Commander Perkins 01 - Der rote Nebel
gaben ständig Signale mit der Sirene. Ohne jeden Erfolg. So sehr sie sich auch bemühten, sie fanden Ralph nicht.
Als sich die Sonne dem Horizont näherte, kehrten die beiden zur Stadt zurück, um hier die Nacht zu verbringen. Perkins lenkte den Gyro zu dem Haus, in dem sie schon einmal gewesen waren.
Als er ausstieg, fiel sein Blick auf Spuren im Sand. „He, Peter!" rief er überrascht. „Hier war etwas."
Der Major kam um den Wagen herum. Er stutzte. Die Spuren zeichneten sich im staubfeinen Sand ab. Es waren Abdrücke von menschlichen Füßen. Deutlich zeichneten sich Sohle und Hacke ab.
„Der Fremde hat Schuhe getragen", stellte der Kommandant fest. „Die Hacken sind breiter als bei uns."
„Und den Abdrücken nach muß es sich um einen Riesen von wenigstens drei Meter Länge gehandelt haben", fügte Hoffmann hinzu.
„Und er ist vor nicht allzu langer Zeit hier entlanggegangen", sagte Perkins. „Unsere Spuren sind schon fast vom Wind verweht, seine aber zeichnen sich noch ganz deutlich ab. Komm. Wir folgen ihnen."
Sie eilten der Spur nach, die mitten in die Geisterstadt führte. Etwa zweihundert Meter weit konnten sie sie verfolgen, dann kamen sie in eine Schneise zwischen den Häusern, durch die der immer stärker werdende Wind hindurchstrich.
Die Spuren waren noch etwa zehn Meter weit zu erkennen, danach hatte der Wind sie verweht.
„Es ist, als ob der Kerl sich in Luft aufgelöst hätte", seufzte Hoffmann resignierend.
„Wir gehen zum Wagen zurück", entschied der Commander. „Die Nacht über bleiben wir im Wagen. Dort sind wir sicherer als in einem der Häuser. Wenn es hell wird, suchen wir weiter!"
Ralph Common hörte etwas hinter sich rascheln. Er fuhr herum. Sein Mund öffnete sich zu einem Schrei, doch eine Hand legte sich ihm eilig über die Lippen, ein Arm packte ihn und riß ihn von der Kante des Trichters weg. Ralph konnte nicht verhindern, daß der Riese ihn einige Meter weit schleppte, bis Perkins und Major Hoffmann ihn nicht mehr sehen konnten.
Der Motor des Gyros heulte auf, und der Junge wußte, daß es sinnlos gewesen wäre, um Hilfe zu schreien. Die beiden Offiziere hätten ihn nicht gehört.
Er blickte zu dem Gesicht auf, das über ihm schwebte. Es war das ausdruckslose Gesicht eines Roboters mit einem großflächigen, offenbar lichtstarken Objektiv, einem Lautsprechergitter und zwei Mikrofonen, die sich über der Linse befanden. Der Kopf war oval und 70
bestand aus einem rötlich schimmernden Material. Die beiden Arme des Roboters waren fünffach gegliedert und schienen äußerst beweglich zu sein. Sie hielten Ralph so fest, daß er sich kaum bewegen konnte.
Die Hände des Roboters sahen aus wie die eines Menschen, bestanden jedoch nicht aus Fleisch und Blut, sondern ebenfalls aus dem unbekannten Material, das sich so hart wie Stahl anfühlte.
Der Roboter trug Ralph auf den Armen. Er eilte auf die Häuser zu.
Zunächst fürchtete der Junge sich überhaupt nicht. Das aber lag daran, daß er in den ersten Minuten nicht voll begriff, was überhaupt geschah und was möglicherweise alles auf ihn zukam. Dann erkannte er, daß er vielleicht für immer von Randy Perkins und Peter Hoffmann getrennt wurde. Ihm wurde bewußt, daß er in den Armen eines Roboters lag, und daß es unter Umständen keine lebenden Intelligenzwesen mehr auf diesem Planeten gab, sondern nur noch Roboter.
Er erinnerte sich an alles, was er über Roboter gelesen, gehört und im Fernsehen gesehen hatte, und er begann, sich zu wehren. Er kämpfte verzweifelt gegen die künstlichen Hände an, die ihn umklammert hielten.
Er warf sich in den Armen des Automaten hin und her, und er schrie verzweifelt auf ihn ein. Aber es half ihm nichts.
Der Roboter schwieg, hielt ihn fest und rannte weiter.
Ralph beobachtete, daß er quer durch die Stadt bis zu einem Gebäude am gegenüberliegenden Rand getragen wurde. Dort stürmte der Roboter über eine Treppe nach oben. Die Treppe hob sich, wurde automatisch eingezogen und verschwand an der Unterseite einer Brücke.
Als der Roboter eine Tür öffnete, konnte Ralph noch einmal nach unten blicken. Ein Windstoß fegte durch die Stadt und verwischte die Spuren, die sein Entführer hinterlassen hatte. Damit erlosch auch seine letzte Hoffnung. Er glaubte nicht mehr daran, daß Randy Perkins ihn finden würde.
Er schloß die Augen und überlegte, während der Roboter ihn durch das Haus trug. Es ging über viele Treppen nach oben, dann über eine Brücke in ein anderes
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