Commander Scott 11 - Versklavte Erde
unbehaglich, und das hatte eindeutig mit dem großen Mann zu tun. Wie ein Mörder sah er gewiß nicht aus. Aber konnte man dessen sicher sein? War sie nicht auf dieser unsinnigen Jagd ein allzu leichtes Ziel für Meuchelmörder?
»Ihr seid Spione, denke ich«, antwortete sie abrupt. »Woher? Aus Nord-Chin? Süd-Af? Antwortet! Ich will es wissen!«
»Wie seid ihr hierher gekommen?« fragte Royce schnell. »Mit einem Luftwagen?«
Scott bemerkte den Blick, den sie dem Mann zuwarf, die plötzliche Wut in ihren -Augen, weil er sie unterbrochen hatte. Fast schien sie ihn schlagen zu wollen, denn sie hob die Hand, doch die ließ sie nach einem Moment wieder sinken.
»Ja, mit einem Luftwagen«, versicherte ihm Scott. »Wir flogen über das Reservat, als etwas geschah und wir die Kontrolle verloren. Das Fahrzeug stürzte ab, und wir hatten Glück, lebend wegzukommen.«
»Und deine Gefährten? Der Pilot?«
»Tot.«
»Sehr bedauerlich«, bemerkte Royce. »Siehst du, meine Liebe, wie leicht das Geheimnis zu klären ist. Der Meteor hat wohl atmosphärische Turbulenzen bewirkt, die jedes Luftfahrzeug in der Nähe vernichtet hätten. Die Männer hatten Glück, daß sie noch lebten.«
»So, wie sie gekleidet sind?«
Royce zuckte die Achseln. »Vielleicht eine Laune ihrer Herrin, und dafür kann man sie doch nicht tadeln.«
Sie fühlte sich noch unbehaglicher als vorher, und sie mußte sich über ihre Reaktion sehr wundern. Royce hatte sich auch viel zu glatt und schnell eingeschaltet, als wolle er ihnen ein Stichwort zuwerfen. Steckte er etwa mit dem Paar unter einer Decke?
Scott machte sie unruhig. Sie ertappte sich bei dem Wunsch, er möge an Royces Stelle neben ihr stehen, ihr Gefährte sein. Verrückt, vielleicht von den Drogen im Wein hervorgerufen; aber sie ahnte jetzt, daß ein solcher Mann sich fast jede Frau gefügig machen könnte, wenn er wollte. Sie natürlich nicht, aber...
»Royce, du bist vielleicht ein bißchen zu klug, aber es sind noch einige Fragen zu beantworten. Woher kommen sie? Wohin wollten sie reisen? Aus welchem Quadranten stammen sie? Vielleicht werden die Wächter sie zum Sprechen überreden können.«
Mit Peitschen und verbrannten Fingerspitzen, dachte Scott. Die Wächter rückten näher heran, und ihre Augen blitzten erwartungsvoll. Sie waren mit Messern und plumpen Pistolen bewaffnet, die fast wie uralte Vorderlader aussahen; vermutlich war es eine Waffe mit sehr geringer Reichweite, die im Wald nützlicher war als eine Flinte oder ein Gewehr. Einer der beiden war ungeduldiger als der andere, und Scott wußte, daß er den sofort annehmen mußte. Ein Handkantenschlag, dann der Nadler auf die Frau gerichtet, um ihr Angst einzujagen.
Damit konnten sie wenigstens Zeit gewinnen. Luden stöhnte. Er hob eine Hand an den Kopf. Es schien ihm schwer zu fallen, sein Gleichgewicht zu behalten, denn er schwankte ein wenig, und als er fiel, fing ihn Scott auf.
»Mein Kamerad ist verletzt. Er braucht Ruhe und Pflege«, sagte Scott scharf. »Wohin kann ich ihn bringen?«
Die Frage klang eher wie ein Befehl. Natalie drehte sich zu ihrem eigenen Erstaunen um und deutete auf ein Zelt neben dem Pavillon. Es war Royces Zelt. »Dort hinein. Ich werde ärztliche Hilfe schicken«, antwortete sie.
Die Frau, die gleich darauf kam, war klein flink und zierlich und machte immer wieder »tz, tz«, als sie Ludens mageren Körper untersuchte und seinen Schädel unter dem dichten Haar abgriff. »Männer«, meinte sie geringschätzig. »Wann wollt ihr schwachen, törichten Kreaturen je etwas dazulernen? Eine offensichtliche Gehirnerschütterung, und ihr laßt ihn stundenlang in der heißen Sonne marschieren! Er muß viel Ruhe haben und warme Getränke. Vierundzwanzig Stunden lang keine feste Nahrung.«
»Ist der Schädel verletzt, Doktor?« fragte Scott anscheinend besorgt.
»Ich bin kein Doktor, sondern eine Arzthilfe, aber ich glaube nicht, daß ihm etwas Ernsthaftes fehlt. Tut das, was ich sagte, dann ist es schon recht.« Luden setzte sich auf, als sie gegangen war. »Wenn diese Frau eine Arzthelferin ist, dann gnade Gott den Kranken dieser Welt!« bemerkte er säuerlich. »Jeder Medizinstudent im ersten Semester hätte gewußt, daß ich keine Gehirnerschütterung hatte. Sie schaute ja nicht einmal meine Augen an.«
»Das brauchte sie doch gar nicht, Jarl. Du hast eine recht glaubwürdige Szene hingelegt.«
»War aber nötig, Barry. Die hätten uns doch glatt angesprungen.« Luden sah sich im Zelt um. Es war
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