Commander Scott 01 - Galaxis der Verlorenen
eigentlichen Riß im Randinnern, wie ich ihn nenne. Sind die Bojen erst einmal in Position, ist die Sache relativ einfach.«
»Und dann?«
»Dann setzen wir die Sonde ein.« Luden stand auf. »Wenn Sie bitte für die Lieferung der Ausrüstung zur MORDAIN sorgen würden? Sie gestatten, Kommandant?«
*
Nichts hatte sich verändert. Im Kontrollraum der MORDAIN starrte Chemile auf die Bildschirme. Auf einer Seite kennzeichneten zwanzig Schirme die Positionen der Bojen; wirbelnde Linien bildeten ein regelmäßiges Muster. Auf der anderen Seite außerhalb der MORDAIN, hing die Sonde, und er überprüfte die Fernkontrollen. Schirme gaben Aufschluß über das Innere, zeigten den kleinen Kasten der Atomladung. Chemile fragte sich, was Luden wohl plante. Wie immer gab sich der Professor schweigsam und sprach ungern über die Erfolgschancen.
»Fertig, Veem?« Die Stimme des Professors tönte aus den Lautsprechern.
»Mehr als fertig.« Chemile ging in das Labor hinüber, das nun noch mit zusätzlichen Geräten voll gepackt war.
Luden, hager vor Müdigkeit, deutete auf seine Unterlagen.
»Ich möchte eine vorzügliche Navigation, Veem. Die Sonde muß direkt in das Zentrum des Wirbels gelenkt werden. Wahrscheinlich kommt es zu einer gewaltigen zentrifugalen Verzerrung. Wenn du das kleine Schiff auf die Linie zwischen Boje 9 und Boje 15 bringst und dann weiterfliegen läßt, hast du den besten Kurs.«
»Verstanden, Jarl. Willst du hierbleiben?«
»Nein. Ich komme zu dir in die Zen- trale. Die Ladung muß genau im richtigen Augenblick hochgejagt werden.« Luden nahm einige letzte Einstellungen an seinen Instrumenten vor. »Was möchtest du beweisen, Jarl?«
»Ich kann nur eine Bestätigung meiner bisherigen Feststellungen erhoffen«, sagte Luden. »Ehe wir an eine Lösung des Problems gehen können, müssen wir zunächst alle verfügbaren Daten sammeln. Deshalb werde ich den gesamten Ablauf sowohl elektronisch als auch visuell aufzeichnen lassen. Wir haben zwanzig Sekunden, Veem. Ich 'schlage vor, daß wir keine Zeit mehr verschwenden.«
»Halte ich dich auf?«
»Fünfzehn Sekunden, Veem.«
In die Zentrale zurückgekehrt, setzte sich Chemile an die Fernsteuerung und löste die Sonde aus ihrer Position neben der MORDAIN. Boje 9 war ein winziger Fleck auf einem Bildschirm, Boje 15 ein zweiter Punkt. Er brachte die Sonde auf Kurs und erhöhte die Geschwindigkeit, ohne den Blick von den Bildschirmen zu nehmen. Unter seinen Händen ruckten und zitterten die Kontrollen, von unsichtbaren Energien attackiert.
Luden sagte leise: »Sachte, Veem.«
»Ich gebe mir ja alle Mühe. Was...«
Lichtmuster erschienen auf den Überwachungsschirmen, hin und her schwankend, tanzend, Wände durchschwebend, Menschen ähnelnd. »Gespenster! Die Dinger, die der Kapitän beschrieben hat. Jarl!«
Luden zählte. Als sich die Sonde dem Punkt im Zentrum näherte, drückte, er auf den Detonationsknopf. Draußen im All strahlte eine Blume. Sie erblühte mit einer intensiven Lichtausstrahlung, rot, mit blau durchsetzt, ein greller Punkt, der sich ausbreitete und die Sterne ringsum verblassen ließ. Der Atomsprengkopf, der seine Energien in Sekundenbruchteilen verstreute. Chemile verfolgte den Vorgang. Eine Sekunde lang schwebte der helle Punkt vor dem sternenübersäten Hintergrund des Alls, dann verschwand er abrupt.
»Das ist alles, Veem«, sagte Luden leise. »Jetzt wollen wir mal sehen, was wir haben.«
»Haben wir ihn geschlossen? Haben wir den Riß im Kontinuum zugemacht?«
»Das wäre unwahrscheinlich.«
»Aber wenn wir's nun doch geschafft haben? Verdammt, Jarl. Berry und Penza sind irgendwo dort drüben.«
Geduldig setzte Luden zu einer Erklärung an. »Wir haben den Riß nicht geschlossen. Ich habe das Geschoß am Rande des absoluten Zentrums gezündet. Ich wäre sehr überrascht, wenn der Schock die Öffnung geschlossen hätte.«
»Du wärst überrascht, und Berry und Penza wären gestrandet. Sie sind verloren, haben keinen Weg zurück, verlassen sich auf unsere Hilfe!«
Chemile marschierte auf und ab. Bunte Flecken bedeckten seine Haut, verwandelten ihn in die Parodie eines surrealistischen Gemäldes. Die Erregung hatte seinen Schutzmechanismus aus dem, Gleichgewicht gebracht.
Luden sagte heftig: »Reiß dich zusammen, Veem! Und es gibt keinen Anlaß zu der Vermutung, daß Berry und Penza noch leben Das ist gegen jede Logik!«
»Zum Teufel mit der Logik. Ich halte sie nicht für tot. Du etwa?«
»Mir widerstrebt der
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