sie wurde immer launischer und streitsüchtiger, ließ sich gehen, und obwohl sie den ganzen Tag zu Hause war, kümmerte sie sich weder um den Haushalt noch um ihn.
Sämtliche Versuche mit ihr zu reden, um etwas zu ändern, waren gescheitert, und inzwischen hatte er es aufgegeben. Er war froh über jede Minute, die er nicht mit ihr zusammen verbringen musste, und wäre da nicht sein Schwiegervater gewesen, der nach wie vor sein Vertrauen in ihn setzte, hätte er sich vermutlich schon längst von ihr getrennt.
Missmutig setzte er sich wieder an seinen Schreibtisch und griff zum Telefon.
»Hey Rick, ich bin es«, meldete er sich, nachdem sein bester Freund den Hörer abgehoben hatte. »Hast du Zeit etwas essen zu gehen? Zu Hause erwartet mich wie immer eine kalte Küche, und ich habe heute keine Lust, selbst noch etwas zu kochen.«
Rick sagte zu, und zufrieden legte David wieder auf. Sein Blick glitt über die Unterlagen auf seinem Schreibtisch.
»Ich könnte wirklich ein bisschen Hilfe gebrauchen«, dachte er unwillkürlich, und merkwürdigerweise ging ihm dabei das Bild eines schlanken Beins in einem hochhackigen Schuh durch den Kopf.
»Wann gibt es endlich Essen?«, knurrte Brad, als Megan leise Lisas Zimmer verließ.
»Gleich, du siehst
Weitere Kostenlose Bücher