Commander Scott 11 - Versklavte Erde
einem offenen Feuer eine Nachmittagsmahlzeit. Die Männer sahen aber in ihren farblosen Gewändern recht trostlos aus.
»Meine Liebe«, sagte Royce an ihrer Seite und deutete voraus. Zwischen den Bäumen war eine Gruppe zu erkennen, die sich ihnen näherte. Es waren Wächter - und noch etwas.
»Fremde?« fragte sie, und je näher die Gruppe kam, desto mehr runzelte sie die Brauen. Ein paar Schritte vor ihr hielt die Gruppe an. Einer der grotesk bemalten Wächter salutierte.
»Wir fanden sie dort, wo der Freimann hing, Hohe Dame«, berichtete er. »Wir hielten Wache, falls sein Stammversuchen sollte, die Leiche wegzuschaffen. Selbstverständlich sind noch andere Wachen dort. Schade, daß der Mann starb, ehe er sein Versteck verraten konnte, aber das finden wir noch, Hohe Dame, wenn wir etwas Zeit dafür haben.«
»Das ist euer Glück.. Das Reservat ist kein Versteck für solche Landstreicher. Ich bin fast versucht, daran zu glauben, daß dieses Gesindel bei euch Freunde hat.«
»Unmöglich, Hohe Dame!« Der Wächter schwitzte unter seiner Tarnbemalung. »Wir sind dem Rat treu ergeben.«
Natalie Toluca entließ den Mann und besah sich das, was der Wächter gebracht hatte - zwei Männer, einer davon alt und mit zerfurchtem Gesicht, aber in bunter Kleidung. Das fand sie unpassend. Männer, die sich versteckten, trugen keine bunten Kleider, vor allem keine, deren Stil und Schnitt ihr völlig unbekannt waren.
Und der andere? Nun, er war sehr groß, und sein Gesicht verriet Stärke. Sie konnte ihren Blick kaum von diesen Zügen losreißen, von den harten, direkten Augen, dem entschlossenen Kinn und von den Lippen, die wohl ebenso zärtlich lächeln wie sich grausam verzerren konnten. Der Körper paßte genau zu diesem Gesicht; er war stark, fest, mit breiten Schultern und schmalen Hüften; der Leib war flach, die Beine glichen langen, schlanken Muskelsäulen. Er trug, düsteres Schwarz, das nur von schmalen Goldstreifen aufgelockert war und keinerlei Schmuck oder Rangabzeichen aufwies. Der Mann brauchte so etwas auch gar nicht. Jeder konnte auf den ersten Blick sehen, was er war - vital, bestimmt, entschlossen, beharrlich, auch erbarmungslos. Sie fühlte sich seelisch zusammenschrumpfen. Einen solchen Mann hatte sie noch nie gesehen. Er war ein Herr und Herrscher, befehlsgewohnt und zum Herrschen geboren. »Wer bist du?« fragte sie scharf.
»Wir sind Reisende«, antwortete Scott leichthin. »Wir sind in Schwierigkeiten geraten und würden deine Hilfe begrüßen.«
Er studierte sie so, wie vorher sie ihn gemustert hatte und sah eine große, eckige Frau, deren Haar zu einem goldenen Helm gestutzt war, der ein starkknochiges Gesicht mit harter Kieferlinie umschloß. Ihre Nase war etwas- zu groß, dafür waren es auch ihre weitgesetzten blauen Augen unter dichten, gewölbten Brauen. Sie mochte in den mittleren Jahren stehen; ihr Körper war gut gepflegt, hätte jedoch anziehender gewirkt, wäre er durch ein paar wenigstens angedeutete Rundungen an den richtigen Stellen weicher erschienen. Sie trug eine tiefrote Tunika, die mit dicken goldenen Zöpfen und zahlreichen Insignien geschmückt war. Hosen in derselben Farbe steckten in schwarzen, glänzenden Stiefeln. Der Mann neben ihr sah nach gar nichts aus. Er war jünger als sie, sehr schlank, wirkte fast mädchenhaft und trug dunkelbraune Kleider mit ein paar roten Aufhellungen, und ihre Insignien waren in einem breiten Kreis auf seiner linken Brustseite wiederholt.
»Ich bin Royce Denholm und der Gefährte der Hohen Dame Natalie Toluca, die hier vor dir steht. Sie gehört dem Nord-Am-Rat an. Und du? Ihr beiden? Luden und Scott? Ist das alles?«
»Genügt das etwa nicht?« antwortete Scott vorsichtig, denn er wußte, daß er sich hier auf dünnem Eis bewegte. Er hatte erfahren, daß Wächter das Reservat beschützten - vor gejagten Männern, den Freimännern, die vor etwas davonrannten. Wovor? Vor wem? Vielleicht waren es Kriminelle oder von der Gesellschaft Ausgestoßene. Und die Frau schien das Kommando zu führen.
»Wie und wo ist euer Haus?« fragte die Frau kalt. »Und wer ist eure Herrin?«
»Wir gehören dem Haus Fren an«, antwortete Scott ohne zu zögern. »Unsere Herrin ist die Dame Selene Var. Wenn du uns hilfst, wird sie dir sehr dankbar sein.«
»Fren? Den Namen habe ich nie gehört, und ich kenne auch keine Selene Var«, erwiderte sie nach kurzem überlegen.
Scott zuckte die Achseln. »Die Welt ist groß, Hohe Dame.«
Natalie fühlte sich recht
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